Urlaub auf den Azoren?

5 Antworten

Ich war im im dortigen "Winter" (trotzdem mild) dort, auf der Hauptinsel Sao Miguel. Die vielen Hortensien haben daher zu der Zeit auch nicht geblüht, dafür war es sehr leer und das schöne satte Grün überall gibt es trotzdem. Im dortigen Sommer ist es angenehmer warm und auch öfer mal sonnig. Es war mal etwas anderes, ich fand es dort trotz des Wetters schön. Anbei folgen daher "ein paar" Tipps.

Baden hätte man, selbst wenn man bei dem Wetter gewollt hätte, nicht gekommt. Oft auf unserer Seite zu starke Strömung und giftige Quallen (portugiesische Galeere) überall am Strand durch den auflandigen Wind. Dafür waren wir in mehreren heißen Quellen, davon gibt es dort einige, zudem auch eine direkt an einem Strand bei Ponta da Ferraria (auf einer anderen Inselseite, daher Quallensicher zu der Zeit), aber an dem Tag hatten wir keine Badesachen mit. Generell kenne ich die Azoren eher für Surfer, als für Meer-Badegäste, da es nur steinige Strände gibt, Vulkaninsel eben. Wer netten Strandurlaub sucht ist dort also komplett falsch. Die Insel ist was für Entdecker, die Pflanzen, Wasserfälle, heiße Quellen, Berge, kleine Orte usw. mögen und auch mal vor steilen Straßen keine Angst haben.

Tipp dazu: viele der heißen Quellen sind sehr eisenhaltig, nur dunkle Badekleidung nehmen, am besten welche die man ggf. nach dem Urlaub entsorgt und bei blonden Haaren alles sicher fest hochbinden und nicht untertauchen, sonst hast du danach ggf. merkwürdig orange-braune Haare... Und zwar bis sie rauswachsen, das bekommt man nicht raus gewaschen (meine Armhaare waren 6 Wochen so, aber da sieht man es ja kaum im Vergleich zum Kopf), gerade die im Terra Nostra Park. Hier optimalerweise erst Park angucken, danach ins schöne warme Wasser. Im Sommer wäre mir das zu warm, die heißen Quellen sind teils nämlich wirklich recht heiß, bei dem kühleren Wetter war die Wärme richtig angenehm auch wenn ich in den eher kühleren Teilen der Becken war auch um Spritzwasser der Zuläufe zu vermeiden. Zudem an dem Tag auch keine helle Kleidung tragen die man hinterher anzieht, es hat 3 mal Duschen und 2 Tage gedauert, bis von meiner Haut kein Orange mehr abgewaschen wurde. Hatte an dem Tag ein weißes T-Shirt an, dachte optisch nach der Dusche dort alles wäre ab, aber es war hinterher trotzdem total verfärbt und konnte in den Müll (nach 6 Wäschen noch immer deutliche orange Flecken). Aber es lohnt sich, nur eben am besten dunkel blau oder schwarz, wo man mögliche Flecken nicht sieht.

Da es dort Winter war, war es vergleichsweise kühl und noch regnerischer. Aber wir haben uns davon nicht abhalten lassen. Das gute an so einer kleinen Insel ohne sehr hohe Berge wo sich das Wetter staut: Viele Schauer ziehen einfach schnell rüber, einen Moment schüttet es und 15 Minuten später scheint die Sonne. Als wir am Ermida de Nossa Senhora da Paz waren, war bei Ankunft die Stadt und Insel davor super zu sehen, als wir gingen kam wieder ein Schauer und man konnte man vor Nebel danach kaum 50m gucken. Den Schauer hatten wir da rutschige steile Straße (und einer der ersten Tage, wo man es noch nicht gewohnt war) erstmal oben im Auto abgewartet und sind danach erst runter. In der Stadt Vila Franca do Campo unten gibt es lokales Gebäck (Queijadas de Vila Franca do Campo genannt, davon gibt es in Portugal verschiedene Sorten), das solltet ihr umbedingt in der bekannten Bäckerei (Google) probieren.

Es gibt dort mehrere Ananasplantagen, ich fand die von Santo António am besten, weil sie zwar sehr klein ist, der Mitarbeiter im kleinen Laden/Ausstellugnsraum sich aber Zeit nimmt einem die Gewächshäuser zu zeigen und auf Englisch zu erklären (der zweite Mitarbeiter konnte nur portugiesisch). Die Marmelade dort war auch sehr lecker und die kleine reife Ananas, die wir dort direkt gekauft haben, ebenso. Vor dem knall pinken beschrifteten Haus sind direkt ein paar Parkplätze.

Wenn ihr die Insel erkunden wollt, braucht ihr auf jeden Fall einen Mietwagen. Denn wirklich Nahverkehr über die ganze Insel gibt es dort nicht. Mittlerweile gibt es einige Schnellstraßen, wenn möglich nutzt diese so viel es geht und keine parallelen kleineren Straßen, die können auch plötzlich steil und unbefestigt mitten am Berg oder an der Klippe lang führen, obwohl 50m vorher noch normal asphaltiert. Generell rechnet mit vielen für Deutsche steile schmale Straßen, aber daran gewöhnt man sich schnell. Schaut zudem vorher nach Parkplätzen und plant Laufstrecke zu manchen Sehenswürdigkeiten ein, beispielsweise am Farol da Ponta do Arnel. Fahrt da keiensfalls zu den zwei Parkplätzen unten am Leuchtturm, außer ihr seid extrem erfahrene Fahrer, lieber oben parken und den Laufweg runter und wieder hoch in Kauf nehme, wenn ihr fast unten seid werdet ihr verstehen warum...

Zudem würde ich euch raten von Hotel/Hostel/Ferienwohnung in Ponta Delgada zu bleiben, dort gibt es ein weites Angebot an Restaurant, Läden, Supermärkten usw., auch das einzige Kino der Azoren (wo es auch ein paar englische Vorführungen gibt) für ganz verregnete Abende. Wenn ihr zentral wohnt, könnt ihr im Ort vieles auch zu Fuß anschauen, aber Achtung: Autoparkplötze sind da ggf. schwer zu finden, am Parkplatz "Parque de Estacionamento da Rua do Peru" haben wir oft was bekommen, da dieser vergleichsweise groß ist und sind dann einfach zu Fuß zur Unterkunft zurück. Alle anderen Orte und Sehenswürdigkeiten der Insel kann man von dort in Tagesausflügen erkunden.

Achtet dabei unterwegs auf die Aussichtspunkte, manche sind wirklich nur kleiner Parkplatz und man hat einen (von vielen) netten Blicken aufs Meer, an manchen gerade im Landesinneren findet man so auch mal spontan einen Wasserfall oder ähnliches.

Wenn ihr den grünen und blauen See anguckt, der Aussichtspunkt Miradouro da Vista do Rei ist voll aber lohnt sich von der Aussicht definitiv, 150m davor bei dem alten zerfallenen Hotel (befestigte Parkplätze am Straßenrand) kann man aber besser gut parken als direkt dran. Kleiner Tipp für Abendteuerlustige (natürlich war ich nicht dort, ist verboten laut Schildern, interessiert keinen man muss nur vorsichtig sein und nicht das fast komplett eingestürzte Glasdach betreten-> immer am Rand laufen, auch unten, mit etwas Mühe kommt man sogar trocken durch das Gebäude): Vom Dach des Hotels hat man den besten und höchsten Blick auf die zwei Seen und daher auch die beste Chance verschiedene Farben zu sehen. Wenn ihr dann weiter runter fahrt, ist es am "Miradouro do Cerrado das Freiras" oft total überfüllt und kein Parkplatz vorhanden, 200m weiter bergab kommt der nächste "Miradouro da Lagoa da Santiago", der ist viel leerer und neben der identischen Aussicht gibt es noch einen weiteren See auf der anderen Straßenseite zu bestauenen.


anesneir  08.04.2024, 00:36

Das ist ein sehr sachkundiger Bericht, der Lust auf einen Urlaub auf Sao Miguel macht. Ich kann alle Impressionen nur voll und ganz bestätigen. Und auch die anderen Inseln sind absolut lohnenswert - besonders im Frühling und im Herbst.

Hallo,

die Azoren haben selbstredend auch sehr schöne Strände.

Allerdings sind die Azoren bekannt für sehr wechselhaftes Wetter. Nebel, Sonne, Regen am gleichen Tag sind absolut keine Seltenheit.

Wenn du es gewohnt bist, im Juni in Griechenland im Mittelmeer zu baden, könnte dir das Wasser auf den Azoren allerdings etwas zu kalt sein. In Griechenland dürfte das Wasser im Juni eher 22 - 25 ° haben, auf den Azoren eher 18 - 20°.

Die Azoren sind wunderschön - aber nicht unbedingt ideal für den klassischen Badeurlaub, bei dem man 50% des Tages am Strand liegt.

LG, Chris

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – seit 2006 in verschiedenen touristischen Bereichen tätig

lavina1999 
Beitragsersteller
 18.01.2024, 11:00

Vielen Dank für deine Rückmeldung! :) Viel am Strand liege ich eh nicht. Ich mag die gute Mitte zwischen Erholung, aber auch Unternehmungen mit Action. Nur wenn schönes schwimmen bzw. auch Schnorcheln im Meer ganz fehlen würde, wäre ich etwas enttäuscht. Kannst du denn Strände und/oder auch Unternehmungen/Sehenswürdigkeiten empfehlen?

Nun: ich war mehrfach auf st. Miguel.

Es stimmt: eine grüne Insel. Und wechselhaftes Wetter. Dort spricht man davon, wenn es regnet( das macht es häufig) , warte ab: .. spöttisch: es gibt drei Jahreszeiten an einem Tag... Das ist eher eine Insel für Individualisten, statt für all- in. Denn Baden nimmt da eher einen kleinen Teil der Zeit ein. Mal von den Vulkanischen "Badegewässern" abgesehen. Hauptbeschäftigung ist da eher das Wandern. Ein Mietauto ist da auch angebracht: ist zwar eine kleine Insel, aber um an einige Stellen zu kommen braucht es eben ein Auto.

Faszinierende Natur und die Vulkanaktivitäten lassen einen immer wieder staunen. Fumarole und blubernde Schlammlöcher, Restaurants, die mit Erdwärme in Erd- Löchern eine Spezialität über Stunden kochen.. Bademöglichkeiten in eisenhaltigem oder schwefelhaltigem Wasser( riecht wie faule Eier..) , Kraterseen, hohe Berge..

Spezialitäten sind da: Schwertfisch, eigene, sehr aromatische und kleine Ananas, schwarzer Tee von dieser Insel... Und natürlich: das Fleisch von Rindern dieser Insel. Da steht nirgends "Bio" drauf. Aber das ist Bio! Die Erde ist sehr fruchtbar durch die Vulkan-Asche. Dünger braucht es da nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

lavina1999 
Beitragsersteller
 18.01.2024, 10:35

Also ist es deiner Meinung nach auf jeden Fall eine Reise hin wert? :)

minimax11  18.01.2024, 10:39
@lavina1999

Ja. Wenn man nicht das Baden in den Vordergrund setzt... Wir hatten sogar ne Mühle gebucht: keine Reisegesellschaft. Selbstversorger. Und die Insel erkundet. Viel gesehen und erlebt. Party machen: ist nicht unser Ding. Wandern schon.

Da würde ich Madeira vorziehen.


lavina1999 
Beitragsersteller
 18.01.2024, 10:36

Aus welchen Gründen? :)

Kwalliteht  18.01.2024, 11:43
@lavina1999
  • Nicht so launisches Wetter wie auf den Kanaren.
  • etwas näher
  • Schwankungen zwischen Sommer und Winter nicht so groß
  • Wunderschöne Natur auf der "Insel des ewigen Frühlings".

Neutral: Das Wasser ist genauso kühl wie auf den Azoren, das nimmt sich nichts.

Nachteil: Es ist etwas teurer als die Azoren.

Da Du auch Italien erwähnst: Ich bevorzuge Apulien oder Kalabrien (die südlichsten Regionen auf dem Festland), was ich im Norden an Fahrkosten spare, lege ich bei allen anderen Sachen wieder drauf. Sizilien ist allerdings deutlich teurer (Flüge, Fähre, Autobahn ... alles andere hält sich im Normalbereich).
War zu Weihnachten in Taranto (Apulien), meine Frau will schließlich auch mal ihre Eltern sehen und unsere Kinder ihre ihre Großeltern. Baden war noch möglich (ca 15°, also nicht für jeden, was mich als Eisbader nicht abschreckt). Schwiegermama gerät jedesmal in Panik, wenn mein Sohn und ich zu Weihnachten ins Wasser springen. Kalabrien kann ich nur im Sommer enpfehlen. Der Winter im hohen Gebirge ist nicht so toll und am Meer ist es verglichen mit Apulien ziemlich rau, sowohl am Ionischen Meer als auch am Tyrrhenischen Meer (von den Italienern nicht ohne Grund auch häufig tyrannisches Meer genannt). Im Sommer aber einfach toll, sowohl im Gebirge als auch am Strand. Und für die, die es interessiert (also schonmal für mich), gibt es dort auch die größte FKK-Anlage Italiens.

Azoren sind (noch) zu empfehlen - früher war es auch dort schöner, weil weniger überlaufen, aber es geht wohl noch. Wie lange wollt ihr?


lavina1999 
Beitragsersteller
 18.01.2024, 09:58

Wir wollten 10 Tage hin. Eventuell dann auch auf verschiedenen Inseln bleiben. Also nimmt auch dort der Massentourismus zu?

Unholdi  18.01.2024, 10:05
@lavina1999

Ja, natürlich wie überall - das hat den Vorteil, das es jetzt mehr und bessere Hotels gibt.

10 Tage sind wenig - meine Empfehlung lautet, schaut erstmal, ob die Portugisen nicht gerade in eurer Reisezeit Ferien haben und wenn nicht dann bleibt für 10 Tage auf Sao Miguel - 10 Tage sind dann her wenig oder schaut euch Teceira an, auch das ist vermutlich genug für 10 Tage... Für die Zentralgruppe braucht es etwas mehr Zeit - ansonsten überlegt euch ob ihr Madeira anschauen wollte - auch da sind 10 Tage wenig, aber nur um mal zu gucke ...