Warum sagen wir "essen" und "fressen"?
Hi,
warum sagen wir bei Tieren nicht, dass sie essen?
Ich finde "fressen" klingt irgendwie abwertend... oder?
In anderen Sprachen hat man keine 2 Wörter für die Nahrungsaufnahme...
11 Antworten
In anderen Sprachen hat man keine 2 Wörter für die Nahrungsaufnahme
Im Englischen unterscheidet man auch zwischen "eat" (auf den Menschen bezogen) und "feed" (auf's Tier bezogen). Schon im Althochdeutschen (8. Jh.) gab es den Unterschied eʒʒan und freʒʒan . Im Altenglischen gab es etan und fretan. In dieser Historie sieht man noch die starke Verwandtschaft beider Sprachen. Später hat sich die Bedeutung von fretan / freʒʒan auseinander entwickelt. Außer der zerstörerischen Abnutzung (to fret/(durch-)fressen) bezeichnet es im Deutschen außerdem noch die Nahrungsaufnahme der Tiere (fressen) bzw. unmäßiges oder gieriges Verschlingen. Also ja, es klingt nicht nur abwertend, es ist auch ursprünglich so gemeint.
Es heißt beim Tier übrigens auch nicht "trinken", sondern "saufen".
Der Mensch isst und trinkt - das Tier frisst und säuft.
warum sagen wir bei Tieren nicht, dass sie essen?
Weil sie fressen.
Ich finde "fressen" klingt irgendwie abwertend
Finde ich nicht.
Der Unterschied zwischen essen und fressen ist, dass das eine (das Essen) die kulturelle Handlung beschreibt und das andere (das Fressen) die reine Nahrungsaufnahme beschreibt.
Alex
Menschen, die am Arbeitsplatz während der Tätigkeit nicht genießend zuführen, sondern nur der Nahrungsaufnahme wegen, essen dann auch nicht, sondern sie fressen.
Nein. Ob es sich um eine kulturelle Handlung handelt, hat nichts mit Genuß zu tun. Wenn ich anderen Menschen zur Begrüßung die Hand gebe, handelt es sich dabei ebenfalls um eine kulturelle Handlung, obwohl das für mich nicht mit Genuß verbunden ist.
Hände geben braucht kein Genuss sein, da es sich dabei nicht um Nahrungsaufnahme handelt.
da es sich dabei nicht um Nahrungsaufnahme handelt.
Nahrungsaufnahme wird immer dann "essen" genannt, wenn ich kulturelle Techniken verwende: Essen mit geschlossenem Mund, mit Besteck, von Tellern, aus Schalen, Tassen oder Schüsseln, kleine Bissen abbeißen, Essensreste nicht auf den Boden fallen lassen usw.
Dann gehören solche Nebenbeischlinger offenbar zur aktuellen Kultur.
die kulturelle Handlung ist "Speisen." Ich denke leider oft nicht dran, aber Tiere essen genauso wie wir Menschen. Allerdings speisen sie nicht. Das machen allerdings viele Menschen auch nicht.
- Es isst der Mensch, es frisst das Pferd.
- Bei manchem ist das umgekehrt.
;-)
Ansonsten: Ich empfehle die Antwort von Corbie.
Gruß, earnest
Ich kann die ideologische Einebnung nicht leiden.
Unter "essen" versteht man seit Jahrtausenden die kulturell gepflegte Nahrungsaufnahme des Menschen: Am Tisch, mit Teller, Besteck, zerkleinerte angerichtete Nahrung usw. usw.
Mit vollem Recht sagt man Fressen, wenn Hyänen einen Springbock zerreißen oder Haie kleinere Fische zerfetzen oder ein Krokodil ein Rehkitz packt.
Ich kann die ideologische Einebnung nicht leiden.
wtf was für ideologische Einebnung? Was meinst du ? Jetzt bin ich komplett confused XD
Ich schreibe für Erwachsene, die kapieren das in aller Regel.
kannst du mir jetzt aber bitte erklären was du damit gemeint hattest? :) Please
Die heutige Jugendgeneration ist zu einem hohen Anteil krank vor Tierliebe und hält es für wichtigste Aufgabe der heutigen Zeit, diese auszuleben. Dies geschieht unter anderem, indem man Tiere vermenschlicht. D.h. alles, was der Mensch hat und darf, wird auch für die Tiere gefordert. Und daher wollen die "Aktivisten" linkstypisch wieder mal eine Sprachzensur, als wenn die laufenden Zensuren nicht schon nervend genug wären. Ich werde definitiv keine einzige Maulkorbregelung mittragen.
Wieso man die Unterscheidung macht ist denke ich größtenteils unbekannt. In der deutschen Sprache gibt es aber recht viele Wörter, die Menschen von Tieren trennen sollen, was, wie ich glaube, wohl auf einen eher religiösen Hintergrund schließen lässt.
Tiere können zum Beispiel auch nicht gehen. Sie laufen, traben, watscheln, tapsen, trippeln und so weiter. Es werden also Wörter extra dafür erfunden, nur damit der Mensch was anderes sein kann.
Das kann man so erweitern: Menschen, die am Arbeitsplatz während der Tätigkeit nicht genießend zuführen, sondern nur der Nahrungsaufnahme wegen, essen dann auch nicht, sondern sie fressen. Es ist keine kulturelle Handlung, sondern reine Nahrungsaufnahme ohne Genuss.