Unsicher mit dem Informatikstudium?
Hallo,
ich studiere jetzt seit 3 Semestern Medieninformatik, und an sich habe ich das Gefühl das mir das ganze in einigen Teilen Spaß macht und ich es wirklich sehr mag. Aber dann gibt es da halt auch noch das Programmieren und die Mathematik (das war vorher klar aber das schaffe ich schon irgendwie) die ich wirklich zum kotzen finde. Ich habe irgendwie keine Motivation mich hinzusetzen und Java zu üben. Webprogrammierung fand ich cool und und hat auch spaß gemacht. Aber für Java und die anderen Sprachen kann ich mich einfach nicht begeistern. Und ich weiß auch das ich später nicht als Programmierer arbeiten möchte, sondern mehr so in die Richtung Systemintegration. Ich habe auch schon einen Werksstudenten job der mehr in diese Richtung geht. Aber ich nicht, ob ich mich jetzt weiter an dem Programmieren abarbeiten soll...da es sich für mich wirklich nicht gut anfühlt. Oder ob ich einfach eine Ausbildung als Fachinformatiker (Systemintegration) anfangen soll.
Vielleicht hat ja jemand Erfahrung und kann mir Tipps geben. Danke schonmal im vorraus :)
3 Antworten
(...) ich weiß auch das ich später nicht als Programmierer arbeiten möchte, sondern mehr so in die Richtung Systemintegration.
Letzten Endes hängt es später zwar von deinem Arbeitgeber / dessen Projekten, in denen er dich einsetzt, ab, aber eine Sicherheit, als Systemintegrator nicht mehr mit Programmierung/Softwareentwicklung konfrontiert zu werden, gibt es nicht. Das Tätigkeitsfeld kann sowohl die Entwicklung kleiner Skriptanwendungen (z.B. mit Perl/PHP/PowerShell/T-SQL/o.ä.) als auch Anwendungserweiterungen (z.B. mit Java) umfassen. Zumindest in den Grundlagentechniken solltest du schon sicher sein, selbst wenn du sie später vielleicht nie (oder kaum) direkt einsetzen musst.
Ich habe irgendwie keine Motivation mich hinzusetzen und Java zu üben.
Vielleicht kann dir Processing den Einstieg vereinfachen oder neue Motivation geben. Es handelt sich hierbei um eine eigene Programmiersprache (mit eigener IDE), die auf Java fußt, aber mehr für Programmieranfänger ausgerichtet ist.
- Zur Standardbibliothek von Processing gehören größtenteils Zeichenfunktionen, denn sie ist für die Entwicklung kleiner grafischer Simulationen oder Minispiele konzipiert. Du kannst also einfach und schnell direkt von Beginn an visuelle Erfolge erzielen. Bereits mit wenigen Grundlagenkenntnissen (z.B. Variablen, Operatoren, Verzweigungen) kannst du dich an einem Minispiel wie Pong versuchen. Nimm noch ein paar Themen hinzu (Schleifen, Arrays) und schon kannst du weitere Minispiele in Betracht ziehen (z.B. Snake oder Space Invaders).
- Du kannst objektorientiert arbeiten, musst es aber nicht. Das ist m.E. ein großer Vorteil gegenüber Java, denn du brauchst für die Entwicklung nur die Werkzeuge, die dir je Lernstatus wirklich bekannt oder verständlich erklärbar sind.
- Die Syntax ist nahezu identisch zu Java. Die Unterschiede liegen größtenteils in der Reduktion / dem Aufbrechen der in Java erforderlichen objektorientierten Struktur. So kennt oder unterstützt Processing z.B. einige Java-Schlüsselwörter/Features (z.B. var oder statische Felder) nicht, die du als Programmieranfänger aber eh nicht brauchst.
- Die Processing IDE ist in ihrem Funktionsumfang reduzierter und daher einfacher bedienbar als klassische Java IDEs (Eclipse/IntelliJ/...). Es sind eben nur die Funktionen enthalten, die für dich als Anfänger erst einmal relevant sind.
Neben dem Infomaterial auf der offiziellen Webseite kannst du zum Lernen den Track von Daniel Shiffman nutzen oder den Einführungskurs von Prof. Dr. Kipp.
An praktischen Übungen kommst du natürlich dennoch nicht herum. Im letztgenannten Kurs findest du je Kapitel öfter kleine, gut gewählte Aufgaben. Je nach Lernstand kannst du dich wie bereits erwähnt ebenso an Minispielen oder Simulationen ausprobieren.
Ein paar Vorschläge (etwas gruppiert nach Lernstand):
- Pong (Variablen, Operatoren, Verzweigungen)
- Breakout
- Tic-Tac-Toe
- Conway's Game Of Life (+ Arrays, Schleifen)
- Memory
- Minesweeper
- Space Invaders
- Snake
- Vier gewinnt
- Flappy Bird
- Tetris (OOP)
- Pac-Man
- Super-Mario
- Uno
Webprogrammierung fand ich cool und und hat auch spaß gemacht.
Du beziehst dich hierbei vermutlich vorrangig auf die Entwicklung mit HTML und CSS. Solltest du dich mit JavaScript anfreunden können, könntest du auch schauen, ob Frontendentwicklung im Web etwas wäre, was du dir für die Zukunft vorstellen könntest. In der Hinsicht würde immerhin dein gewähltes Studienfach wieder mehr Nadelstiche setzen können (z.B. bezüglich der Handhabung von Schriftarten, Medienformaten, Seitenstrukturierung, u.ä.).
Dieses Themenfeld ist nach wie vor ein Teil der Softwareentwicklung. Im beruflichen Umfeld wirst du definitiv mit JavaScript (oder TypeScript) programmieren und dich mit diversen Entwicklungswerkzeugen (oft auch konsolenbasiert) auseinandersetzen müssen. Auf die Entwicklung von Backendanwendungen musst du dich nicht direkt spezialisieren. Ein Verständnis, wie Webanwendungen funktionieren (z.B. wie die Kommunikation zwischen Browser und Webserver abläuft), solltest du jedoch erwerben und generell ist es von Vorteil, sich auch einmal an mindestens einer einfachen Backendanwendung probiert zu haben (z.B. eine Webanwendung, die Nutzereingaben empfängt, in einer Datenbank speichert und wieder ausgibt; für die Entwicklung könntest du bspw. PHP, Express.js, NextJS oder Jakarta Servlets nutzen).
Oder ob ich einfach eine Ausbildung als Fachinformatiker (Systemintegration) anfangen soll.
In der Ausbildung wirst du dich, wie auch im Studium mit Programmierung (oft Java oder C/C++) auseinandersetzen müssen. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Lernpfaden liegt eher darin, dass die Ausbildung spezifischer auf dein Zielfeld (Systemintegration) abgestimmt wäre. Der komplette Bereich Medien scheint für dich ja nicht von großer Relevanz zu sein.
Ich würde dir empfehlen, erst einmal über deinen Werkstudentenjob etwas Erfahrung zu sammeln (bestenfalls mindestens zwei Monate), bevor du dich bezüglich eines Wechsels entscheidest.
Sprich bei deinem Arbeitgeber deine Mitarbeiter auch aktiv an und frage sie nach ihren Erfahrungen und Tätigkeitsfeldern der letzten Jahre die sie bei diesem (oder anderen) Arbeitgeber(n) gemacht haben.
Im Übrigen kannst du ebenso Ratschläge von den Dozenten deiner Hochschule einholen und oftmals gibt es auch eigene Beratungsstellen (bzgl. Abbruch/Studienwechsel/u.ä.) seitens der Hochschule.
Nur ergänzend zu jo135: Suche dir ein Programmierprojekt, das dir Spaß macht, irgendwas was du schon immer mal ausprobieren wolltest, irgend ein (einfaches) Spiel, etc. und lerne anhand dieses Projektes das Programmieren. Die Übungsbeispiele, die oft nur genau eine Funktionalität fordern, sind halt oft langweilig. Wenn dir nichts einfällt, schaue z:B. mal das Archiv des Bundeswettbewerb Informatik durch, evtl. findest du da eine Aufgabe, die dich anspricht.
Eigentlich ist auch die Sprache egal, Java hat den Vorteil, relativ "sauber" objektorientiert zu sein und unschöne Kontruktionen, die in anderen Sprachen möglich sein, nicht zuzulassen.
PS: Webprogrammierung und Java schließen sich nicht aus, aber ich persönlich finde Java Servlets / JSP nicht besonders angenehm zu programmieren.
Aber ich nicht, ob ich mich jetzt weiter an dem Programmieren abarbeiten soll...
Programmieren ist eines der wichtigsten Handwerkszeuge des Informatikers. Egal, ob er "Systemintegration" oder sonstwas macht. Du wirst Abläufe automatisieren, du willst verschiedene Systeme programmatisch verbinden, Datenpipelines bauen: das sind alles Programme, und die solltest du korrekt und gut bauen können. Auch wenn dein Job nicht "Softwareentwickler" heißt.
Ich würde also hinterfragen, ob du dem Programmieren ausweichen solltest.
Studium oder Fachinformatiker ist dann eher eine sekundäre Frage.
Nicht einmal ein professioneller Softwareentwickler verbringt seine ganze Zeit mit Programmieren. Aber jeder Informatiker braucht gewisse Programmierkenntnisse, weil es eben das Basis-Handwerk ist, mit dem man viele Probleme löst (oder zumindest sehr viel effizienter löst als ohne).
Wenn du also Angst davor hast, dass du deine ganze Zeit mit Programmieren verbringen musst: so ist es sicher nicht, in vielen IT-Rollen verbringt man damit nur wenig seiner Arbeitszeit und dann mit eher kleinen Programmen. (Dann aber braucht man es und sollte es gut können.)
Wenn du allerdings gar nicht programmieren willst und das auch nicht lernen, frage ich mich schon, ob die Informatik dein Ding ist.
Also ich weiß das ich eigentlich relativ sicher später nicht Programmieren möchte. Meinst du das es dann generell eher das Falsche Berufsfeld ist?