Warum sollte man eigentlich überhaupt viel Überlegungen in Antworten auf komplexe philosophische Fragen stecken?

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Weil Erkenntis den Charkter prägt und bildet. Viel zu philosophieren führt dazu dass man alles mögliche hinterfragt. Hinterfragt führt zu Verständnis und Verständnis zu Toleranz und innerer Ruhe.

SchIechtInMathe 
Fragesteller
 10.12.2021, 23:49

Auch ein gutes Argument. Aber nun kann man sich auch drüber streiten, ob es sich lohnt seinen Charakter auf solchen Erkenntnissen aufzubauen.
Kann man es überhaupt Erkenntnis oder Verständnis nennen, wenn es auf die Frage mehrere mögliche Antworten geben kann? Damit meine ich nicht nur, das andere Personen vielleicht eine andere Antwort auf die selbe Frage haben, vielleicht hat man ja auch selber mehrere. Dies würde dann eher zu innerer Unruhe führen.
Innere Ruhe in vermeintlichen Erkenntnissen zu finden scheint mir gerade eher als ein Weg, der inneren Unruhe zu entkommen die durch die tatsächlich wahre Erkenntnis ausgelöst wird, das es keine wirkliche Erkenntnis auf die meisten philosophischen Fragen gibt und dessen man sich auch bewusst ist - verwerflich ist es nicht, wer will schon innerlich beunruhigt sein? Aber ganz richtig ist es dann auch nicht zu sagen, das man Erkenntnis gefunden hat.

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MyNeverland  10.12.2021, 23:57
@SchIechtInMathe

Du hast dann aber eine ganz wichtige Erkenntnis gefunden, die meiner Meinung nach einigen Menschen auf der Welt fehlt.

Es gibt nicht nur eine richtig Antwort. Die Welt ist vielfältig. Es gibt nicht nur immer Option 1 und Option 2 und eine davon ist falsch und die andere richtig.

Natürlich gibt es Fälle in denen das zutrifft, aber ganz oft ist das eben nicht der Fall. Und sich einzugestehen dass die eigene Meinung nicht die einzig richtige ist, ist ein großer Schritt in Richtung Toleranz.

Ich verstehe was du mit innerer Unruhe meinst. Aber auch der kann man sich entledigen indem man sich in Akzeptanz übt, einer weiteren wichtigen Eigenschaft des menschlichen Charakters. Man kann nicht immer auf alles eine Antwort haben. Man kann nicht alles so drehen wie man es gerne hätte. Zu akzeptieren dass die Zeit für eine eindeutige Antwort eben noch nicht da ist und man sie schon finden wird wenn es so weit ist, zeugt meiner Meinung nach von innerer Stärke. Und die aufzubauen indem man sich in Akzeptanz übt, führt im gleichen Zuge auch zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit.

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SchIechtInMathe 
Fragesteller
 11.12.2021, 20:35
@MyNeverland

Jetzt verstehe ich, was du damit meintest. So weit habe ich deine Antwort vorher noch gar nicht interpretiert.
Nur ist das Problem, das sich jetzt schon wieder tausend andere Fragen für mich ergeben haben. Zum Beispiel, würde man jetzt von deiner Idee ausgehen, ist der Grund des Bedürfnisses des Menschen zu philosophieren wirklich einfach nur Charakter Bildung? Ich meine, würde man von der Bedürfnis-Pyramide nach Maslow ausgehen, die durchaus legitim ist, würde es schon Sinn machen. Der oberste Punkt auf dieser Pyramide sind ja die Selbstverwirklichungs-Bedürfnisse, von daher könnte man schon sagen das es einfach nur zur Weiterentwicklung des Selbst dient - und wenn man dann noch davon ausgeht, das es keinen lebenswichtigen Nutzen hat, stärkt das dieses Argument noch mehr.
Vorallem gerade ist es schwierig für mich, zu unterscheiden zu welchen Fragen es eine eindeutige Erkenntnis geben kann, und zu welchen nicht, also ob man diese Fragen gruppieren kann.

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MyNeverland  14.12.2021, 13:32
@SchIechtInMathe

Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung scheint mir tatsächlich eine gute Begründung für das Philosophieren zu sein. Schließlich ist das Philosophieren eines der Dinge die unseren Fortschritt antreiben.

Was unterscheidet uns Menschen von Tieren? Die Art wie wir denken ist da ein großer Aspekt und somit auch das Philosophieren. Dadurch entwickeln sich Menschen immer und immer weiter. Tiere bleiben auf ihrem Entwicklungsstand, weil sie eben nicht darüber nachdenken was es "noch mehr" für sie geben könnte.

Und ob man Fragen gruppieren kann... kommt darauf an, welche Moralischen Grundsätze du vertrittst.

Zum Beispiel grade das Drama um das Impfen... die Frage ob man eine Impfpflicht einführen sollte oder nicht.

Ist dir die Selbstbestimmung eines jeden Einzelnen wichtiger oder dass so viele Menschen wie möglich überleben und gesund bleiben?

Sind die Menschen die sich gegen die Impfung wehren überhaupt fähig eine Entscheidung zu ihrem eigenen Wohl und dem der Allgemeinheit zu treffen? Wenn nicht, haben Sie dann überhaupt das Recht in dieser Angelegenheit mündig zu bleiben? Einem geistig Behinderten wird Schließlich auch die Mündigkeit entzogen, da er keine gesunden und durchdachten Entscheidungen für sich selbst treffen kann. Und das tut niemand aus Boshaftigkeit, sondern zu deren Schutz.

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SchIechtInMathe 
Fragesteller
 16.12.2021, 22:17
@MyNeverland

Oh, das trifft den Nagel echt auf den Kopf. Tatsächlich bin ich nämlich persönlich ebenfalls nicht für eine allgemeine Impfpflicht.
Ich will jetzt aber eigentlich auch nicht wirklich weiter darauf eingehen, wieso ich so empfinde. Ich verstehe dein Beispiel dennoch, und finde dass das eine für mich zu mindest sehr hilfreiche Konversation war :))

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MyNeverland  16.12.2021, 22:37
@SchIechtInMathe

Ich finde dass in einer Gesellschaft, in der die einzelnen Individuen viele Vorteile haben, die Individuen auch gewissen Verpflichtungen nachkommen müssen. Dazu gehört unter Anderem das Fortbestehen ihrer Gesellschaft zu sichern. Dazu gehört eben auch die Gesundheit. Und wer sich ein wenig mit Biologie und Medizin auskennt und sich über Corona über seriösen Quellen informiert hat, muss schlichtweg einsehen dass die Impfung nunmal Leben schützt. Was Corona bei ungeimpften und geimpften Risikopatienten anrichten kann, haben wir zur Genüge gesehen.

Natürlich birgt eine Impfung auch Risiken, aber weit weniger als eine Coronainfektion. Und auch alle andern Impfungen, Medikamente und auch sowas wie Kaffe kann Nebenwirkungen haben.

Ich habe zuerst auch gedacht, dass eine Impfpflicht nicht richtig wäre, weil sie einem das Recht zur Selbstbestimmung nimmt.

Aber es gibt eben zum Beispiel Risikopatienten die bereits geimpft sind, sich bei ungeimpften aber trotzdem wieder anstecken und daran sterben können. Diese Menschen können nichts mehr tun um ihr Leben zu schützen. Es ist also nicht privatsache sich impfen zu lassen oder nicht, denn die Folgen dieser Entscheidung betreffen auch völlig Fremde Menschen.

Klingt Drastisch dass so zu sagen, aber im Grunde triffst du mit der Entscheidung dich nicht impfen zu lassen auch die Entscheidung andere Menschen in tödliche Gefahr zu bringen. Deswegen bin ich der Meinung dass die Menschen nicht dazu berechtigt sein sollten diese Entscheidung zu treffen. Psychopathen lässt man schließlich auch nicht frei rumlaufen und Leute ermorden, selbst wenn er nur ein Mal im Jahr jemanden tötet. (Drastisches Beispiel, aber ich glaube garnicht mal dass das Verhältnis so falsch ist)

Mich würde deine Begründung für deine Haltung gegen eine Impfpflicht interessieren.

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SchIechtInMathe 
Fragesteller
 16.12.2021, 22:48
@MyNeverland

Siehst du, genau das wollte ich nicht das dabei raus kommt. Du weisst nicht wie mir das zu den Ohren raus hängt, das ich in letzter Zeit wirklich fünf mal die Woche irgendjemandem erklären muss wieso ich mich nicht impfen lassen will und es wirklich jedes mal nur auf Streit hinausläuft, da es der fragenden Person meistens gar nicht darum geht meine Argumente zu verstehen bzw. zu versuchen diese zu verstehen, sondern darum mir ihre Argumente aufzuzwingen und mich zum vermeintlich besseren zu überzeugen.

Mein genereller Punkt ist erstmal, das ich es moralisch genauso falsch finde jemanden zum impfen zu zwingen, wie du es findest das sich jemand nicht impfen lassen möchte. Ich bin grundsätzlich einfach dafür, das jeder zu mindest darüber freie Wahl haben sollte - ich habe kein Problem damit, wenn sich jemand impfen lässt, ist auch nicht meine Sache, und das ist ebenfalls einer der Gründe wieso ich erwarte das mir die selbe freie Entscheidung überlassen wird.
Wenn ich aber ganz ehrlich mit dir bin, hab ich auf diese Diskussion heute Abend keine Lust mehr. Schreib mir einfach privat und dann diskutieren wir das morgen weiter, wenn du wirklich daran interessiert bist.

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Philosophische Überlegungen können sehr spannend sein. Aber sie sind wie Salz in der Suppe: Man sollte nicht zu viel auf einmal präsentiert bekommen.

Zudem gilt: Man sollte sie nicht in Bergen von Text vergraben präsentiert bekommen, sondern sollte sich alle wichtigen philosophischen Aussagen der bisherigen Menschheitsgeschichte am besten in möglichst knapp notierter Form zu Gemüte führen. Man merkt dann, dass es gar nicht so viele sind und dass die wesentlichen Ideen sich alle tatsächlich mit nur ganz wenig Text ausreichend verständlich darstellen lassen.

SchIechtInMathe 
Fragesteller
 10.12.2021, 23:57

Aber was wenn ich gerne viel Salz in meiner Suppe habe? Vielleicht interessiert mich ja auch genau deswegen was du meinst damit das man nicht zu viel von solchen Überlegungen präsentiert bekommen sollte.

Auch dein zweiter Abschnitt ist mir nicht ganz klar, vor allem wenn du dich damit gezielt darauf bezogen hast was ich mit ''viel Überlegung'' angesprochen habe. Ich meine, man kann sich doch auch viele Überlegungen machen und sie trotzdem in eine kurze Textform einpacken. Genauso wie man sich wenig Gedanken machen kann, und sie in viel Text umpacken kann.
Mit einander zu tun haben müssen die Anzahl an Überlegungen und die Anzahl an Text doch nicht unbedingt?
Schöner zu lesen und zu hören sind kurze Sätze die die Überlegungen zusammen fassen alle mal, aber das bedeutet nicht das sie inhaltlich unbedingt mehr wert sein müssen.

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ulrich1919  12.12.2021, 11:04
@SchIechtInMathe
Aber was wenn ich gerne viel Salz in meiner Suppe habe?

Salz ist lebensnotwendig; ein Zuviel schadet.

Außerdem war Deine Frage mit ,,man" gestellt, nicht mit ,,ich".

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grtgrt  12.12.2021, 11:31
@ulrich1919

Wer gerne "viel Salz" in der Suppe hat (sprich: Berge von durch selbst ernannten Hochschulphilosophen produzierter Texte lesen möchte, nach deren Lektüre man hinterher so klug ist wie vorher), darf das natürlich gerne tun.

Dass es dennoch bis heute auch immer wieder Hochschullehrer für Philosophie gab und gibt, die sehr Lesenswertes schreiben, will ich nicht bestreiten (Karl Jaspers etwa ist wirklich lesenswert, auch Kant, wobei dessen Texte aber - allein vom Satzbau her - schon etwas Mühe erfordern, sie zu verstehen).

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SchIechtInMathe 
Fragesteller
 12.12.2021, 22:07
@ulrich1919

Gerne viel Salz zu konsumieren, muss aber nicht gleich bedeuten das dies eine lebensbedrohliche darstellen muss, bzw. eine Menge die Nebenwirkungen mit sich tragen kann. Die Menge an Salz in meiner Suppe ist für viele vielleicht nicht gerade genießbar, aber gefährlich muss sie der Gesundheit nicht unbedingt werden.

Außerdem war Deine Frage mit ,,man" gestellt, nicht mit ,,ich".

Verstehe ich jetzt nicht, wo da der Fehler steckt. Wäre nett wenn du das nochmal genau erläutern kannst.

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SchIechtInMathe 
Fragesteller
 12.12.2021, 22:24
@grtgrt

Wo viel Text zwangsweise gleichzustellen damit ist, das genannter Text nichts aussagt ist mir nicht ganz klar.
Finde ich jetzt ehrlich gesagt schon ziemlich schade, das es unter solchen Fragen immer Leute wie zum Beispiel dich geben muss, die ihre subjektive Meinung abwertend gestalten müssen. Habe diese Frage eigentlich geschrieben, um mich friedlich mit anderen über diese Thematik auszuquatschen, da ich es ehrliche nicht verstehen konnte. Wenn es dann aber Personen gibt, die warum auch immer ihre Meinung so abschätzend äußern müssen, und es zusätzlich noch hinter offensichtlicher Ironie verstecken fragt man sich echt, ob sich das überhaupt lohnt.

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grtgrt  12.12.2021, 23:46
@SchIechtInMathe

Meiner Ansicht nach wäre es interessant, von jeder Person, die sich selbst für einen Philosophen hält, eine Kurzfassung ihrer Standpunkte zu haben in der Form, wie Wittgenstein sie uns mit seinem Traktatus hinterlassen hat.

Das Gegenteil solcher Transparenz praktiziert Markus Gabriel (der - wie sein US-amerikanischer Kollege Searle merkwürdiger Weise meint - "derzeit wohl beste Philosoph Deutschlands"): Gabriel denkt und redet schneller als jeder seiner Kollegen, schreibt ein Buch nach dem anderen, merkt dabei aber gar nicht, wie trivial und oft sogar fehlerbehaftet und formal unakzeptabel seine Argumentation ist: Jedenfalls, was seinen sog. "Neuen Realismus" betrifft. Seiner Meinung "Die Philosophien der letzten 2500 Jahre: alle falsch" kann ich beim besten Willen nicht folgen.

Mir scheint fast, Gabriel hat noch gar nicht begriffen, durch welche Art von Qualität sich philosophisches Denken auszeichnet und von der Argumentation der Wissenschaft unterscheidet. Er denkt in beiden Rollen unterwegs zu sein: der des Philosophen und der des Geisteswissenschaftlers, hat aber noch nicht gelernt, diese beiden Rollen von einander zu unterscheiden. Ganz offensichtlich bedeutet zu philosophieren für ihn einfach nur, die eigene unausgegorene Meinung lautstark zu verkünden.

Tatsache scheint mir auch zu sein, dass Hochschullehrer für Philosophie zunächst mal nur Verwalter und Erklärer des philosophischen Erbes der Menschheit sind und sein müssen. Um wirklich Philosoph zu werden, bedarf es mehr.

Mit seiner Meinung, alle Philosophien der letzten 2500 Jahre seien falsch, macht uns Gabriel drei Dinge klar:

  1. Dass er selbst noch nicht mal die wichtigsten jener Philosophien auch nur ansatzweise verstanden hat.
  2. Dass er selbst als Verwalter des philosophischen Erbes der Menschheit absolut ungeeignet ist: Denn statt dieses Erbe zu bewahren, versucht er es schlecht zu reden und nur seinen eigenen Standpunkt als wahre Philosophie gelten zu lassen. Man könnte weinen, wenn man das hört und liest, was er so von sich gibt.
  3. Vor allem aber beweist er mit seinem allzu forschen Statement, die Welt könne gar nicht existieren und er hätte es sogar bewiesen, wie wenig gerade er bisher verstanden hat, dass Philosophie ihrem Wesen nach stets nur Aussagen produziert, die sich weder beweisen noch widerlegen lassen, so dass sie immer nur Meinung sein können.
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ulrich1919  13.12.2021, 09:27
@SchIechtInMathe

Außerdem war Deine Frage mit ,,man" gestellt, nicht mit ,,ich".

Verstehe ich jetzt nicht, wo da der Fehler steckt. Wäre nett wenn du das nochmal genau erläutern kannst.

Gerne! Danke für die freundliche Rückfrage! Eine Frage ,,Warum sollte man . . . * verlangt eine Antwort, die für eine Mehrheit der Menschheit (wenigstens innerhalb unseres Kuturkreises) gültig ist. Du kannst eine Antwort auf die Frage ,,Warum sollte man . . . * nur kommentieren oder korrigieren mit Argumenten, die für diese Mehrheit der Menschheit gültig sind. Ein Argument, das nur für Dich gültig ist, weil es aus Deinem Geschmack oder Empfindungen abgeleitet ist; kann keine gültige Widerrede sein auf eine allgemein gestellte Frage. Wenn Du eine ,,persönliche" Beratung willst, sollte die Frage lauten ,,Warum sollte ich . . ."

Ich bin da etwas pingelig, weil JEDE Philosophie mit einer eindeutigen Sprache anfängt. Eine eindeutige Sprache braucht aber nicht kompliziert zu sein!

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grtgrt  13.12.2021, 11:49
@ulrich1919
Ich bin da etwas pingelig, weil JEDE Philosophie mit einer eindeutigen Sprache anfängt. Eine eindeutige Sprache braucht aber nicht kompliziert zu sein!

Man kann dieser Aussage nur zustimmen. Entsprechend zu handeln, ist enorm wichtig. Aber leider ist auch das ein Punkt, den Markus Gabriel sträflich vernachlässigt: In seiner Argumentation hin zu seinem "Forschungsergebnis", dass die Welt (als das Alles Umfassende) gar nicht existieren könne, hat er zwei für seine Argumentation zentrale Begriffe benutzt, sie aber nicht ausreichend genau definiert:

  1. den Begriff des "Sinnfeldes" und
  2. was es denn wohl bedeuten könnte, in einem Sinnfeld "aufzutreten".

Hätte er sich darüber Gedanken gemacht, wäre ihm sofort aufgefallen, dass die Welt unmöglich einfach nur das "Sinnfeld aller Sinnfelder" sein kann und auch, dass ein Sinnfeld in einem anderen nicht notwendig als Element auftreten muss, sondern darin natürlich auch als Teilmenge auftreten kann.

Was soll ich da über jemanden denken, der so einfache Dinge nicht zu verstehen scheint, obgleich man ihn doch zum Inhaber eines Lehrstuhls für Erkenntnistheorie gemacht hat? Ist die Hochschulphilosophie noch zu retten?

Oder sollte man sich nicht vielleicht doch der Meinung des Astrophysikers Steven Hawking anschließen, der zur Meinung kam "Philosophy is dead".

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ulrich1919  13.12.2021, 13:30
@grtgrt
Ist die Hochschulphilosophie noch zu retten?

Solange es Philosophen gibt wie Precht in Deutschland und Barbara Bleisch in der Schweiz, ist die Hochschulphilosophie noch sinnvoll und braucht keine ,,Rettung" höchstens eine gründliche Reform. (Und eine Entfernung von Hampelmänner wie Markus Gabriel)

" Philosophy is dead".

Diese Aussage ist nicht sehr philosophisch, eher tendenziell und ist nach meiner Meinung einen Diskurs nicht wert. Stephen Hawking mag ein genialer Naturwissenschaftler sein; das heißt noch nicht zwangsläufig, dass seine Aussagen über Philosophie die gleiche Qualität haben.

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ulrich1919  13.12.2021, 13:39
@grtgrt
Man merkt dann, dass die wesentlichen Ideen sich alle tatsächlich mit nur ganz wenig Text ausreichend verständlich darstellen lassen.

Wichtiger als der Umfang des Textes ist die Komplexität. Es könnte sein, dass etwas mehr Text, dafür weniger kompakt und ausführlicher, besser verständlich ist.

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SchIechtInMathe 
Fragesteller
 16.12.2021, 21:57
@grtgrt

Was ist ein Wittgenstein, und was ist ein Traktatus? Habe versucht was über Google raus zu finden, aber bin durch diese auch nicht sonderlich schlau über diese Redewendung (zu mindest nehme ich jetzt einfach mal an, das es eine Redewendung ist) geworden.
Aber abgesehen davon - erstmal muss man sich doch gar nicht als Philosophen selbst ernennen, nur weil man philosophiert. Nur weil ich zum Beispiel ein Bild male, bin ich ja auch nicht gleich ein Maler. Wenn man jetzt also nach deinen Worten geht, wäre es dann okay lange Texte anstelle von kurzen Zusammenfassungen der Gedanken zu einer bestimmten Frage/Thema etc. zu schreiben?
Das, was du mit Markus Gabriel etc. genannt hast - da gehe ich auf die Grundaussage von Herr Gabriel erstmal nicht ein -, waren doch übrigens auch nur Beispiele, und können nicht als Beweis verwendet werden das allgemein kurze Aussagen längeren Texten thematisch überlegen sind.

Was ich übrigens mit meinen vorherigen Kommentaren zu deiner Antwort sagen wollte, ist nicht das ich es als falsch empfinde kurze Aussagen bzw. 'Gedankenäußerungen' zu bevorzugen, mir ging es ja lediglich darum, das man es nicht so darstellen sollte als könne man sich logisch und inhaltlich gesehen nur auf solche verlassen, ich mein da muss man ja ebenfalls wieder zwischen Wahrheit und Meinung unterscheiden können.

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SchIechtInMathe 
Fragesteller
 16.12.2021, 22:08
@ulrich1919

Oh, jetzt verstehe ich das schon etwas besser. Rückblickend hätte ich da wirklich etwas genauer hätte sein können. Ich hoffe nur, das man trotzdem versteht was ich damit ausdrücken wollte.
Mit dem ''ich'' bezüglich dieser Suppen-Metapher, wollte ich auch eigentlich gar nicht genau auf meine eigene Meinung zu diesem Thema eingehen, sondern es eher theoretisch gestalten. Tatsächlich ist es mir eigentlich sogar ziemlich Schnuppe wie lang eine philosophische Aussage oder einfach Überlegung geschrieben ist, mir persönlich geht es nur um den Inhalt und wenn es mir mal auf die Länge ankommt, ist es oft Kontext bedingt.

Trotzdem danke für den Hinweis bezüglich deswegen, ist kompliziert zu beschreiben wie ich es tatsächlich meinte aber einfachheitshalber hätte ich natürlich auch einfach 'man' benutzen können.

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grtgrt  17.12.2021, 01:15
@SchIechtInMathe

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Hier Wittgensteins Tractatus: https://people.umass.edu/klement/tlp/tlp.pdf

Ich verstehe ihn als Aufschreibung von Wittgensteins gesamtem philosophischen (Lebens-) Ergebnis notiert getreu Wittgensteins Meinung: "Alles, was sich zu sagen lohnt, kann man auch kurz und klar sagen".

Leider scheint mir so manch anderer eher nach dem Prinzip zu schreiben: "Ich weiß zwar nichts zu sagen, aber es merkt wohl keiner, wenn meine Publikationen nur hinreichend lang ausfallen".

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Wenn man alle möglichen philosophischen Fragen mal durchgegangen ist und zu dem Schluss gekommen ist dass es eigentlich sowieso nichtig ist weil man sowieso nichts wirklich weiß, sollte es besser werden ;D

SchIechtInMathe 
Fragesteller
 11.12.2021, 20:20

Was genau sollte besser werden?

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SchIechtInMathe 
Fragesteller
 11.12.2021, 21:47
@Materianer

Hier muss man differenzieren. Nur weil ich keinen genauen Nutzen bzw. Sinn dahinter erkennen kann, wieso man viel Überlegung in philosophische Fragen investieren sollte, bedeutet das noch lange nicht das es mir keine Freude bereitet dies zu tun bzw. und/oder das ich damit aufhören möchte.
Welchen Nutzen es hat, bzw. ob es einen hat - dazu kann jeder seine eigene Meinung haben und diese auch äußern, auch du. Aber du brauchst mir trotzdem ganz sicher keine Tipps geben, was ich ''besser'' machen kann, basierend darauf was du denkst.

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Materianer  11.12.2021, 22:19
@SchIechtInMathe
bedeutet das noch lange nicht das es mir keine Freude bereitet dies zu tun bzw. und/oder das ich damit aufhören möchte.

Ich habe auch nicht gemeint das dauerhaft zu tun es ist nur nützlich um zu erkennen dass nicht alles beantwortet werden muss.

Aber du brauchst mir trotzdem ganz sicher keine Tipps geben, was ich ''besser'' machen kann, basierend darauf was du denkst.

Achso ich dachte nur andere Sichtweisen könnten dich ähnlich inspirieren wie es bei mir immer wieder der Fall ist.

Ob man es für sich selber annimmt ist sowieso jedem selber überlassen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus#Theorie

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Vielleicht auch gerade deshalb, weil das Sein immer komplexer wird....

Gestern: Scobel - 3SAT

Komplexe Systeme

https://www.3sat.de/wissen/scobel/scobel--mit-komplexitaet-leben-100.html

Mit Komplexität leben

Komplexe Systeme gibt es sowohl in der Natur als auch in vielen Bereichen der Gesellschaft. Aber wie lassen sie sich genau beobachten, verstehen und steuern?

Menschen neigen in Entscheidungen und Handlungen zu einfachen Lösungen. Dabei werden häufig Zusammenhänge und Wechselwirkungen übersehen: Denn Natur und Gesellschaft sind komplexe Systeme. Wie können wir nachhaltiger und verlässlicher mit solchen Systemen umgehen?

Je mehr, desto besser

Für den Umgang mit Komplexität werden in der digitalisierten Moderne vor allem schnelle Hochleistungsrechner, lernfähige Algorithmen und Daten herangezogen. Je mehr, desto besser, sagen viele Forscher. Tatsächlich ermöglichen Big Data, Algorithmen und KI-Forschung die Verarbeitung von gigantischen, unüberschaubaren Datenmengen, die von Menschen allein gar nicht mehr zu bewältigen wäre - und zwar in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit.

Problematisch sind dabei die Verlässlichkeit, die Vollständigkeit und das Verstehen von Daten. Ebenfalls problematisch sind die Überprüfbarkeit der Erkenntnisse und die Schlussfolgerungen, die man aus der Flut an Informationen zieht. Wie lassen sich das exponentiell steigende Wissen und die Datenmenge überhaupt noch überprüfen und wissenschaftlich beurteilen?

Exponentielles Wachstum und komplexe Prozesse

Immer mehr Wissenschaftler passen sich den digitalen Veränderungen an, auch wenn Studien dieses Verhalten kritisch hinterfragen. Viele Theorien sind, nicht zuletzt in Politik und Gesellschaft, enttäuschend linear, monokausal - und damit unpassend, um Komplexität zu verstehen.

Auch wenn Forscherinnen und Forscher versuchen, möglichst viele Einflussfaktoren in ihre Untersuchungen mit einzubeziehen. Exponentielles Wachstum und komplexe Prozesse sind in Wirtschaft, Finanzwelt und Gesellschaft ebenso allgegenwärtig wie in der Natur, in der Klimadebatte oder bei der Bekämpfung der Coronapandemie.

Gefühl des Unbehagen

Für die Bewältigung der vielen Transformationen, mit denen wir gegenwärtig konfrontiert sind, ist ein Verstehen von Komplexität unerlässlich. Wie aber wirkt sich gesteigerte Wahrnehmung von Komplexität auf das Fühlen, Denken und Handeln aus? Erhöhen sich dadurch Kompetenzen und Wissen? Entsteht vielleicht sogar ein neues Bewusstsein für die Transformationen der Gesellschaft? Oder werden die Subjekte von der Datenflut überrollt und kapitulieren vor der Unübersichtlichkeit mit einem Gefühl des Unbehagens?

Gäste:

Gesine Hofinger ist Gründerin und Partnerin des Teams HF, das sich mit Sicherheit und Krisenmanagement aus psychologischer Sicht beschäftigt. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind u.a Entscheidungen in kritischen Situationen, Fehlermanagement, Stress und Kommunikation. Zudem ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle interkulturelle und komplexe Arbeitswelten der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

 Dirk Brockmann ist Professor am Institut für Biologie an der Humboldt Universität zu Berlin und am Robert Koch-Institut. Als Physiker erforscht er komplexe Systeme, beispielsweise die Dynamik und epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten. Brockmanns Forschungsinteressen liegen in der Analyse von Strukturen und Prozessen, die in komplexen biologischen und sozialen Netzwerken zu finden sind.

 Harald Welzer ist Soziologe, Sozialpsychologe und Sachbuchautor. Er ist Mitbegründer und Direktor von Futurzwei. Stiftung Zukunftsfähigkeit, die sich für eine zukunftsfähige, offene Gesellschaft einsetzt, und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Daneben lehrt er an der Universität St. Gallen und an der ETH Zürich.