Warum ist jegliche Art von Literatur, die man in der Schule liest, so depressiv?
Ich kann das alles nicht mehr 😭 Das führt doch dazu, dass Schüler, die sonst nicht so viel lesen, Bücher automatisch mit negativen Gefühlen assoziieren.
Außerdem ist das Leben eh schon schrecklich genug, wenn man sowas freiwillig lesen möchte ist das ja okay, aber warum wird man quasi dazu 'gezwungen', so depressive Sachen von der Schule aus zu lesen?
In zwei Büchern die ich in meiner Schullaufbahn gelesen habe ging es jetzt schon um Selbstmord (in einem der beiden auch um Substanzenmissbrauch), alle Charaktere haben irgendwelches Familientrauma. In einem anderem Buch geht es um Inzest, tote Menschen und auch darum, wie sich alle selbst oder gegenseitig umbringen 😭
Warum kann man zur Abwechslung nicht mal etwas positivere Literatur analysieren?
5 Antworten
In Deutschland und verwandten Kulturen gilt: "Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps" - Arbeit und Vergnügen dürfen unter gar keinen Umständen vermischt werden.
Übertragen auf Kunst (in allen Formen) bedeutet das: Eine Sache hört in dem Maße auf, Kunst zu sein, in dem sie spaßig, vergnüglich oder unterhaltsam wird. Manche primitive Kulturen (so technologisch hochstehend oder in der wahren Bedeutung kunstschaffend sie ansonsten auch sein mögen) haben das immer noch nicht begriffen. Vermutlich macht man bei Shakespeares Komödien eine Ausnahme, weil ein Teil Deutschlands und ein Teil Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg Britische Besatzungszone war.
Also schäm dich, alles wahre richtige zutreffende wertvolle etc. usw. Kunsverständnis untergraben zu wollen!
Meine Geschwister haben übrigens die Erfahrung gemacht, dass ein guter Deutschlehrer es schafft, jede Lieblingslektüre eines Schülers so zu dramatisieren, dass seine Klasse für den Rest des Lebens vom unterhaltsamen Teil kuriert ist.
Weil Literatur eben nicht nur der Unterhaltung dient, sondern auch ganz reale Probleme aufzeigt. Selbstmord ist eins davon. Traumata genauso. Man lernt bekanntlich nicht für die Schule, sondern fürs Leben.
Also, Entschuldigung, trotz allem bringen sich insgesamt nur wenig Menschen um und Traumata muss zum Glück auch nicht jeder erleben!
Gerade junge Menschen sollte man nicht mit ausweglosen Problemen überfordern, sondern Dinge diskutieren und vertiefen, die ihnen zeigen, dass es Lösungen gibt, wenn man sich darum bemüht!
Das ist auch sehr viel näher an der Lebensrealität der meisten als diese Extremsituationen.
Im Jahr 2022 starben in Deutschland 28 Menschen pro Tag an Suizid. Das nur mal vorweg. Ausserdem kann Selbstmord in der Literatur auch symbolisch gemeint sein, im Sinne der Selbstaufgabe oder Selbstverleugnung - das zu diskutieren ist eben die Aufgabe des Literaturunterrichts. Da gibt's nicht nur die wörtliche Bedeutung in der Literatur, sondern eben auch die moralische, die allegorische und die anagogische - wenn man's mal ganz traditionell aufgliedern will.
Das sind rund 10'000 Personen im Jahr.
Jetzt rechne mal aus, wie viele Leute im Jahr sich mit Geldsorgen herumschlagen, Beziehungsproblemen, Entscheidungsschwierigkeiten, Verlusten etc.? Glaube, da käme eine andere Zahl dabei heraus.
Aber da wir schon bei Zahlen sind: 80% der Jugendlichen entwickeln im Laufe der Pubertät Selbstmordgedanken. Und denen wäre mit Sicherheit mehr geholfen, wenn man mit ihnen über IHRE Probleme reden würde anstatt über die allegorische Bedeutung des Selbstmordes.
Das kann man ja machen - Selbstmord als reales Problem thematisieren. Nirgendwo steht geschrieben, dass das verboten ist.
Es ist aber offenbar eben für einige einfach eine Überforderung, ständig mit solchen Abgründen konfrontiert zu werden. Und das könnte man auch mal thematisieren (siehe meine Antwort).
Ja, natürlich. Man kann ja die Klasse abstimmen lassen, welche Bücher sie lesen wollen. Zum Beispiel.
Ich glaube, viele Deutschlehrer finden, depressive Geschichten hätten irgendwie mehr Tiefgang als humorvolle. Vielleicht solltest du auch noch einige Bücher lesen, die nicht vom Lehrer empfohlen wurden.
Naja, wobei zwei von den drei von mir genannten Beispielen aus dem Englisch Unterricht sind 😭
achso, ne alles gut 😭 ja, vielleicht bezieht sich das einfach auf alle lehrer die was mit literatur unterrichten
Ich fände es sehr gut, wenn du das direkt in der Klasse thematisieren würdest. Es ist wirklich deprimierend, und was sollen junge Menschen dabei über das Leben lernen?
Ich finde, Lehrer sollten dazu Stellung beziehen, denn schliesslich sind sie beauftragt, junge Menschen zu bilden.
Natürlich soll man in der Schule über verschiedene Themen sprechen - aber es sollten doch verschiedene und auch ermutigende Dinge thematisiert werden!
War bei mir nicht so :)
oh. sollte ich mich jetzt angegriffen fühlen, oder so?