Warum fahren sehr alte autos noch?

8 Antworten

Alte Motoren ohne viel Literleistung bewältigen meist ohne größere Schwierigkeiten 400.000km. Eine Ausnahme sind zB. alte Zweitakter, wie sie noch bis zur Wende in Ostdeutschland gebaut wurden, die müssen konzeptbedingt regelmäßig überholt werden (beim Trabant lag die empfohlene Laufleistung so bei 60.000km, beim Wartburg 80.000 oder 100.000km (da bin ich mir nicht mehr sicher)). Auch divere Sportwägen brauchten regelmäßig intensive Motorwartungen. Der umgekehrte Extremfall wären Saugdieselmotoren, die hatten zwar nur sehr wenig Leistung, hohen Verbrauch und waren oft als "Wanderdüne" verschrien, dafür aber enorm haltbar, Laufleistungen von 1 Mio km waren da oft machbar.

Aber auch von den Oldtimern werden nur die Allerwenigsten derart oft bewegt. Irgendwann nach 20-25 Jahren haben die ihr "normales" Leben hinter sich und werden ab da stärker gepflegt und seltener gefahren.

Dabei sollte man aber nicht vergessen: Was du da draußen an Oldtimern siehst, ist gewissermaßen die Schneeflocke auf der Eisbergspitze. Die absolute Mehrheit aller Autos, die vor mehr als 30 Jahren gebaut wurden, sind längst in die Presse gewandert. Nicht wegen der Motoren, sondern, weil früher im Vergleich zu heute gerne der gesamte Rest des Autos minderwertig war. Mieser Korrosionsschutz (vor allem die Stahlkrise der 70er mit dem billigen Recycling-Rohstahl war hier verheerend!), fragliche Elektrik, alternde Kunststoffe, deutlich höhere Unfallzahlen mangels Assistenzsysteme...

Gerade in den 70ern war es völlig normal, dass ein Alltagsauto nach 7 Jahren rostbedingt nicht mehr durch den TÜV kam und dann meist ein paar Jahre später entsorgt wurde.

Die Autos aus der Zeit, die bis heute überlebt haben, haben häufig irgendwann mal größere Reparaturen oder gleich eine Restaurierung hinter sich.

Das hängt sehr von regelmäßiger Wartung und Pflege ab. Natürlich kann man auch ein Auto von Grund auf restaurieren.

In den 80er- und 90er-Jahren zählte in erster Linie Haltbarkeit - da wurden sehr gute Autos gebaut, in deren Entwicklung und Serienfertigung u.a. Erkenntnisse aus dem Langzeitauto von Porsche flossen, zu dem man hier und hier etwas erfährt - das war eine damals vielbeachtete und historisch aus heutiger Sicht sehr hoch zu bewertende Studie von 1973, die vor allem auf Porsche, aber auch auf Audi (80/90 und 100/200; V8, Coupé) starken Einfluss hatte und auch auf VW abfärbte.

Auch war Rostschutz sehr wichtig, da Schnellroster der 70er-Jahre vergessen werden sollten und man somit alles daran setzte, dass die neuen Modelle nicht mehr so gammelten - am Ende hielten vor allem vollverzinkte Audi-Modelle ab 1985 viel zu gut und fahren deswegen, aber auch dank solider und primitiver Technik noch heute herum. Ich fahre selbst einen Audi 80 von 1988 und sehe jeden Tag ähnlich alte Fahrzeuge fahren, die offenbar im Alltag bewegt werden - aber meist andere Audi 80 der selben Baureihe, VW-Modelle, alte Mercedes und seltener auch mal einen alten Opel sowie einen alten 5er-BMW (E34 Serie).

Diese Autos kommen mit einem Mindestmaß an Pflege klar und verzeihen auch Wartungsversäumnisse, weil die Technik einfach ist; sie haben stabiles Blech, die Ersatzteile sind noch lieferbar (vor allem bei VAG und Mercedes ist durch eine Vielzahl von Modellen mit identischer Technik vieles auch anderweitig zu beschaffen) und es sind Fahrzeuge, die auch im Alltag noch zeitgemäß zu bewegen sind. Wenn der Besitzer es gut meint, dann hält das Fahrzeug stand - und wenn wie beim Audi 80 mit 90 PS noch realistische Verbrauchwerte von etwa sieben Litern Super auf 100 Kilometer und eine große Reichweite durch den großen Tank dazu kommen, schafft auch das ein angenehmes Fahren. Ich muss mit dem 80, obwohl ich täglich zur Arbeit fahre und am Wochenende manche Spritztour in der Region zu Freunden unternehme, nur alle drei Wochen tanken.

Hier ist für alle, die es interessiert, eine recht informative und hinsichtlich der gezeigten Automodelle "kultige" Dokumentation zur IAA in Frankfurt von 1981.

https://www.youtube.com/watch?v=f7mJ4EEoCVk

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Auch ein gutes Pferd kann sehr alt werden, wenn man den Gaul gut behandelt.

Normalerweise müssten die Motoren ja sehr viel Km gefahren sein

Na und? Früher wurde halt noch massiv und langlebig gebaut. Heutzutage wird das Material ja bis an die Belastungsgrenze ausgereizt und an allen Ecken und Enden gespart, da ist es klar, dass die Sachen schneller kaputt gehen.

sind diese autos dann einfach general überholt worden?

Sowas wie Steuerkette, Gleitschienen, Zylinderkopfdichtung usw. ist bei jedem Motor irgendwann mal fällig. Wirklich generalüberholt mit Planen, Ventile einschleifen usw. ist vermutlich nur ein geringer Teil. Brauchts aber halt auch nicht.