Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation sind ein Kernkriterium von Autismus. Damit gemeint sind zum Beipiel das Erkennen und Aussenden von Körpersprache, das Ausdrücken von Gefühlen, die Fähigkeit Smalltalk zu führen oder versteckte Botschaften hinter sprachlichen Formulierungen zu erkennen. Dass sich das auch (und gerade) auf den Bereich Beziehungsanbahnung auswirkt, liegt auf der Hand.
Bei autistischen Männern wahrscheinlich noch mehr als bei autistischen Frauen, weil von Männern tendenziell noch immer erwartet wird, dass sie beim Dating den aktiven Part übernehmen und selbstbewusst die Initiative ergreifen, was ihnen naturgemäß schwer fällt. (Nicht, dass ich dieses traditionelle Rollenbild gut finde, aber es ist noch weit verbreitet.)
Dazu kommen noch andere Faktoren wie zum Beipiel, dass Autisten im allgemeinen reizbelastete Situationen (laute Geräusche, Licht, Gerüche, viele Menschen usw.) meiden, so dass viele klassische Locations zum Kennenlernen (wie Partys oder Discos) von vornherein wegfallen. Einschränkend sind auch häufig vorkommende Co-Erkrankungen wir Ängste und Depressionen, die nochmals ganz eigene Probleme mit sich bringen.
Autisten haben außerdem wenig Gespür für Modetrends, für (unausgesprochene) gesellschaftliche Erwartungen und ähnliche Aspekte, die beim Dating ebenfalls eine Rolle spielen (können).
Viele erwachsene Autisten stecken außerdem in schwierigen beruflichen Situationen, sind arbeitslos oder nur eingeschränkt arbeitsfähig, haben wenig Geld zur Verfügung, blicken auf gebrochene Lebensläufe zurück usw. Aus so einer Situation heraus selbstbewusst das andere Geschlecht anzusprechen (oder auch das eigene), ist ebenfalls sehr schwer, das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Das muss nicht bei allen Autistinnen und Autisten in dieser geballten Form auftreten (tut es bei mir auch nicht), dennoch sind das typische Grundmuster, die das Dating für Autisten zu einem nicht gerade einfachen Unterfangen machen.