Wäre eine parlamentarische Demokratie ohne Parteien vorstellbar?
Parteien polarisieren – oder besser gesagt: spalten – die Gesellschaft. Je mehr sie am linken oder rechten Rand stehen, umso stärker. Man sieht das an den aktuellen Diskussionen um Grüne oder AfD. Ob solche Diskussionen der Gesellschaft immer gut tun, ist die Frage.
Dazu kommt, dass keine Partei ein zu 100% überzeugendes und widerspruchsfreies Programm bietet. Parteien sind oft in ihren eigenen Weltbildern gefangen und können die politischen Herausforderungen nie gänzlich unvoreingenommen und frei von Scheuklappen angehen.
Vor diesem Hintergrund stelle ich mir die Frage, ob unsere parlamentarische Demokratie nicht auch vollständig ohne politische Parteien auskommen könnte. Indem man vielleicht nur noch Direktkandidaten in den Bundestag (und die Landesparlamente) wählt und die Zweitstimme komplett entfällt. Diese Direktkandidatinnen müssten dann keiner Partei mehr angehören, sondern könnten sich vollkommen unabhängig in ihren jeweiligen Wahlkreisen aufstellen lassen.
Wäre eine Demokratie ohne Parteien vielleicht sogar die bessere? Weil die gewählten Politiker freier und unabhängiger nach ihrer wirklich Überzeugung entscheiden könnten, ohne sich einer Parteiraison unterordnen zu müssen? Ich finde das eine spannende Frage, auf die ich keine eindeutige Antwort habe.
Ein Nachteil wäre vielleicht, dass man nicht mehr so ohne Weiteres erkennen könnte, wofür eine Kandidatin, ein Kandidat wirklich steht, weil man anhand der Parteizugehörigkeit wenigstens die politsche Grundausrichtung erkennen kann. Ohne Parteien könnte man nur noch Individuen wählen, die man sich sehr genau ansehen müsste, um sie einzuschätzen. Hat sich die Parteiendemokratie am Ende vielleicht doch bewährt, und politische Interessen zu bündeln und handlungsfähig zu machen?
4 Antworten
Spannende Frage!
Ich denke, dass sowas nicht möglich wäre, da dies zu sehr großen Meinungsverschiedenheiten in der Regierung führt( Was ja sogar bei 3 Parteien mit der Ampel nicht funktioniert hat). Abgesehen davon, wäre es wahrscheinlich nicht wirklich möglich überhaupt eine richtige Regierung zu gründen.
Das ergibt aus meiner Perspektive keinen Sinn.
Durch die erhöhte Anzahl an einzelnen Personen, die alle Unterschiedliche Bereiche/Meinungen haben, wäre es viel schwieriger, einen Großteil der Menschen im Land auf eine Seite zu bringen. Parteien sind wie die Themenwelten hier auf Gutefrage gedacht, um verschiedene Meinungen grob einzuteilen.
Ob die Diskussions- und Ausschliessungskultur im aktuellen Bundestag gut ist, darüber kann man sich streiten, allerdings ist sie allemal besser als sie in einer Parlamentarischen Demokratie wäre.
In der Theorie könnte so etwas funktionieren. Aber ohne Parteien gäbe es auch keine Spezialisierungen. Das heißt, wenn mir eine bestimmtes Anliegen sehr am Herzen liegt kann ich nur im sehr begrenzten Umfang Einfluss nehmen.
Über die Listen können Parteien diese Speialisten in die Parlamente einbringen.
Wäre eine parlamentarische Demokratie ohne Parteien vorstellbar?
Mit dem Räumlichkeiten für Versammlungen könnte es bei ca. 80 Mio. Bürgern etwas eng werden, die Abstimmungen etwas zeitraubend usw.
Aber ja, wenn Du es Dir vorstellen willst ...
... könntest Du Dir z.B. Pinguine als Vorbild nehmen. Sie rotten sich auch in großer Zahl zusammen.
https://www.spiegel.de/panorama/klimawandel-forscher-haben-3-6-millionen-pinguine-in-der-antarktis-gezaehlt-a-00000000-0003-0001-0000-000001253120