Unterschiede evangelische/katholische Kindererziehung

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Wie die anderen schon gesagt haben, gibt es eine Bandbreite und es liegt vor allem an den Eltern.

Wenn ich jetzt aber mal auf das speziell Evangelische oder Katholische eingehe, so hast du im religiösen Leben Unterschiede:

  • Katholiken wollen die Kindertaufe möglichst früh haben. Das Kind soll möglichst früh jeden Sonntag mit zur Hl. Messe gehen. Das Kind lernt katholische Gebetsformen (Kreuzzeichen, kniend beten, Ave Maria...). Das Kind wird zur Hl. Beichte herangeführt. Das Kind darf schon mit 9 Jahren oder früher zur Erstkommunion. Das Kind lernt viel mehr religiöse Feste kennen. Das Kind hört im Reli-unterricht viele Erzählungen über Heilige. Das Kind wird angehalten, die Kirchengebote ( Messe und Kommunion, Beichte, Fasten und Abstinenz, Gaben für die Kirche) zu beachten. Die Eltern feiern neben dem Geburtstag des Kindes auch noch seinen Namens- und seinen Tauftag. Die Eltern geben dem Kind religiöse Gegenstände und Bilder zum Anschauen (Heiligenbilder, Rosenkranz, Weihwasserkesselchen an der Tür, Kreuz über dem Türrahmen, ...) -

  • Evangelische taufen ihr Kind eher später, gehen seltener in die Kirche, beten meist mit anderen Worten und legen auf die Haltung dabei nicht so viel Wert. Beichte kennt dort kaum einer, Abendmahl gibt es ab der Konfirmation mit 14 Jahren, Kirchengebote gibt es so nicht. Religion geht mehr über´s Hören als über´s Sehen ( Bibelgeschichten, Musik, Bibelverse).

Die Erziehung bezüglich der Sexualität ist in der katholischen Kirche strenger.

  • Die Ehe gilt als Sakrament und ist damit unauflöslich. Sexualität darf nur innerhalb einer Ehe gelebt werden und nur, wenn man offen für ein Kind ist.

  • Die evangelische Kirche lässt die Wiederheirat nach einer Scheidung zu, weil sie die Ehe für etwas Weltliches ansieht.

scben  20.01.2014, 03:25

Sehr schön zusammengefasst!

Nur noch eine Anmerkung aus der "Praxis", so wie es bei uns auf dem Lande war, als da wirklich noch Unterschiede waren.

Wir evangelischen haben die katholischen immer etwas bemitleidet, weil sie zur Beichte mussten. Beneidet haben wir sie, weil sie machen konnten, was sie wollten: Freitags (da war Beichte) hat Gott das alles ja wieder vergeben. Wir waren damals 10, vielleicht 12 Jahre alt.

Später war vielen Jungs klar: Such dir ein katholisches Mädchen. Die sündigen offenherziger. Für einen Katholiken ist ein Fehltritt etwas, das vergeben werden kann. Für einen Protestanten (Lutheraner) ist ein Fehltritt ein Zeichen, dass man Böses in sich hat.

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martin7812  20.01.2014, 07:19

Selbst das kann ich so nicht unterschreiben.

Katholiken wollen die Kindertaufe möglichst früh haben. Das Kind soll möglichst früh jeden Sonntag mit zur Hl. Messe gehen.

Ich kenne in meinem Bekanntenkreis auch streng religiöse Eltern, die ihre Tochter erst im Alter von zwei Jahren getauft haben. Gerade Gestern wurden bei uns in der Gemeinde (röm. kath.) vier Kinder getauft, die bereits zur vierten Klasse in die Schule gehen.

Das Kind lernt katholische Gebetsformen

Natürlich lernt man, wenn man den entsprechenden Gottesdienst besucht, die entsprechenden Gebete und Riten mit der Zeit. Das hat aber nichts mit der Kindererziehung, sondern mit dem Gottesdienstbesuch zu tun.

Das Kind wird zur Hl. Beichte herangeführt.

Ich würde mal behaupten, dass dies für die meisten jüngeren Katholiken nicht stimmt. Hierfür gibt es verschiedene - teilweise auch religiöse - Gründe.

Das Kind wird angehalten, die Kirchengebote zu beachten.

Bei strenggläubigen evangelischen Eltern wird dies sicherlich nicht anders sein. Dort heißt es halt nicht "Kirchengebot" sondern irgendwie anders.

Die Eltern feiern neben dem Geburtstag des Kindes auch noch seinen Namens- und seinen Tauftag.

Stimmt! (Wobei dies sicherlich nicht alle so machen.)

Die Eltern geben dem Kind religiöse Gegenstände und Bilder zum Anschauen

Stimmt, wobei dies viele katholische Eltern nicht machen.

Evangelische gehen seltener in die Kirche

Das dortige Kirchengesetzt besagt, dass der Gottesdienstbesuch freiwillig ist. Trotzdem werden religiöse Eltern jeden Sonntag mit den Kindern in den Gottesdienst gehen.

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Nun ja. Es gibt einige religiöse Besonderheiten (Bräuche, Feste, ...) die unterschiedlich sind. Das hat natürlich an den entsprechenden Festtagen Einfluss auf das Familienleben.

Ansonsten denke ich, dass die Kindererziehung sich innerhalb der beiden Kirchen fast mehr unterscheidet als zwischen den beiden Kirchen:

In beiden Kirchen gibt es sehr konservative und strenge Strömungen und Strömungen, bei denen es sehr liberal ist. Bei den Katholiken wären "Opus Dei" und "Wir Sind Kirche" Beispiele für zwei total gegensätzliche Gruppierungen bzw. Strömungen.

Da in beiden Kirchen beide Strömungen vorkommen, denke ich, dass in beiden Kirchen die volle "Bandbreite" an Eltern zu finden ist.

Deine Frage grenzt an "Haarspalterei", denn grundsätzlich gibt es keine unterschiedliche Kindererziehung in "gläubigen" evangelischen oder katholischen Familien. - In beiden Konfessionen werden die Kinder nach Vernunftgesichtspunkten und im Glauben an Jesus Christus nach der Bibel erzogen. - Der Rest, die tatsächlich verbleibenden Unterschiede liegen allein in der Individualität jeder einzelnen Familie.

"Konfirmation", "Kommunion" und evtl. Firmung sind allein kirchlich-dogmatische Unterschiede, welche nichts mit Erziehung zu tun haben.

Selbst die Unterschiede innerhalb der RKK sind ziemlich groß. Das gleiche gilt auch für die ELK.

Evangelische Kinder müssen keine Angst vor dem Pfarrer / der Pfarrerin haben.

Beide Religionsgemeinschaften sind in Deutschland so groß und so vielfältig, dass die Unterschiede innerhalb der Glaubensgemeinschaften größer sind als die zwischen ihnen.