Subkultur Gothic: Auf dem Friedhof abhängen?

6 Antworten

"Für die „normale“ Gesellschaft ist der Friedhof vielleicht ein ungewöhnlicher Ort für Freizeitaktivitäten. Für den Gothic ist der Friedhof der Ort, an dem er Ruhe finden kann, eben weil die „Orte der Toten“ in unserer Kultur nicht zu den beliebtesten Ausflugszielen gehören. Die Gothics finden ihre Interessen auf dem Friedhof gleich in mehrfacher Hinsicht befriedigt. Zum einen sind viele Friedhöfe wahre Oasen der Ruhe und mitunter die schönsten Parks innerhalb von Großstädten, zum anderen finden sie hier die richtige Atmosphäre, um ihre Gedanken und Gefühle kreisen zu lassen. Dabei steht nicht der Tod im Vordergrund, sondern vielmehr die Vergänglichkeit. Gothics lieben den morbiden Charme alter Grabstätten und die vielen Geschichten, die die Grabsteine zu erzählen haben. Logisch, dass historische Friedhöfe hier die Favoriten sind.

Als die ersten Gothics die Friedhöfe für sich entdeckten, wurden schnell Gerüchte laut, dass die jungen Leute nachts auf dem Friedhof auf den Gräbern tanzen, schwarze Messen abhalten, oder sich zu dunklen Machenschaften verabreden. Schnell fand man damals auch Gothics, die bereit waren, dieses Klischee für die Boulevard-Medien darzustellen, um so die Skepsis gegenüber der Schwarzen Szene zu schüren.

In Wirklichkeit nutzen Gothics den Friedhof vor allem tagsüber und als Motivquelle für ihre Fotografie-Leidenschaft, denn Friedhöfe, Grabsteine und Grabstätten gehören zu den beliebtesten Bildern, mit denen man sich in der Szene umgibt."
https://www.emp.de/themen/gothic/szene/orte/friedhof/

anonym204001 
Fragesteller
 15.07.2023, 18:47

Danke für die ausführliche Antwort! Also kurz gefasst, ist das für Gothics einfach nur ein Ruheort.

Denn es wird auch oft gesagt, dass es satanistische Hintergründe gibt, warum sie das tun. Sind das auch alles nur Vorurteile?

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SpookyBatwing  15.07.2023, 19:18
@anonym204001

"Satanismus ist keine Szene-Religion, sondern - ebenso wie viele anderen Themen - ein Interessensgebiet. Das Bild von Gothics als Satanisten entstand außerhalb der Szene und nicht innerhalb. In den späten 80ern wurden den Gruftis Grabschändungen vorgeworfen. Man unterstellte ihnen, satanistische Rituale abzuhalten und brachte sie mit allerlei absurden Mythen in Verbindung. Angefeuert durch einige Morde, die von angenommenen Szene-Mitgliedern begangen wurden und in der Presse als „Satanisten-Morde“ umhergeisterten, spitze sich die Situation Ende der 1990er zu. Dass auch die Schwarze Szene nicht vor Verbrechern sichern ist - wie jede andere gesellschaftliche Gruppe auch nicht - spielte in der Wahrnehmung der Außenstehenden keine Rolle.

Zahlreiche Medien berichteten über satanistische Tendenzen innerhalb der Szene, die von Songtexten wie „Gottes Tod“ von der Band „Das Ich“ in ihren Augen bestätigt wurden. Meist fanden sich schnell ein paar junge sensationsaffine Gruftis, die sich auf das inszenierte Spiel einließen und bereitwillig vor der Kamera „schockierende“ Ansichten vertraten. Letztendlich waren aber alle Theorien zu einem Zusammenhang von Schwarzer Szene und Satanismus völlig haltlos und konnten weder belegt noch bestätigt werden. Sicher ist jedoch, dass sich Szenemitglieder - im Rahmen eines allgemeinen Interesses an der dunkeln Seite der Welt - auch mit der Satanischen Bibel und mit dem Satanismus beschäftigen und auskennen. Dies jedoch aus Neugier und nicht aus Überzeugung. Anders als im Mainstream, wird der Satanismus nicht mit einem Tabu belegt. Er wird aber auch nicht gefeiert oder bevorzugt. Es gibt auch szeneseitig keine satanistischen Rituale oder Veranstaltungen auf Friedhöfen, an denen man teilnehmen könnte."

https://www.emp.de/themen/gothic/szene/religion/satanismus/

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Atheismus ist keine Religion. Goths hängen auch nicht wirklich so oft an Friedhöfen herum, aber wenn dann wegen der Ästhetik und der Atmosphäre.

Das ist zumeist die Lebenseinstellung, mit Wicca und dergleichen hat das herzlich wenig zu tun.
Ich zum Beispiel genieße einfach die Ruhe die auf einem Friedhof herrscht, nicht mehr und nicht weniger, man kann einfach seinen Gedanken nachhängen, egal ob nun am Tag oder bei Nacht, bei uns zum Beispiel wo ich wohne sind die meisten Aufgrund von Vandalismus in der Nacht abgeschlossen worden und ganz unter uns, ganz so verkehrt finde ich es nicht, gerade der jüdische Friedhof bei uns im Ort wird immer wieder von Vandalen aufgesucht, leider auch wenn er abgeschlossen ist, irgendwie finden die Leute doch immer einen Weg hinein und zerstören oder klauen Sachen, auch so werden gerne Sachen von irgendwelchen Halbstarken gestohlen was nicht nur pietätlos ist sondern einfach traurig, nicht mal den Toten egal ob jung oder Alt ist ihre Totenruhe gegönnt.

Die Szene an sich ist religionsfrei, wobei „Mystik“ (Wicca, Paganismus, Satanismus, Okkultismus und co.) für viele interessant ist, da es zur „düster-mystischen“ Stimmung der Szene passt. Viele aber beschäftigen sich zwar mit diesen Religionen u.ä., gehören denen aber nicht an und praktizieren sie auch nicht.

Und Friedhöfe gelten ja als düster-romantisch und mystisch. Ein Ort der Ruhe, des Todes und co.

Daher entsprechen Friedhöfe einfach der Stimmung und Ästhetik der Szene.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich bin Goth

Man kann auch sagen: Dem Tod bereits näher als dem Leben. Teuflischer Trick!