Warum losten die Athener alle Ämter aus?
2 Antworten
In der athenischen Demokratie wurden nicht alle, sondern nur die meisten politischen Ämter ausgelost.
In der athenischen Demokratie wurden von ungefähr 700 Ämtern die meisten Ämter (ungefähr 600) durch ein Losverfahren vergeben. Für einige Ämter (ungefähr100) , die besondere Sachkenntnisse und Fähigkeiten erforderten, gab es Wahlen, z. B. die 10 Strategen, Architekten und Bauaufseher, hohe Finanzbeamte.
Ämterauslosung betraf Ämter, bei denen die Gruppe der Bürger, die in Frage kamen, gewöhnlich ein Mindestmaß an Kenntnissen und Fähigkeiten dafür hatten, weil die Ämter keine großen Sachkenntnisse und Fähigkeiten erforderten und Einzelne keinen weiten Spielraum für eigenständige Entscheidungen hatten.
Die große Rolle des Losverfahrens ist Ausdruck der Wertschätzung von Gleichheit als demokratisches Prinzip. Dem athenischen Volk war politische Teilhabe (Partizipation) sehr wichtig. Die athenische Demokratie war eine direkte Demokratie und wollte Chancen auf ein aktives Teilnehmen an der Politik.
Gründe für ein Losverfahren waren:
- politische Teilhabe für viele Bürger
- Gleichheit unter den Bürgern mit Abwechslung von Herrschen und Beherschtwerden
- Verhinderung von übergroßer Machtkonzentration und Machtmissbrauch
- Vermeidung von Korruption
Bücher zum Thema:
Jochen Bleicken, Die athenische Demokratie. 2., völlig überarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage. Paderborn ; München ; Wien ; Zürich : Schöningh, 1994. ISBN 3-506-71901-7
Angela Pabst, Die athenische Demokratie. Originalausgabe. 2., aktualisierte Auflage. München : Beck, 2010 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2308). ISBN 978-3-406-48008-9
Um den bequemen Kauf von Ämtern, wie bei den Römern üblich, zu verhindern? Korruption ist keine Erfindung der Moderne. Eine Auslosung heißt, jeder muß zufrieden sein mit dem was er kriegt und dort das beste leisten, auch wenn es nicht sein Wunschposten ist. Sollte man in unserer Politik vielleicht auch einführen.
Wir sind nicht mehr antikes Athen. Damals hatte der größte Teil der Bevölkerung z. B. kein demokratisches Wahlrecht (Frauen, Sklaven, Arme). Heute würde ein Lossystem vielleicht für mehr Qualität im Amt sorgen, wenn jeder sein bestes geben muß egal ob er eine Ahnung von der Materie hat oder nicht, denn dann wäre Lernen gefragt!
Wir sind nicht mehr antikes Athen.
Eben. Daher war das Losverfahren mit einer überschaubaren Menge an aktiv bzw. passiv wahlberechtigten männlichen Bürgern praktizierbar. Wie soll das heute mit Millionen Menschen gehen?
Auch sind die Orte politischen Wirkens nicht mehr zu Fuß oder allenfalls zu Pferd erreichbar. Man müsste die gelosten Menschen aus ihrer vertrauten Umgebung herausreißen. Wie soll das gehen?
Und regieren ohne solide Bildung? Man müsste sich bei manchen Gelosten entscheiden: sollen sie politisch wirken oder ihre Zeit mit Lernen verbringen? Wenn sie denn das Lernen gelernt haben und überhaupt lernen wollen!
Ich bleibe dabei: Athen hat in kleinem Maßstab schon bewiesen, dass diese Art von Losdemokratie nicht funktioniert - und in sehr viel größerem Maßstab bei sehr viel diffizileren heutigen Problemen erst recht unmöglich ist!
Wieso die ganze Bevölkerung? Wer Politiker werden will darf das auch in Zukunft tun, aber erst dann wird das Los geworfen, wenn die Personen feststehen, nur ihre Ämter sind erst mal ungewiß. Und dann geht das Lernen los, wenn z. B. jemand im Verteidigungsministerium ist, aber von Bundeswehr, Militär allgemein und den Regeln und Notwendigkeiten von Verteidigung und Krieg null Ahnung hat. Dann braucht er einen Crashkurs, damit er weiß was er sagt und tut. Selber schuld, hat ihn keiner gezwungen einen auf Politiker zu machen. Jede Art von Machtgier würde so ziemlich schnell ausgehebelt, wenn erhebliche Mengen Arbeit drin stecken.
Besser nicht. Denn dieses System hat sich im antiken Athen nicht bewährt!