Vergleich der Neuronendichte des menschlichen Hirns mit dem Hirn von Vögeln?

3 Antworten

Weil es der Evolution sch...egal ist, wie eine Art zum Ziel kommt. Entscheidend ist, dass sie es tut. Und dabei gibt es erstens eben oftmals verschiedene Lösungsmöglichkeiten und zweitens muss es nicht zwingend die beste Lösung sein. Die Hauptsache ist, dass es hinreichend funktioniert und einen Überlebensvorteil sichert. Bestes Beispiel, das menschliche Auge. Das ist auch nicht fehlerfrei - ein Optiker würde bei einer solchen Fehlkonstruktion wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Aber das muss es nicht sein, denn wir können ja auch mit dieser "Fehlkonstruktion" ausreichend gut gucken und überlebensfähig sein.

Welchen Weg eine Art dann tatsächlich einschlägt, hängt dann von mehreren Faktoren ab. Erstens von der Stammesgeschichte. Die Evolution kann immer nur von dem Bauplan ausgehen, der in der Stammeslinie schon vorhanden ist. Sie settt die Arten ja nicht nach dem Baukastenprinzip zusammen, sondern kann den vorhandenen Bauplan nur variieren. Zweitens vom Zufall - alles kann, nichts muss ist hier die Devise. Die Evolution kann alle möglichen Wege einschlagen, aber keinen muss sie zwingend gehen. Welche Richtung eine phylogenetische Linie nimmt, hängt von zufällig auftretenden Mutationen ab. Und drittens der ökologischen Nische und den Umweltbedingungen, also sozusagen von der artspezifischen Lebensweise. Natürlich wäre es theoretisch denkbar gewesen, dass Vögel ein ähnlich großes Großhirn wie wir hätten evolvieren können. Haben sie aber nicht, da sie ja auch noch fliegen müssen. Da ist die höhere Neuronendichte die elegantere Lösung, die ist leichter und spart so Fluggewicht. Für unsere Vorfahren, die nicht flogen, gab es diese Einschränkung nicht. Hier hat sich deshalb eben ein großer Neocortex entwickelt. Warum nicht auch ein kleiberes, dafür dichter vernetztes Gehirn wie beim Vögel? Na ja, hier sind wir dann wieder beim Zufall. Es hat sich halt zufällig so ergeben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Littlethought 
Beitragsersteller
 04.12.2024, 18:00

Dass die Vögel eine platz-und gewichtsparende Lösung brauchten ist schon klar. Aber warum der Mensch aber diese eigentlich naheliegende Entwicklung nicht eingeschlagen hat ergibt sich aus deiner Antwort nicht.

Darwinist  05.12.2024, 10:04
@Littlethought
Aber warum der Mensch aber diese eigentlich naheliegende Entwicklung nicht eingeschlagen hat ergibt sich aus deiner Antwort nicht.

Doch. Natürlich. Weil er das nicht musste. Entscheidend ist nur, dass ein Weg funktioniert. Es muss nicht der naheliegendste sein. Das habe ich aber ausführlich erläutert.

Littlethought 
Beitragsersteller
 05.12.2024, 14:15
@Darwinist

Ich vermute, dass es dafür noch einen anderen Grund gibt. Die Natur ist ein Luder, sie macht alles, was möglich ist. Ich vermute, dass die bei Säugetieren vorkommende starke Vernetzung weit auseinanderliegender Hirnstrukturen eine höhere Neuronendichte nicht zuließ. Die Hirnstruktur der Vögel ist wohl stärker hierarisch gegliedert. Aber das ist nur eine Vermutung.

Darwinist  05.12.2024, 15:37
@Littlethought
Die Natur ist ein Luder, sie macht alles, was möglich ist.

Genau das ist dein Denkfehler. Die Natur macht gar nichts. Die Natur geschieht einfach. Kerngedanke der Evolution ist ja gerade, dass kein Designer/Planer/Schöpfer dabei am Werk ist.

Littlethought 
Beitragsersteller
 05.12.2024, 16:10
@Darwinist

Das ist mir schon klar. Ich hatte nicht angegeben, dass ich E.O. ,Fischer zitiert hatte. Das Wort "machen" ist in diesem Zusammenhang natürlich bloß eine Paraphrase. Aber genau der "Zufall" bewirkt, dass praktisch jede Möglichkeit, die sich bei der Entwicklung ergibt, auch vorkommt. Wenn etwas bestimmtes, was eigentlich zunächst möglich erscheint, nicht vorkommt, sollte man sich wohl darüber Gedanken machen.

Littlethought 
Beitragsersteller
 05.12.2024, 16:15
@Littlethought

P.S.: Im Makrokosmos gibt es nur den subjektiven Zufalle, der der jeweiligen Unkenntnis geschuldet ist. Der absolute Zufall der Quantenphysik ist im Prinzip ein metaphysisches Konstrukt und kann z.B. durch die Viele-Welten-Hypothese ersetzt werden.

Bei Vögeln gibt es einen ganz starken evolutionären Druck zur Miniaturisierung, weil damit Masse eingespart wird, was das Fliegen ungemein erleichtert. Bodenlebende Tiere haben dieses Problem nicht und können sich daher etwas ineffizientere Struk­tu­ren leisten — Optimierung durch evolutionäre Algorithmen liefert ja nie das best­mög­liche Resultat, sondern immer nur eines, das gerade gut genug ist.


Littlethought 
Beitragsersteller
 04.12.2024, 17:43

Ja schon, aber wegen seines aufrechten Ganges gab es auch beim Menschen den evolutionären Druck zur Miniaturisierung. Es muß wohl schon noch etwas anderes dahinter stehen. Ich vermute, dass die starke Vernetzung weit auseinander liegender Hirnteile eine höhere Neuronendichte nicht zuließ. Vögel haben wahrscheinlich eine sehr viel ausgeprägtere hierarische Struktur des Gehirns. Darüber habe ich aber leider nichts gefunden.

Die fliegen ja auch.