Warum muss man sich Respekt verdienen?
Ich bin der Meinung, dass ich es aus Prinzip „verdient“ habe mit Respekt behandelt zu werden, einfach weil ich anderen auch respektvoll begegne. Nur leider werde ich oft respektlos behandelt, da ich sehr nett zu anderen bin und eine sehr hohe Toleranzgrenze habe, was auch ein Stück weit meiner Empathiefähigkeit geschuldet ist, weil ich viele Verhaltensweise meiner Mitmenschen irgendwie nachvollziehen kann, sodass ich nicht oft wütend oder genervt auf gewisse Dinge reagiere.
In meinen Augen ist das eher eine Stärke, da viele Menschen oft nicht sachlich bleiben können. Nur ist mir aufgefallen, dass man tatsächlich manche Leute anbrüllen muss, damit sie einen respektvoll behandeln. Es heißt oft, dass man Grenzen setzen und Respekt einfordern muss. Aber wieso stellt Respekt für andere keine Selbstverständlichkeit dar, während dies für mich mehr als nur selbstverständlich ist? Wieso muss man denn Grenzen aufzeigen, reicht es nicht seine Mitmenschen so zu behandeln wie man selbst behandelt werden möchte? Wie seht ihr das? Ich sehe diese „sich Respekt verdienen“ Sache kritisch
4 Antworten
Respekt ist ein vielschichtiger Begriff.
Auf unterer Ebene liegt die Anerkennung der Menschenwürde. Man respektiert andere Menschen als Menschen. Das ist der Grundrespekt, den jeder haben sollte.
Kritisiert wird oft der Autoritätsrespekt. Jemand verlangt Respekt aufgrund einer Stellung, die er inne hat. Das ist der Respekt von oben herab. Das mögen viele nicht akzeptieren und geben als Antwort auf die Einforderung, dass derjenige sich zunächst den Respekt verdienen solle. Das bedeutet, jemand wird aufgrund seiner Leistungen anerkannt. Die Leistung, die dahinter steckt, dass jemand überhaupt zu einer gewissen Position gekommen ist, sieht man dabei nicht.
Ich stelle es mir teilweise ziemlich schwer vor, von Mitarbeitern Respekt zu ernten, denn egal wie sehr die Führungskraft sich bemüht, es wird immer Kritikpunkte geben. Es gibt immer etwas, das man als Arbeitnehmer besser finden kann als die aktuelle Situation.
Für eine neutrale Bewertung, ob leistungsbezogener Respekt angebracht ist, muss man die Details kennen.
Ich behandel alle Leute die ich nicht kenne oder die mir halbwegs sympathisch sind sehr freundlich. Respekt ist für mich aber eine Nummer größer. Unter dem Begriff verstehe ich eine besondere Wertschätzung, die man sich selbstverständlich "erarbeiten" muss. Ich würde aber durchaus behaupten, dass viel zu viele Leute schon viel zu unfreundlich sind. Wer schon z.B. an der Supermarktkasse, beim Bezahlen, nicht mal Hallo oder Danke sagen kann, macht mich auch schon etwas wütend. Freundlichkeit kann man aber dennoch von fremden Personen nicht einfordern, erst recht nicht mit Aggression. Wer zu mir unfreundlich ist wird von mir auch einfach unfreundlich behandelt oder ignoriert und fertig.
Da können wir uns die Hand reichen, ich denke da sehr ähnlich. Musste aber auch schon die Erfahrung machen, dass es heutzutage eine immer größere Anzahl Mitmenschen gibt, die vor nichts außer sich selbst Respekt haben und die mit dem "kategorischen Imperativ" nach Kant, den du hier ansprichst, nichts anfangen können.
Wenn ich solche Leute dann auf ihr respektloses Verhalten angesprochen habe, bekam ich teils haarsträubende Antworten wie "wieso sollte ich Respekt zeigen vor jemandem, der nix für mich getan hat?" oder "was bekomme ich dafür?" oder "alle Menschen sind wertlos für mich, bis sie mir ihren Wert bewiesen haben"
Einer meinte gar, er sei "überzeugter Nihilist" und "jede Moral sowieso subjektiv" und wenn in "seiner Realität etwas keinen Wert hat, dann ist das halt so, weil für ihn nur seine eigene, subjektive Realität existiert". Das Begründete er mit seiner Lektüre von Nietzsche...
Bei solchen Schwachköpfen reicht es leider nicht, selbst respektvoll zu sein. Denen muss man aufzeigen, dass sie mit ihrem Egoismus und ihrer menschenverachtenden Gleichgültigkeit nichts erreichen, indem man ihnen künftig jeden Respekt verwehrt. Einen von den Typen habe ich sogar mal umgehauen, seither erweist er mir jede Menge Respekt. Gibt halt Menschen, die verstehen nur eine Sprache...
Bist du dir sicher, dass er dich respektiert oder nur Angst vor dir hat?
Ich habe den Eindruck, dass der Begriff „Respekt“ heute falsch verstanden wird.
Was Du erwarten kannst, ist Höflichkeit. Was Du erhoffen kannst, ist Freundlichkeit. Was Du Dir verdienen musst, ist Respekt.
Sehr gut gesagt!