Warum ist Religion und Staat in Deutschland getrennt?

8 Antworten

Wir haben in Deutschland zwar keine Staatskirche mehr, bei der Staat und Kirche eine Einheit bilden, aber eine strikte Trennung wie in Frankreich haben wir nicht. Staat und Kirche arbeiten bei uns partnerschaftlich zusammen, z. B. zieht der Staat die Kirchensteuer ein. Die Finanzämter dürfen dafür eine Aufwandsentschädigung einbehalten.

Glücklicherweise ist das so, denn dadurch ist Religionsfreiheit möglich. Ich würde in keinem Land leben wollen, wo ich nicht meine Konfessionszugehörigkeit frei wählen dürfte - sei es auch. dass ich keiner Religion angehören wollen würde.

Abgesehen davon gibt es Länder, wo Religion und Staat nicht voneinander getrennt sind und man schon mit drakonischen Strafen rechnen muss, weil man vielleicht nur einer Religion nicht angehören bzw. aus einer solchen austreten will, weil man vielleicht eine sexuelle Orientierung hat, die nicht in der betreffenden Gesellschaft als normal angesehen wird, oder weil man vielleicht gegen irgendeine religiös begründete Kleiderordnung verstößt wobei keine dieser Dinge irgend jemand anderen gerichtet wären und daher gegen kein normales weltliches Gesetz verstoßen und daher auch nicht geahndet werden sollten - schon gar nicht mit irgendwelchen Strafen.

Leider ist es bei weitem nicht gut genug getrennt, für meinen Geschmack.

Warum es halbwegs getrennt ist? Ein Erbe von Preußen und Bismarck und der Aufklärung würde ich sagen. Weil in Deutschland zum Glück genug Menschen sind, die begriffen haben, wie notwendig das ist.

Hat was mit der Gleichberechtigung bzw. Gleichheit vor dem Gesetz zu tun, denke ich, da jede Religion für sich eigene Regeln festsetzt. Stell dir das pro Religion als Kreis vor. Alle religiösen Kreise sind Teilmenge eines Kreises "Deutschland" als Staat, der diese umfasst. "Früher" wurden Homosexuelle durch die Kirche nicht akzeptiert. Das hieße, sie waren Mobbing ausgesetzt in manchen Religionen, was in DE verboten ist. Wenn du dich also in Deutschland bewegst und jede Religion beanspruchen würde, Gesetz zu sein, welches Gesetz würde für dich dann gelten? Katholisch? Evangelisch? Muslimisch? Mormonen? Das der BRD.

Religionsfreiheit gibt dir die Möglichkeit evangelisch, katholisch, Bruder/Schwester bei Mormonen, Muslime, ... oder ohne Religion zu sein. Damit stellst du dich freiwillig in einen religiösen Kreis und akzeptierst freiwillig seine Regeln, wobei vieles nur mit deiner Einwilligung sein darf. Du kannst natürlich jederzeit auch gegen bestimmte Regeln sprechen, wenn sie dein Wohl gefährden.

Das heißt theoretisch auch, dass andere Religionen nicht in dein Leben reinquatschen dürfen, wobei das in der Realität auch anders sein kann. Das ist ja manchmal das Problem, was die Kompatibilität von Religionen und Gesellschaft betrifft.

Ein Problemfall wäre zum Beispiel:

Ein Polizist ist christlich, z. B. katholisch oder Mormone, und handelt im Sinne seiner christlichen Gemeinde gegenüber einer Person, aber nicht faktenbasiert. d. h. Überzeugungen seiner Gemeinde gegenüber einer Person oder ihr Umfeld würden seine Wertung über die Person oder einer Sache beeinflussen. Das ist z. B. beim Thema Meinungs- und Glaubensfreiheit, das Recht auf Versammlungen etc. wichtig.

Religion und Staat sind in Deutschland nicht vollständig getrennt.

Beispielsweise treibt der Staat für die Kirche die Mitgliedsbeiträge in Form von Steuern ein.
Der Staat unterstützt die Kirchen finanziell.

Viele Einrichtungen (Kindergärten, Pflegeheime, etc.) werden von der Kirche geführt, aber letztendlich größtenteils vom Staat finanziert.

Und es gibt auch eine Partei mit dem Namen "Christlich Demokratische Union Deutschlands".

Ich finde allerdings, dass Religion und Staat vollständig getrennt sein sollten. Nur so kann man sicherstellen, dass alle Menschen die gleichen Rechte und Pflichten haben. Egal welcher Religion sie angehören. Und in einer Demokratie sollten ja die Bedürfnisse aller Menschen unabhängig vom Glaube berücksichtigt werden.

chilly10  06.12.2022, 15:30

Parteien wirken aber nur mit im Staat - Demokratie, nicht Autokratie oder Diktatur. Sie repräsentieren einen Teil der Gesellschaft und zwar den, der sich für die Partei entschieden hat und sich durch diese vertreten sieht. Eine vollständige Trennung von Religion und Staat würde bewirken, dass nicht irgendwelche selbsternannten religiösen Aufseher sich privat/ehrenamtlich/o.ä. in private Angelegenheiten anderer einmischen und diese diktieren nach Vorbild der Religion.

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