Warum ist unter den besten Schachspielern kein Autist?
Manche Autisten können sich extrem gut Dinge merken. Einer kann zum Beispiel ganze Städte bis ins kleinste Detail malen auf einer riesigen Leinwand, obwohl er die Stadt nur einmal kurz von einem Berg aus betrachtet hat. Müssten solche Autisten nicht hervorragend im auswendig lernen sein, was Spielzüge und Taktiken angeht?
4 Antworten
Das sind nicht "manche" Autisten, sondern eine sehr kleine menge an Autisten mit Savant-Syndrom. Und diese Inselbegabung bezieht sich dann auch nur auf einen ganz bestimmten Bereich, die Wahrscheinlichkeit dass das ausgerechnet Schach ist, ist nicht besonders hoch.
Abgesehen davon ist Autismus ein sehr breites Spektrum, es ist sehr gut möglich dass einige der Top Spieler sich auf diesem Spektrum befinden, aber das sind dann wahrscheinlich eher High-Funktion Autisten als dass sie das Savant-Syndrom haben.
Die Person, die du beschrieben hast, scheint ein Savant zu sein.
Vor allem, wenn er nur dieses eine extrem gut kann und ansonsten im Leben eher auf dem Stand eines 3-jährigen Kindes sein sollte.
Nicht jeder Autist interessiert sich für Schach.
Ebenso ist die Merkfähigkeit auch unter Autisten sehr unterschiedlich.
Ich bin zwar keine Schachspielerin, aber du brauchst dabei - neben dem Kennen der betreffenden Züge - auch einen vorausschauenden Blick, der dir zeigt, welcher Zug als nächstes kommen könnte.
Beim Schach spielen geht es auch darum, über längere Zeit hinweg Ruhe zu bewahren. Ich vermute, dass es daran dann scheitert.
Aber im Verein gibt es bestimmt auch welche, die gut spielen können. Nur eben nicht bei großen Turnieren.
Ich halte das auch für die naheliegendste Erklärung. Beim Schach kommt es ja nicht nur auf die kognitiven Fähigkeiten an. Man muss sich über längere Zeit aufs Brett konzentrieren und dabei die Umgebungsreize so weit wie möglich ausblenden– genau das fällt Autisten aufgrund ihrer besonderen Reizempfindlichkeit schwer.
Auserdem muss man mit Frustrationen und Niederlagen umgehen können (Gefühlsregulation) – und generell ist eine gewisse Sozialkompetenz unabdingbar, wenn man im Verein und im Turnierleben bestehen will. Es sind vermutliche diese Begleitfaktoren, die es autistischen Schachspieler schwer machen, bis in die Weltspitze vorzustoßen.
Meine DWZ ist auch „nur“ im 1600er-Bereich, aber damit kann ich gut leben. Viel wichtiger ist, dass ich mit dem Schachverein meine soziale Nische gefunden habe, wo ich auch mit Autismus so sein darf und kann, wie ich bin – im Großen und Ganzen jedenfalls.
Würde ich nicht ausschließen. Von GM David Navara (2662 ELO, Peak 2751) meine ich mal sowas gelesen zu haben.
https://youtu.be/TAzHz-pKX9k?si=bw6F-3OtChTEI3zJ&t=4550
(ab 1:15:50)