Warum kostet ein Krankenhausbesucz in den USA soviel?

9 Antworten

Es ist kurz zusammengefasst so: 

Es gibt Krankenversicherungen. Ca. 10% haben gar keine Versicherung

Mit jedem Patienten soll maximales Geld verdient werden. Ein privat organisiertes Versicherungssystem führt dazu. 

In den USA wird weltweit pro Kopf am meisten für die Gesundheitsversorgung ausgegeben.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37176/umfrage/gesundheitsausgaben-pro-kopf/

Im Vergleich zu Deutschland, fast doppelt so viel. 

In den USA ist aber die Lebenserwartung unter allen Industrienationen die niedrigste. Die Säuglingssterblichkeit am höchsten. Dort gibt es die meisten Teenagerschwangerschaften usw. 

http://m.spiegel.de/gesundheit/diagnose/usa-lebenserwartung-junger-amerikaner-niedriger-als-in-deutschland-a-876726.html

Das heißt, wie so oft in den USA, die Gesundheitsvorsorge funktioniert für einige ganz hervorragend und Ärzte und Krankenhäuser sind für diese Patienten mit allen technischen und medizinischen Mitteln ausgestattet und für die anderen funktioniert das System leider fast gar nicht. 

Anders als in Europa wird die Gesundheitsvorsorge und entsprechend eine Krankenversicherung nicht in den öffentlichen Gütern angesiedelt, sondern wird rein privatwirtschaftlich, d. h. mit ausschließlicher Profitabsicht angeboten. Die KV dienen nicht den Menschen, sondern den Firmen, die sie anbieten und die für ihre Eigentümer Profit abwerfen müssen. 

Neben diesen rein privaten Versicherungen gibt es für sozial schwache und alte Menschen so etwas wie eine öffentliche Versicherung. 

Medicare und Medicaid. 

Die Kosten dafür laufen seit Jahren aus dem Ruder und Einsparungen sollen sie kollabierenden Systeme schrumpfen und auf private Versicherungen umstellen. 

https://www.aerzteblatt.de/archiv/49170/Medicare-Medicaid-US-Regierung-plant-radikale-Einschnitte

Mit anderen Worten, es gibt Krankenversicherungen, sogar sehr gute, nur nicht für alle und nicht alle Versicherungen zahlen alles oder es ist nicht klar was sie zahlen und was nicht. Vor Eingriffen muss man immer erst die Kosten klären 

Unbezahlte Arztrechnungen sind der Hauptgrund für Privatinsolvenzen in den USA:

Medical bills are reported to be the number one cause of U.S. bankruptcies. One study has claimed that 62.1% of bankruptcies were caused by medical issues.1 Another claims that over 2 million people  are adversely affected by their medical expenses. Quelle 

Meist sind die Versicherungen an den Arbeitsplatz gebunden, verlierst du den Job, verlierst du die KV. 

Obama Care (ACA) war ein Ansatz das zu ändern.

In Deutschland besteht Krankenversicherungspflicht, diese Pflichtversicherung deckt fast alles ab. Das wünschen sich übrigens viele US Bürger. Es wird ihnen nur erzählt, dass das zu teuer und irgendwie sozialistisch sei. Es ist ein rein ideologisches Scheinargument, derer die sehr gut an den Versicherungen verdienen und Wahlkampfspenden an Politiker verteilen können. 

https://thehill.com/hilltv/what-americas-thinking/428958-poll-voters-want-the-government-to-provide-healthcare-for

Es ist schon so, dass man dort die Wahl hat, versichert ja/nein, aber viele haben leider keine Wahl, weil sie nicht versichert werden können (Vorerkrankungen/hohe Prämien)

Also ist nicht jeder seines Glückes Schmied.

Den Menschen wird erklärt, das ist zu teuer oder es wird als Kommunismus diskreditiert, dabei ist das System einfach so ausgeklügelt, damit es als gutes Geschäft durchgeht. Es geht nicht um Menschen, sondern um maximale Gewinne. Kapitalismus eben. 

So kann es passieren dass, ein 17-jähriger an Covid-19 Komplikationen stirbt, weil er keine Krankenversicherung hat:

A 17-year-old boy in Los Angeles County who became the     first teen believed to have died from complications with covid-19 in the U.S. was denied treatment at an urgent care clinic because he didn’t have health insurance, according to R. Rex Parris, the mayor of Lancaster, California. Roughly 27.5 million Americans—8.5 percent of the population—don’t have health insurance based on the latest     government figures.

Quelle

Falls du behandelt wirst, bist du und deine Familie unter Umständen lebenslang verschuldet. 

Unbezahlte Arztrechnungen sind der Nr. 1 Grund, warum Privatleute in den USA Insolvenz anmelden.

Quelle

Eine neuere Studie geht von bis zu 45000 Toten jedes Jahr aufgrund fehlender Versicherung aus:

Quelle

Bei den Präsidentschaftswahlen war das Thema Krankenversicherung für 43% der Wähler der Demokraten das Top Thema, bei den Republikanern nur für 24% 

Quelle

Für die, die eine Krankenversicherung haben und die in Ballungsräumen leben, ist die Behandlung oft ausgezeichnet auf dem Stand der neusten Forschung und Technik und teilweise werden Behandlungen bezahlt, die deutsche Kassen nicht unbedingt bezahlen würden. 

Ganz deutlich wurde es bei Trumps Covid-19 Behandlung, die keiner in den USA auch nur annähernd so bekommen hätte wie er. Sowohl was die medikamentöse Behandlung anbelangt als auch die personelle.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

MeisterRuelps, UserMod Light  17.10.2022, 20:21

Es gibt mittlerweile viele Krankenhäuser die 100 % Rabatt bei Leuten bieten, die absolute mittellos sind. Man kann das beantragen und in den meisten sinnvoll begründeten Fällen, wird der Antrag genehmigt und man muss nichts zahlen.

Dies soll insbesondere den Menschen helfen, die weder eine Versicherung haben, oder trotz Versicherung nicht in der Lage sind den Selbstbehalt zu bezahlen.

Beispiel dafür ist die NOVANT Gruppe, diese bieten das an, so viele andere auch.

0
Ontario  13.08.2023, 09:40

Zu deinem letzten Satz.Das ist doch bei uns nicht anders.Wenn Steinmeier oder andere Politgrößen ins Krankenhaus müssen, dann erfahren die eine weitaus bessere Behandlung als ein Normalbürger. Da steht das.gesamte Personal stramm.

Von denen muss sich keiner in einer Warteschleife von mehreren Stunden einreihen, bis er Zugang zu einem Arzt hat.

Ich habe viele Bekannte in den USA. Alle sind krankenversichert, zahlen aber relativ hohe Prämien. Wer mehrere Jobs braucht, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, der hat kein Geld für eine Krankenversicherung. Wenn solche Leute ins Krankenhaus müssen, kann das bedeuten, dass sie auf Dauer einen Schuldenberg vor sich herschieben, weil die Behandlungskosten so hoch sind.

Ich kannte eine US Familie. Der Mann war in Deutschland stationiert. Wurde dann versetzt in ein anderes Land. Dieser Mann litt an einer offenen Beinwunde die beim Militär behandelt wurde, aber ohne Erfolg.

Bei einem Deutschlandbesuch begab er sich in ein deutsches Krankenhaus in Frankfurt. Dort wurde er behandelt und innerhalb von 6 Wochen verheilte diese offene Wunde. Er ist inzwischen seit einigen Jahren wieder gesund.

Die besten Ärzte sind sicher nicht beim Militär vorzufinden.

0

Du wirfst zwei Dinge in einen Topf, deshalb gibt es auch zwei Gründe.

> es kostet nur 35 Euro.

es kostet den Patienten nur 35 Euro. Die Kosten sind höher, aber dank Versicherungspflicht hat hierzulande (fast?) jeder eine Krankenversicherung, die den Rest übernimmt.

> Aber dort muss man schon 25.000 nur für ein gebrochenes Bein bezahlen.

Weil dort der Kapitalismus genau so funktioniert, wie er im Lehrbuch steht: Es gibt genügend Leute, die bereit sind, diesen Preis zu zahlen, und es ist der Preis, bei dem die Krankenhausbetreiber den maximalen Profit erzielen.

Hierzulande sind wir auf dem besten Weg dazu, man verkauft die Krankenhäuser an Unternehmen und wundert sich dann, dass die nicht Kranke pflegen, sondern Profit machen wollen.

Woher ich das weiß:Recherche

Ontario  13.08.2023, 09:59

Bei uns geht der Trend genau auch dorthin. Es müssen aus Kostengründen einige Krankenhäuser schliessen, weil nicht kostendeckend gearbeitet werden kann.

Das Klinikum in unserer Stadt schreibt rote Zahlen. Eine Klinik etwa 30 Kilometer entfernt wird von einer Gesellschaft betrieben, die bundesweit mehrere Kliniken betreibt. Diese Klinik macht laut Bilanzveröffentlichung guten Gewinn.

Warum machen die einen Verlust und die anderen Gewinn ? Beide Kliniken sind vergleichbar und keine Spezialkliniken.

Ich musste wegen eines Sprunggelenkbruches in die Klink unserer Stadt. Da musste ich Röntgenaufnahmen von der Radiologie mitbringen. In der Klinik wurden dann weitere Röntgenaufnahmen gemacht.Warum eigentlich ?

Mir wurde dann ein Gips angelegt, weil kein OP Termin kurzfristig verfügbar war.

Musste dann tags darauf wieder in der Klinik erscheinen. Da wurde der Gips entfernt, wieder geröntgt und ein erneuter Gips angelegt. Der Arzt schaute in seinen Terminkalender und nannte mir einen Termin der in etwa drei Wochen für die Operation möglich sei.

Da erklärte ich dem Arzt, dass ich Privatpatient bin, was offenbar bei der Anmeldung übersehen wurde. Da schlug der Arzt seinen Terminkalender erneut auf und ich hatte innerhalb von 2 Tagen den OP Termin.

Korrekt ist das sicher nicht, weil dadurch ein anderer Patient warten muss . Da das Krankenhaus aber höhere Honorare verlangen kann, wenn ein Privatpatient behandelt wird, gibt es zweifelsfrei eine Bevorzugung.

Alleine da ganze Gezedere vor der Operation, war aus meiner Sicht übertrieben.

Gips ab und Gips dran. Röntgenaufnahmen von der Radiologie und weitere Röntgenaufnahmen in der Klinik. Das alles kostet Geld.Warum reicht es nicht, wenn man von der Radiologie mit den Aufnahmen taggleich in die Klinik geht ?

1

Auch in Deutschland kosten Krankenhausbesuche Geld und das nicht wenig, nur bekommt es der Großteil nicht mit, da direkt mit der Kasse abgerechnet wird.

Meine zwei Kinder waren nach der Geburt vier Wochen unter Beobachtung; Kosten 25.000 Euro.

Normaler Besuch beim Hausarzt, untersuchen, AU ausstellen: 80 - 120 €.

Antibiotika in der Apotheke: 50 - 100 €.

Wurzelbehandlung an einem Zahn: 1.800 €.

Kind eines Freundes musste als Frühchen drei Monate auf die Intensivstation: 370.000 €.

Deutschland hat keine billigeren Krankenhäuser sondern eine nahezu flächendeckende Krankenversicherung. Das ist der Unterschied.

Weiterhin stimmt deine Behauptung so nicht. Es gibt auch durchaus sehr viele Behandlungen die in der USA kostenfrei sind. Nur wissen das teilweise nichtmal die Amerikaner selber.

Die 35 € kostet es nur für die gebührenpflichtige Verwarnung. Danach kommt ja die Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Mit den Kosten für den Krankenhausaufenthalt hat das gar nichts zu tun.

Und bei einem gebrochenen Bein, kann sich der Kostenaufwand schnell bis 25.000 € hochpendeln.