Unverantwortlich oder in Ordnung?
Ein Freund von mir wurde heuer Vater. Seine kleine Tochter musste bereits mit 2 Monaten an den Augen operiert werden. Ihr wurden beide Linsen entfernt und sie braucht jetzt 22 Dioptrien, um überhaupt etwas sehen zu können. Er selbst hat das gleiche Problem, ebenso wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater. Es ist eine Art Gendefekt. Sein Vater war blind, er selbst sieht halt trotz implantierter Linsen, Kontaktlinsen und Brille sehr schlecht. Ich mag ihn eigentlich total gerne, aber ich kann überhaupt nicht verstehen, wie man sein Kind diesem Risiko bewusst ausetzen kann, dass es denselben Gendefekt hat. Er meinte nur, es gibt sowieso keinen perfekten Gensatz. Aber ist das denn nicht total egoistisch und verantwortungslos?
Würdet ihr unter solchen Umständen eigene Kinder bekommen? Ich würde mir ewig Vorwürfe machen.
5 Antworten
Klar, es gibt bei weitem schlimmere Einschränkungen als schlecht, bis gar nicht zu sehen.
Und es ist heute eine andere Zeit, als des Vaters etc.
Was genau?
Die Operation/en?
Die "schiere Dreistigkeit" den Entschluss zu fassen sich fortzupflanzen, mit dem Wissen was möglicherweise anschließend an Arbeit und Kosten und emotionalem/ gesellschaftlichem Druck auf einen zukommt?
Es ist die Angelegenheit deines Freundes. Seine Entscheidung (und die seiner Partnerin natürlich).
Es ist absolut egal ob es von dir oder sonstwem als unverantwortlich eingestuft wird.
Er wuchs mit dem Wissen um seine genetische Geschichte auf. Er wuchs mit all den Sonnenseiten und Schattenseiten auf. Er weiß um was es geht, er weiß welche Möglichkeiten es gibt (zumal die Medizin heute noch weiter ist als damals zu seiner Babyzeit).
Und das kann der Vater, der damit aufwuchs/ der selbst betroffen ist, sicher gut einschätzen
Er wurde gemobt, man wollte ihm anfangs sogar den Schulbesuch verwehren, hat keinen Führerschein usw. Sonnenseiten gabs da keine. Wieso tut man das seinem Kind an?
Eine sehr berechtigte Frage! Und nein, in so einem Fall würd' ich auf biologische Weise kein Kind bekommen wollen. Da würd' ich ganz klar zum Adoptieren gehen.
Zugegeben: Wie lange man dann warten soll, bis man's seinem Kind sagt, dass es adoptiert wurde im Babyalter (spreche leider aus Erfahrung), bin ich mir unsicher. Bei mir war's ein Schock, so anziehend wie ein schwarzes Loch!
Heute weiß ich's, dass die Leute, die vom Recht her meine Eltern sind, mich im Babyalter adoptiert hatten, weil's biologisch leider nicht möglich war, ein Kind zu bekommen.
Aber nochmals wegen deiner Frage: Dieses Verhalten finde ich sehr bedenklich. Vor allem deswegen, weil er wusste, dass es erblich bedingt ist.
Ich hoffe, ich konnte wenigstens einmal einen sinnvollen Beitrag leisten :-)))
Wenn man es von klein auf dem Kind sagt, ist das gar kein Problem. Kenne ich von Bekannten. Später ist es natürlich heftig. Wobei ich mir quasi immer erhofft habe, dass ich adoptiert bin.😆
Unter diesen Voraussetzungen hätte ich ganz sicher kein eigenes Kind gezeugt.
Wenn es unwissend passiert, ist das eine Sache die es einfach so gut es geht zu meistern gilt.
Aber mit grosser Wahrscheinlichkeit ein behindertes Kind zu zeugen ist nicht mein Verständnis von Verantwortung und Liebe.
Naja man kann selber doch nichts dafür und wenn man kinder haben möchte erhofft man sich, dass das Kind glück hat und nicht solche probleme hat. Keine Kinder haben zu sollen weil man Probleme hat für die man nichts kann finde ich etwas traurig
Definitiv: Schau' meine Antwort (wurde im Babyalter adoptiert).
Das stimmt, das ist aber nicht für jeden etwas wenn man ein eigenes Kind mit eigenen Samen haben möchte. Viele würden ein adoptieres Kind nunmal nicht als eigenes Kind sehen da es biologisch auch nicht so wäre. Außerdem braucht man Voraussetzungen um adoptieren zu können. Da kann man nicht mal kurz vorbeischauen und ein Kind mitnehmen
Wow.... und was, wenn sich dann irgendwann herausstellt das dieses adoptierte Kind in seinen Erbanlagen etwa schlummern hat das im Laufe des Lebens irgendwann ausbricht - oder aber weitervererbt werden kann so das es unter Umständen bei dessen Nachwuchs ausbricht irgendwann?
Was dann? Die Adoption rückgängig machen a la "Beschädigt erhalten, ich will was Heiles"?
Wenn man nur Perfektion/ etwas absolut "unbeschädigtes" akzeptieren kann, dann wär es besser komplett Abstand zu nehmen von Kindern. Egal ob Bio -, Adoptiv- oder Stief
Der Unterschied ist halt, dass das adoptierte bereits auf der Welt ist, während man dem eigenen ungeborenen Kind bewusst Leid zufügt.
Frag auf Youtube doch (beispielsweise) Mr. BlindLife was er von der Sache hält.
Einem Kind Leid zufügen?..... Hmm, wo würdest du Grenzen setzen (für dich)? Kleinwüchsigkeit, MS, visuelle Einschränkung, Taubheit....etc....
Es geht darum, was auf das Kind zukommt.