Gibt es bei den Grünen auch gestandene Frauen und Männer?

Wenn ich an die Grünen denke, fallen mir zuerst so linksaktivistische Provokateure wie Jette Nietzard oder Timo Dzienus ein. Die sind jung und mögen voller Idealismus sein, wirken in ihrem Auftreten aber unreif, pubertär und wenig lebenserfahren. Mir gruselt es bei dem Gedanken, dass solche Leute irgendwann Regierungsverantwortung für unser Land tragen...

Doch auch bei den etwas älteren Parteimitgliedern der Grünen hat man den Eindruck, sie sind immer ein Stück provokativer, aktivistischer, antibürgerlicher und oberlehrerhafter als die Politikerinnen und Politiker anderer Parteien. So als wenn sie im Innern immer die Alt-Hippies und Alt-68er geblieben sind, die für eine „bessere Welt“ kämpfen. Warum sind die Grünen so? 

Ich frage mich: Wo sind bei den Grünen die gestandenen Frauen und Männer, die einfach nur eine bodenständige, seriöse und grundsolide Politik wollen? Frauen und Männer, die Ausgeglichenheit, Reife und Lebenserfahrung austrahlen? Die mehr zu bieten haben als mit ACAB-Sweatshirts durch die Gegend zu laufen und sich dabei auch noch toll zu fühlen. Frauen und Männer, die erwachsen genug sind, um zwischen Realpolitik und wohlstandsverwöhnten Wolkenkukucksheimen zu unterscheiden. Die sich und ihre eigene Filterblase nicht für den Nabel der Welt halten.

Wo sind solche Menschen bei den Grünen? Ich sehe sie nicht. Auf einige wenige Grünen-Politiker wie Cem Özdemir mag das vielleicht zutreffen. Diese löblichen Ausnahmen sind mir aber zu wenig, um die Grünen insgesamt als seriös, als vertrauenserweckend und realitätsbezogen einzustufen.

Bundestag, Die Grünen, Partei, Politiker, Grüne Jugend

Wie habt ihr die 1980er-Jahre erlebt?

Die 1980er-Jahre waren die Zeit, in denen ich meine Umwelt als Kind erstmals bewusst wahrgenommen habe. Die Mode und die Popkultur dieser Zeit, die Autos auf den Straßen, der Zeitgeist und die politischen Diskussionen, all das hat mich geprägt. Wenn ich an den Freitagskrimi denke („Derrick“ oder „Der Alte“), an Sendungen wie „Dalli Dalli“ und „Der große Preis“, an die Musik dieser Zeit oder an mein altes Lego-Spielzeug, dann kommt Nostalgie auf.

Wenn ich es nüchtern betrachte, waren die 1980er-Jahre aber eine ambivalente und widersprüchliche Zeit. Gesellschaftlich und auch für mich persönlich. Anfang der 1980er-Jahre wurden die Grünen gegründet, die Friedens- und die Umweltbewegung kamen auf, Homosexualität wurde zunehmend enttabuisiert, 1989 fiel in Berlin die Mauer. So gesehen war es eine Zeit des Aufbruchs.

Andererseits habe ich in derselben Zeit noch Dinge erlebt, die erschreckend rückständig waren. Das Schlagen von Kindern war zum Beispiel noch weit verbreitet, sogar von einem älteren Lehrer bekam ich einst einen Schlag in den Nacken. Dass Schüler angebrüllt wurden vor der ganzen Klasse, war auch noch üblich. Wobei ich zumindest Ende der 1980er-Jahre auch tolle Lehrer erlebt habe, die mit uns Schülern absolut auf Augenhöhe diskutierten. Auch die Erinnerung an meine Schulzeit ist daher höchst ambivalent.

Was für mich persönlich mit schlimmen Erinnerungen verbunden ist: Kinder mit Behinderungen (oder die irgendwie „anders“ waren) wurden standardmäßig noch in Heime und Sonderschulen abgeschoben, was als völlig normal empfunden wurde. Erst Ende der 1980er-Jahre kam begrenzte Toleranz auf für Kinder, die „anders“ sind, solange sie ihre Leistung brachten und nicht weiter störten. Inklusion und Nachteilsausgleiche so wie heute waren aber noch in weiter Ferne.

Die Zustände in Kinderheimen waren nicht mehr so schlimm wie in den 1950er-Jahren, aber noch sehr kalt und streng – leider auch mit Methoden, die man heute als absolut nicht mehr kindgerecht ansieht. Das hat mich belastet und teils auch traumatisiert. Generell wurden psychische Probleme noch extrem tabuisiert, darüber offen zu sprechen war kaum möglich.

Trotz allem bleiben die die 1980er-Jahre „meine“ Zeit und sind untrennbar mit meiner Jugend verbunden. Eine gewisse nostalgische Erinnerung an die guten Seiten der Jugend kann ja auch schön sein und helfen, seine Wurzeln zu spüren.

Aufgrund der vielen widersprüchlichen Erinnerungen weiß ich nur bis heute nicht, wie ich diese Zeit abschließend für mich einordnen und bewerten soll.

Wie habt ihr die 1980er-Jahre erlebt? War es noch eine eher konservative Zeit oder eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels? Was war charakteristisch und prägend, im Guten wie im Schlechten? 

Nostalgie, Behinderung, Lebensgeschichte, Nachkriegszeit, 1980er, 1980er jahre, Ambivalenz, Aufarbeitung, Schulzeit

Wäre eine parlamentarische Demokratie ohne Parteien vorstellbar?

Parteien polarisieren – oder besser gesagt: spalten – die Gesellschaft. Je mehr sie am linken oder rechten Rand stehen, umso stärker. Man sieht das an den aktuellen Diskussionen um Grüne oder AfD. Ob solche Diskussionen der Gesellschaft immer gut tun, ist die Frage.

Dazu kommt, dass keine Partei ein zu 100% überzeugendes und widerspruchsfreies Programm bietet. Parteien sind oft in ihren eigenen Weltbildern gefangen und können die politischen Herausforderungen nie gänzlich unvoreingenommen und frei von Scheuklappen angehen.

Vor diesem Hintergrund stelle ich mir die Frage, ob unsere parlamentarische Demokratie nicht auch vollständig ohne politische Parteien auskommen könnte. Indem man vielleicht nur noch Direktkandidaten in den Bundestag (und die Landesparlamente) wählt und die Zweitstimme komplett entfällt. Diese Direktkandidatinnen müssten dann keiner Partei mehr angehören, sondern könnten sich vollkommen unabhängig in ihren jeweiligen Wahlkreisen aufstellen lassen.

Wäre eine Demokratie ohne Parteien vielleicht sogar die bessere? Weil die gewählten Politiker freier und unabhängiger nach ihrer wirklich Überzeugung entscheiden könnten, ohne sich einer Parteiraison unterordnen zu müssen? Ich finde das eine spannende Frage, auf die ich keine eindeutige Antwort habe.

Ein Nachteil wäre vielleicht, dass man nicht mehr so ohne Weiteres erkennen könnte, wofür eine Kandidatin, ein Kandidat wirklich steht, weil man anhand der Parteizugehörigkeit wenigstens die politsche Grundausrichtung erkennen kann. Ohne Parteien könnte man nur noch Individuen wählen, die man sich sehr genau ansehen müsste, um sie einzuschätzen. Hat sich die Parteiendemokratie am Ende vielleicht doch bewährt, und politische Interessen zu bündeln und handlungsfähig zu machen?

Regierung, Demokratie, Partei, Wahlen, Wahlsystem, Parteiensystem

Gibt es Parteien, die das Wohl des ganzen Volkes im Blick haben?

Wenn man ehrlich ist, vertreten alle Parteien doch nur eng umgrenzte Partikularinteressen einer ganz bestimmten Klientel, eines bestimmten Milieus. Hier ein paar überspitzte Beispiele, was ich meine:

  • Die FDP hat nur das Wohl der Industrie (vor allem der Autoindustrie) und der Großaktionäre im Blick - das Leben der weniger betuchten Menschen ist ihnen egal.
  • Für die Grünen ist die Welt in Ordnung, sobald alle Menschen gendern, vor öffentlichen Gebäuden eine Regenbogenflagge weht und Klimaschutz über allem steht. Dass wir trotzdem eine starke Wirtschaft brauchen, blendet man aus.
  • Für die AFD sind grundsätzlich die Migranten an allem schuld, viel weiter denkt man nicht.
  • Für die Linken sind nur die Milliardäre und fehlende Umverteilung das Problem.
  • Im BSW dreht sich alles nur um die Person Sahra Wagenknecht.

Wo ist die politische Partei, die noch ganzheitlich das Wohl aller (!) Menschen im Blick hat? Egal ob jung oder alt, arm oder wohlhabend, egal welcher Herkunft. Wo ist die Partei, die ohne Scheuklappen und ohne vorgegebene Ideologie auskommt? Die ganz pragmatisch und unvoreingenommen für alle Menschen da sein will? Nicht nur für ein bestimmtes Klientel, für ein bestimmtes Weltbild oder (noch schlimmer) für den eigenen Machterhalt.

Wird es je eine Partei geben, die das leisten kann? Ich sehe eine solche Partei nicht, aber vielleicht täusche ich mich.

Regierung, Demokratie, Partei, Parteienlandschaft, Parteiensystem