Warum gibt es keinen Halbton zwischen E und F und kein zwischen h und c?

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Irgendwas hast Du falsch verstanden. Gerade zwischen e-f und h-c liegen Halbtonschritte. Zwischen den anderen Tönen der C-Dur-Tonleiter liegen Ganztonschritte. Anders ausgedrückt: jede Dur-Tonleiter hat die Abfolge: Ganztonschritt (GT), Halbtonschritt (HT), o-Ton

o GT o GT o HT o GT o GT o GT o HT o

In C-Dur ist das dann:  c GT d GT e HT f GT g GT a GT h HT c

In D-Dur wäre es:  d GT e GT fis HT g GT a GT h GT cis HT d

Dadurch, dass man das f um einen Halbton zu fis erhöht und das c ebenso zu cis, stellt man die Abfolge von GT und HT wieder her. D-Dur beginnt also einen Ton höher als C-Dur, hat aber genau dieselben Ton-Intervalle relativ zum Grundton.

Warum ist das so? Wo kommen diese Intervalle her? Hat sich das mal jemand ausgedacht und alle machen das jetzt so nach? Nein. Es gibt physikalische Gründe für diese Tonabfolgen. Bestimmte Frequenzverhältnisse (Tonabstände) empfinden wir als angenehm. Interessanterweise sind diese Verhältnisse auch in der Architektur, in der Bildhauerei, Malerei und so weiter wieder zu finden.

Warum gibt es keinen Halbton zwischen e und f und zwischen h und c?

Ich gehe einmal davon aus, dass Du Dich etwas unglücklich ausgedrückt hast und meinst: Warum liegen zwischen e und f und zwischen h und c keine 'schwarzen Tasten' auf dem Klavier bzw. warum liegen dort Halbtonschritte.

Das ist eine gute Frage - als Antwort könnte man ein Buch schreiben, denn die Entstehung unseres heutigen Tonsystems erstreckt sich über weit mehr als 2000 Jahre und ist recht komplex.

Sie begann mit dem griechischen Philosophen, Mathematiker und Naturwissenschaftler Pythagoras von Samos (um 550 v. Chr.). Er experimentierte mit dem Monochord, einem einfachen Instrument mit nur einer Saite, und fand die Gesetzmäßigkeiten und Intervalle, die sich ergeben, wenn man den klingenden Teil dieser Saite auf die Hälfte verkürzt, und auf ein Drittel, ein Viertel usw. Daraus ergab sich als das natürlichste und reinste Intervall, das auch am harmonischsten empfunden wurde und wird, die Quinte.
Pythagoras schichtete nun Quinten übereinander und gewann damit einen Tonvorrat von sieben Tönen, nämlich (mit unseren deutschen Notennamen): f c g d a e h. Die alten Griechen entwickelten daraus das Systema Téleion, das über Jahrhunderte der musikalischen Praxis des Altertums zugrunde lag.

Im frühen Mittelalter entstanden aus diesem System und diesem Tonvorrat die Kirchentonarten, die 'Modi', wie z. B. der 1. Kirchenton (dorisch): d e f g a h c (d).
Was weiter geschah, ist uns heutigen Musikern aus unserer musikalischen Praxis bekannt: Die Renaissance entwickelte aus den Kirchentönen, dem modalen System, Dur und Moll, das tonale System. Die gebräuchlichen Skalen (Tonleitern) waren jetzt Dur (c d e f g a h c) und Moll (a h c d e f g a) - bis auf den heutigen Tag.

ConorLewis  04.05.2023, 22:10

Danke für deine tolle Erklärung! Hättest du eine konkrete Buchempfehlung? Das Thema klingt sehr spannend.

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Arlecchino  04.05.2023, 23:07
@ConorLewis

Danke für den freundlichen Kommentar.

Die Fachliteratur dazu ist sehr trocken. Meine Antwort richtet sich an Laien und vermeidet, soweit möglich, Fachbegriffe.

Wenn Dich das Thema interessiert, lies einmal den Wikipedia-Artikel über Tetrachord. Über die diversen Links, die sich ja in allen Wikipedia-Artikeln finden, kannst Du nach und nach immer mehr Informationen über Tonsysteme finden.

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Die Benennung der Töne ist historisch gewachsen und entsprechend inkonsequent. Das ist eben so. Alles begann mit der C-Durtonleiter (die Weißen Tasten am Klavier), und jede Dur-Tonleiter hat an zwei Stellen Halbtonschritte statt Ganztonschritte.

Jetzt wollte man aber auch andere Durtonleitern haben, damit rutschten die Halbtonschritte woanders hin und man brauchte schwarze Tasten bzw. # und b an den vorhandenen Tönen.

Konsequent wären zwölf gleichfarbige Tasten pro Oktave in Halbtonschritten mit Nummern drauf. Aber das ist jetzt zu spät.

An alle Musiktheoriehistoriker, die jetzt gleich sagen wie grob vereinfacht diese Geschichte ist: ja, ich weiß, das ist die Sendung-mit-der-Maus-Version.

Arlecchino  19.06.2020, 12:45
Alles begann mit der C-Durtonleiter

Unser Dur-Moll-System hat sich aus den Kirchentönen entwickelt, die auch schon Ganz- und Halbtonschritte kannten. Und auch die Kirchentöne waren nicht der Anfang der Musik des Abendlandes.

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