Warum machen viele Menschen eigentlich einen ,,Wettbewerb" daraus, wem es am schlechtesten geht?
Oder wer am meisten ausgehalten oder gelitten hat? Erst letztes hatte ich mit einer Kollegin das Thema, weil sie an Endometriose leidet und sich trotzdem ins Büro geschleppt hat. Ein bisschen hin und her und ich hatte früher auch ziemliche Schmerzen bis zum Erbrechen, weshalb ich sie da gut verstehen konnte.
Ich sprach dann von wegen, ich bin einfach nur froh, wenn ich im Bett liegen kann und mal keine Schmerzen habe (durch Ibu), nicht aufstehen will und bla, worauf sie mich voll anfährt, dass sie diese Krankheit hat und nicht das Gefühl von keine Schmerzen kennt. Ich war davon so verdutzt, hatte dann aber keine Lust mehr ihr zu erklären, dass es bei mir auch so heftig war.
Und dann ist mir aufgefallen, dass das doch immer wieder bei allem möglichen Thema ist. Mehr noch bei Frauen, hab ich den Eindruck. Es wird direkt konkurriert.
,,Meine Geburt war echt heftig, ich hab die pda gebrauch."/ ,,Also ich lag 30h in den Wehen OHNE pda!"
,,Ich hab heute nichts geschafft, weil's mir nicht gut geht." /,,Also ICH bin auch mit Grippe und 40° zur Arbeit."
Möchte man damit zeigen wie ,,hart" man ist oder warum spielt man das Leid anderer runter?
5 Antworten
Vielleicht haben sie das Gefühl, dass ihre Schmerzen/ ihr Leid als trivial gelten oder ignoriert werden, wenn es anderen auch schlecht oder schlechter geht. Dass Mitgefühl nur in gewissen Dosen vorhanden ist und wenn es einem nicht am schlechtesten geht, interessiert sich keiner mehr für das eigene Leid.
So nach dem Motto "ich habe starke Kopfschmerzen!"
"Och, du Arme, ich lüfte mal durch und wir sind leise, um dich nicht weiter zu belasten!"
"Ich habe mir gerade den Fuß gebrochen!"
"Ach du Schande, ich fahre dich zum Krankenhaus..." - Kopfschmerzen vergessen.
Das geht einher mit "na ja, das ist ja nichts, ich/ meine Freundin hatte es schon viel schlimmer" und dann "darf" man nicht mehr über sein Leid sprechen.
Es kann auch sein, dass wir alle einfach nicht wirklich gelernt haben, mit Leid/ Schmerzen anderer umzugehen. Man möchte Trost spenden, es ist einem aber auch unangenehm, weil man nichts tun kann, um die Lage zu verbessern, also möchte man möglichst nichts mehr darüber hören und erreicht das ggf., indem man erklärt, dass es einem viel schlechter geht.
Also ich habe mit einer person geredet die sowas getan hat und sie meinte sie tut es um das Mitleid und die Aufmerksamkeit anderer zu bekommen.
LG Yoki
Weil viele sich nur stark fühlen, wenn ihr Leid größer wirkt als das der anderen.
Mitgefühl kann man nicht erzwingen.
Weiß ich nicht. Ich denke mir immer das die Leute ihre individualität versuchen zu definieren indem sie zeigen wie schwer sie es haben. Um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ist nicht bei allen so, aber bei manchen vlt schon.