War der Versailler Vertrag ein gerechter oder ungerechter Frieden?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein ungerechter Frieden natürlich, wie man es auch an den Reaktionen in Deutschland auf diesen Vertrag merken konnte.

Deutschland bekam die alleinige Kriegsschuld zugesprochen, was schon mal ein unfassbarer und furchtbarer Punkt im Vertrag war, weil Deutschland den Krieg nämlich nicht verursachte. Dazu musste Deutschland hohe Kriegskosten aufbringen, die noch viele Jahre bezahlt werden mussten. Dann noch u.a. die Besetzung eines großen Teils Deutschlands und die Reduzierung der deutschen Armee.

Solche Bedingungen führten zu Schock und Fassungslosigkeit in der deutschen Bevölkerung, was dann ein gewisser Herr ausnutzte und sich mehr und mehr mit dem Land in eine Richtung entwickelte, die dann noch weiteres unfassbares Leid über die Welt brachte und wir noch heute mit den Folgen der Geschichte leben müssen. Heute kannst du keinen Furz mehr lassen, ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden, nur mal so als Beispiel, wie sich unsere heutige Gesellschaft entwickelt hat.

Der Anschlag auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Frau, die anschließende Julikrise und der Versailler Vertrag trugen mit dem Ersten Weltkrieg zur Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bei. Ohne diese Ereignisse hätten es diese noch schrecklicheren Zeiten ab den 1930er Jahren nicht gegeben.

Es war ein Schanddiktat und mit Verursacher für die Fortsetzung dieses Krieges, genannt WK 2.

Der Vertrag war zu hart und trug maßgeblich dazu bei, die junge Demokratie in Deutschland zu destabilisieren und eine Integration in die westliche Staatengemeinschaft zu erschweren.

Das wurde übrigens nicht nur von den Nationalsozialisten so gesehen. Der Versailler Vertrag wurde von allen Parteien der Weimarer Republik abgelehnt, von der NSDAP über Zentrum und SPD bis hin zur KPD. Nur über die Art und Weise, wie eine Revision erreicht werden sollte, gab es Streit.

Übrigens wurde der Vertrag auch von den USA abgelehnt, wenn auch aus unterschiedlichen, zum Teil innenpolitisch motivierten Gründen. Präsident Wilson sah in ihm eine vorläufige Friedensgrundlage, die später durch Verhandlungen teilweise revidiert werden könnte - die Franzosen vertraten eine gänzlich andere Sichtweise.

Der Vertrag wurde auch von führenden Ökonomen seiner Zeit kritisiert, etwa von John Maynard Keynes, einem der größten Wirtschaftsexperten des vergangenen Jahrhunderts.

Generell kann man sagen: der Vertrag war einerseits zu hart, als dass er Versöhnung und Stabilität schaffen konnte, andererseits zu schwach, als dass er Deutschland dauerhaft kampfunfähig halten konnte. Er war nichts Halbes und nichts Ganzes.

Die Zeche mussten viele Millionen Menschen zwanzig Jahre später bezahlen.

Weder war er gerecht, noch war er sonderlich gut durchdacht - was wir dann ja an den Folgen beobachten konnten.

impaanik 
Fragesteller
 19.09.2021, 12:30

Was sind die tragischsten Folgen und was hat man gelernt aus dem Versailler Vertrag?

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tryanswer  19.09.2021, 12:33
@impaanik

Krieg in Osteuropa, Destabilisierung Deutschlands bis hin zum 2. Weltkrieg. Gelernt hat man daraus, daß man sich als Siegermacht um die Entwicklung des besiegten Landes kümmert und es nicht sich selber überläßt.

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