Warum gibt es verschiedene Rettungsdienste wie Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter, ASB usw.?
würde nicht eine einzige große Organisation bundesweit reichen?
7 Antworten
Das ist geschichtlich bedingt.
Diese Organisationen haben einen unterschiedlichen Ursprung/unterschiedliche Träger und hatten/haben sich teilweise auch andere Aufgabenschwerpunkte gesetzt oder unterschiedliche Klientel, um die sie sich primär kümmern wollten.
Es gibt mehrere Gründe, die das erklären könnten.
Alle diese Anbieter sind z.B. aus gemeinnützigen Organsiationen erwachsen. Diese gab es ja schon, bevor es überhaupt einen organisierten Rettungsdienst in Deutschland gab. Die Organisationen haben sich aber immer schon um die Versorgung von kranken und Bedürftigen gekümmert, was sich dann irgendwann mit der Entwicklung des Rettungsdienstes logisch fortgesetzt hat. Und daraus ist dann das heutige Modell geworden, in dem man im Rettungsdienst eine Dienstleistung zur Verfügung stellt.
Ein anderer Aspekt ist die Organisation des Rettungsdienstes. Dieser gehört nämlich zur Gefahrenabwehr und wird von den Landkreisen und kreisfreien Städten organisiert. Bedeutet: der Rettungsdienst ist überhaupt nicht bundesweit einheitlich geregelt, nicht mal landesweit. Jeder Landkreis kann selber entscheiden wie er das machen möchte. Einige wenige Landkreise betreiben den Rettungsdienst selber, insbesondere größere Städte die eine Berufsfeuerwehr haben, die aktuell meisten Landkreise vergeben den Auftrag an Anbieter, wie sie eben die Hilfsorganisationen sind. Rein kommerzielle Anbieter, wie Falck, sind noch die Seltenheit.
Tatsächlich hast du aber nicht ganz unrecht: eine einheitliche Regelung mit nur einem Anbieter wäre von der Einheitlichkeit gar nicht mal dumm, von der Organisation der Standorte von Rettungs- oder Notarzteinsatzfahrzeugen her ebenfalls nicht schlecht. Man könnte Fahrzeuge viel strategischer über eine größere Fläche verteilen, statt dass jeder Landkreis nur sein eigenes Gebiet im Auge behalten muss. Eine solche landesweite Lösung ist aber die Ausnahme, von bundesweit wollen wir mal gar nicht reden. Gewisse Nachteile hätte ein rein staatlicher Rettungsdienst allerdings auch, erfahrungsgemäß ist Konkurrenz gut fürs Geschäft und auch die Qualität und /oder die Kosten, da jeder sich quasi anstrengen muss den anderen zu übertreffen. Hat also alles Vor- und Nachteile
Bei DRK, MHD, JUH, ASB usw. handelt es sich nicht um Rettungsdienste, sondern um Wohlfahrtsverbände. Es sind Vereine.
Diese Vereine gliedern sich in Landes-, Kreis- und Ortsvereine, die dann jeweils ganz unterschiedliche Tätigkeiten ausüben bzw. Angebote anbieten.
Das können Handarbeits- und Gesprächskreise sein oder Altkleidersammlungen bzw. Altkleiderkammern, der Blutspendedienst, die Mitwirkung im Sanitätsdienst und im Katastrophenschutz. Oder eben, dann meist in Form einer gGmbH, der Betrieb von Alten- und Pflege- oder Kinderheimen oder von Rettungswachen bzw. Übernahme des Regelrettungsdienstes im Auftrag der Landkreise oder kreisfreien Städte.
Was den Rettungsdienst betrifft: Per Gesetz ist der Landkreis oder die kreisfreie Stadt dafür zuständig, den Rettungsdienst in seinem/ihrem Gebiet zur organisieren. Wie der Kreis das tut, ist ihm selbst überlassen. Viele Landkreise betreiben einen eigenen Rettungsdienst. Andere haben sich mit mehreren Landkreisen zu Rettungsdienst-Zweckverbänden zusammengeschlossen. Und wieder andere vergeben die Durchführung des Rettungsdienstes an gewerbliche Unternehmen. Das können dann private Unternehmen wie Falck, Aicher Ambulanz, früher GARD usw. sein - oder eben gemeinnützige Unternehmen, welche die Vereine wie DRK, ASB, JUH, MHD usw. gründen.
Letztendlich handelt es sich um Vereine, die unabhängig voneinander entstanden sind und eher "zufällig" die selben oder ähnliche Angebote anbieten.
Letztendlich könnte man also auch fragen, warum es in Deutschland mehr als 24.000 Vereine gibt, die die Sportart Fußball anbieten... oder warum es in Deutschland mehr als 86.000 Sportvereine gibt.
Weil die verschiedenen Hilfsorganisationen schon länger existieren als der Rettungsdienst als solcher und dann nun einmal allesamt als Leistungserbringer in den Rettungsdienst eingestiegen sind und sich etabliert haben, also historische Gründe. Hinzu kommt natürlich in juristischer Hinsicht noch ganz wesentlich, dass die Bundesrepublik Deutschland (BRD) so wie die meisten Demokratien auf der Welt über eine freie Marktwirtschaft verfügt, d.h. Jeder, der die gesetzlichen Vorschriften einhalten kann, darf sich am Markt in der jeweiligen Branche beteiligen. Dies führt sogar dazu, dass der Rettungsdienst nicht den etablierten Hilfsorganisationen vorbehalten ist sondern im Grunde genommen Jeder einen Rettungsdienst betreiben kann, der gegenüber der zuständigen Behörde den Nachweis erbringen kann, dass er die entsprechenden gesetzlichen Vorschriften einhält und die Genehmigung erhält. Das führt dazu, dass es mancherorts noch andere Leistungserbringer gibt. Diese, werden dann typischerweise sprachlich als "private Rettungsdienste" bezeichnet, obwohl juristisch betrachtet auch die großen Hilfsorganisationen privatwirtschaftliche Unternehmen sind. Im Prinzip, ist das hier nicht großartig anders, als wenn jemand einen Handwerksbetrieb eröffnen möchte. Jeder, der die Voraussetzungen dafür erfüllt, der darf das auch. Das ist das Kennzeichnen für eine freie Marktwirtschaft, dass sich Jeder am Markt beteiligen kann, der dafür in fachlicher Hinsicht geeignet ist. Da der Rettungsdienst keine hoheitliche, d.h. keine staatliche Aufgabe darstellt, gibt es eben nicht die eine bundesweite Organisation, die vom Staat betrieben wird sondern mehrere davon. Die Kompetenzen des Staates, beschränken sich im Wesentlichen auf den Erlass von Gesetzen zur Ausbildung des Personals und zur Organisation.
Mfg
Diese Organisationen sind älter als der Rettungsdienst selbst. Sie sind sozusagen so gewachsen.
Wäre eine einzige Organisation besser? Aus meiner Sicht ganz klar nicht. In meiner Region gibt es nur eine Organisation. Dadurch kann diese so ziemlich tun, was sie will. Für ihre Sanitäter tut sie gar nichts, sie können ja sowieso nicht zu einer anderen Organisation wechseln. Es gibt ein Haufen Problem, von denen die Bevölkerung gar nichts weiß, die aber die Patienten in Gefahr bringen. Aber keiner kann was ändern, ohne seinen Job in Gefahr zu bringen.