Warum trägt man auf jüdischen Friedhöfen eine Kopfbedeckung?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Noch mal eine Bemerkung ... Weil mich etwas an deiner Frage gestört hat, ohne dass ich es zunächst benennen konnte. Die Frage ist nicht neutral gestellt, sondern erweckt den Eindruck (oder die Befürchtung), dass jemand einem anderen seinen Willen aufzwingt. Wenn du fragst: Warum müssen sie sich an die Regeln einer "fremden" Religion halten?, dann klingt das irgendwie ... repressiv von dieser "fremden Religion".

Die Formulierung mit der Fremde ist schon verzerrend. So fremd scheint die Religion nicht zu sein, denn die Leute begeben sich immerhin auf ihre Friedhöfe. Sie wollen also etwas von ihr, nicht umgekehrt.

Das, was du hier anklingen lässt, nämlich die aggressive Religion, die anderen ihren Willen aufzwingt, dreht sie Situation, die du beschreibst, komplett ins Gegenteil um: Die fremde Religion kommt nämlich nicht in Form von Glaubenszombies aus dem Friedhof gewankt, um alle anderen ihren Regeln zu unterwerfen, sondern deine Leute begeben sich in ihr "Haus" und ignorieren die Regeln. Die Fremden sind in dem Fall sie. Warum sollten sie sich an die Regeln halten? Weil sie zu Gast bei ihr sind.

Du betrittst ja auch nicht das Haus eines Nachbarn, auf dessen Fußmatte "Bitte Schuhe ausziehen" steht, und lässt deine dreckigen Schuhe demonstrativ an.

Tust du doch nicht?

VanniliebtDave 
Fragesteller
 27.06.2011, 22:18

Nein nein... ich meinte das wirklich nicht bösartig... ich kann mich da einfach nicht so... ausdrücken. Ich zum Beispiel bin evangelisch. Und alle anderen Regeligionen bezeichne ich als fremd, weil ich mich in deren Sitten und Gebräuchen nicht auskenne.

Ich woltle einfach wissen, was passiert, wenn ich , einer anderen Religion zueghörig, einen jüdischen Friedhof betreten würde und mich einfach nicht an die Gebräuche der anderen Religion halte bzw. sie nicht respektiere.

Hinter meine Frage sollte wirklich nichts bösartiges stecken... ich war eben nur neugierig!!

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Thelema  27.06.2011, 22:28
@VanniliebtDave

Dann tut es mir leid, dass du bei mir in ein Schema gerutscht bist ... Es hätte auch wenig Sinn ergeben, da du ja immerhin mit einem Juden zusammen bist. Aber manchmal spielt einem die Liebe da auch einen Streich. :D

Kannst du denn ein wenig nachvollziehen, wieso ich es so aufgefasst habe? Und kannst du jetzt besser nachvollziehen, wieso es Juden stören kann, wenn jemand sich auf ihren Friedhöfen (oder in ihren Synagogen) nicht an ihre Gebräuche hält?

Ganz nebenbei: Hast du deinen Freund mal darüber befragt?

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VanniliebtDave 
Fragesteller
 27.06.2011, 23:41
@Thelema

Mein Freund ist nicht gläubig, ihn kann ich leider nicht fragen... und auch meine "Schwiegermutter" scheint nicht wirklich gläubig zu sein, da sie mir auch vieles nicht beantworten kann, oder mir auch Sachen erzählt, die ich im Internet nicht nachvollziehen kann :(

Ich kann es nachvollziehen ja... ich würde mich auch an die gegebenen Bräuche halten, aber es gibt einfach Leute, die - ich sage es mal auf Deutsch - einen Scheiß auf andere Sitten und Religionen geben. Und genau auf diese Leute bezog sich meine Frage!

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Thelema  28.06.2011, 01:48
@VanniliebtDave

Ich sach mal: Die könnten Stress bekommen. Eigentlich wünschte ich mir das, aber ich erwarte es eigentlich nicht. Wenn sie nicht wirklich dreist sind, wird das nach meiner unmaßgeblichen Ansicht wohl low-level abgehandelt werden. Und wenn sie nicht gerade an spätpubertierende Orthodoxe geraten ...

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Jüdische Männer bedecken ihren Kopf zu jeder Zeit, in der sie sich an die Gegenwart Gottes erinnern. Orthodoxe Männer tragen daher ständig eine Kopfbedeckung, da ihr ganzer Alltag von Berachot durchwoben ist. Konservative Juden und viele liberale Juden in Europa tragen eine Kopfbedeckung, wenn sie beten oder studieren.

und - nein - sie "müssen" es nicht - es wird empfohlen und erbeten. Das heisst: Wenn du z.B. als Christ in eine jüdische Abhandlung eingebunden bist, wirst du ersucht - und man reicht sie dir - eine Kippa zu tragen. Dein Annehmen wird als freundliche und den Glauben akzeptierende Geste angenommen. "Zwang" wirst du nicht erleben.

Wenn du auf einem jüdischen Friedhof ohne Kippa (Ohne 'Kappel` oder Jarmulka) gesehen wirst - passiert nix.

Es gibt viele christliche Menschen, die einen jüdischen Friedhof besuchen. Wenn sie sich dort adäquat einem christlichen Friedhof benehmen, sind sie jederzeit herzlich willkommen. (In jedem jüdischen Friedhof gibt es auch Bedienstete, die dir gerne Auskunft über Bräuche, Gebräuche und Riten geben! Fühle dich bitte nicht eingeschränkt, darauf zurückzukommen!)

VanniliebtDave 
Fragesteller
 25.06.2011, 16:19

Okay, das nenne ich endlich mal eine ausführliche und konkrete Antwort. Vielen Dank, tintoretto!

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" In diesem Fall haben die Männer meist eine andere Religion oder sind gar nicht gläubig, warum sollten sie sich plötzlich an die Regeln einer "fremden" Religion halten?!"

Die Antwort ist ganz einfach wenn Sie sich nicht daran halten haben Sie auf einen Jüdischen Friedhof nichts zu suchen. Wenn man keinen Bock hat die Regeln ein zuhalten und den Respekt anderer Religion mit Füssen tritt, hat man da einfach nichts zu suchen.

ilovejewwoman  26.06.2011, 17:50

Ich habe schon oft beim "europäischen Tag der jüdischen Kultur" gesehen, wie Männer ohne Kopfbedeckung in der Synagoge bzw. auf dem jüdischem Friedhof waren. (Mir ist es einmal passiert, weil ich einfach nicht daran gedacht habe). Allerdings muss in diesem Zusammenhang gesagt sein, dass sowohl die Synagogen als auch die Friedhöfe, nicht mehr benutzt werden, sondern nur zur Besichtigung zugänglich sind.

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Thelema  26.06.2011, 21:39

@Darkicegirl: Stimme dir voll zu. Auch wenn ich das wohl entspannter sehe, als dein Tonfall andeutet. Ist aber verständlich.

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So wie die Kippa ein Symbol des Respekts dem jüdischen Gott gegenüber ist, sehe ich als Agnostiker es als ein Gebot des Respekts den jüdischen Gläubigen gegenüber, an ihren heiligen Orten ihre Rituale mit der entsprechenden Haltung zu beherzigen.

Obwohl ich nicht gläubig bin, empfinde ich es, als träte ich den Glauben der Juden mit Füßen, würde ich auf ihren Friedhöfen ohne Kippa rumlaufen. Pietät ist wohl ein zutreffendes Wort. Und ich weiß von jüdischen Freunden, dass sie dich vielleicht nicht ansprächen, aber sie würden sich gestört fühlen. Auch wenn sie nicht gläubig sind. Das ist dann natürlich nicht religiös begründet, sondern menschlich-sozial. Das Gefühl würde in etwa der Einschätzung "offensive/aggressive Respektlosigkeit" entsprechen.