Unerfülltes Leben. Was soll ich nun machen?

3 Antworten

In Japan wirst du kaum mithalten können, also vergiss es.

Warum wollen eigentlich fast immer Menschen, die es hier nicht schaffen, den schwereren Weg im Ausland gehen?

Flyraiii 
Fragesteller
 11.03.2021, 11:20

Genau von solchen Antworten habe ich geredet. Sowas brauche ich hier einfach nicht. Niemand hat davon geredet das ich es hier nicht „schaffe“ Ich bin einfach nicht zufrieden in Deutschland und fühle mich in anderen Kulturen einfach wohler.

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Felixsenior  11.03.2021, 11:58
@Flyraiii

Du möchtest nur positive Verstärkungen lesen?

Wenn du ohne diese den Hintern nicht hochbekommst, um endlich auszuwandern, dann wirst du am Zielort kaum die Füße wieder auf die Erden bekommen.

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MoBoH  09.01.2022, 13:25
@Felixsenior

Typisch Deutsch...

Er will doch nur ein erfülltes Leben und sucht nach Ratschlägen. Wieso musst du ihn so runtermachen?

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Hallo!

Ich habe seit längerem das Gefühl jeden Tag unglücklicher zu werden, kein Spaß, keine Neuheiten und auch kein Grund für irgendwas zu leben

Wir haben halt auch gerade eine Pandemie, in Deutschland mit nicht enden wollendem Lockdown, in der japanischen Metropolregion mit nicht enden wollendem Ausnahmezustand. Fast alles, was Spaß macht, geht halt gerade auch sowieso nicht, oder ist erheblich erschwert oder eingeschränkt. Das was du beschreibst, ist ja die natürliche Reaktion der menschlichen Psyche darauf und der Grund, weshalb ja auch immer angemahnt wird, dass die Politiker nicht irgendwas versprechen sollen, was gut klingt aber unrealistisch ist. Klar traut sich zum Beispiel jetzt schon niemand in Deutschland mehr, sich auf Osterurlaub zu freuen, denn die Erfahrung der letzten Monate hat ja die darauf folgende Enttäuschung gelehrt. Und das ist der psychologische Effekt der Pandemie, den ich persönlich mit recht großer Sorge beobachte. Ich komme gleich zum eigentlichen Thema „Japan“ zurück, wollte aber eben nur sagen, dass dieser Punkt jetzt eben nicht unbedingt was mit Japan zu tun hat.

Nach langem Nachdenken und bestimmt 20 Animes habe ich immer mehr das Gefühl das mich mein Leben nach Japan zieht

Wie schon geschrieben wurde: Anime sind nicht Japan, Anime sind Fiktion. Ja, auch die sogenannten slice of life oder wie sie heißen. Auch Japaner konsumieren Anime als Unterhaltung ja genau wie du, um eine Ablenkung, einen Gegenpol zu ihrem Real Life zu bekommen, und nicht, um (im schlimmsten Fall) den ganzen Mist, mit dem sie tagsüber konfrontiert sind, sich abends in genau dieser Form nochmal anzugucken. Ein Anime greift möglicherweise mal das eine oder andere gesellschaftskritische oder politische Thema auf, vielleicht Klimawandel, vielleicht Mobbing und Ausgrenzung, vielleicht das Patriarchat. Im Anime (auch im Film übrigens) wird das dann aber in eine spannende Geschichte verpackt, möglicherweise optisch sehr ansprechend und eindrucksvoll gestaltet, möglicherweise mit Comedy-Elementen aufgelockert, häufig gibt es am Ende eine zufriedenstellende Lösung des Problems, oder der Protagonist hat irgendwelche übermenschlichen Fähigkeit, oder das Problem fügt sich ein in eine heroische Hintergrundgeschichte, und das Ganze wird von Musik begleitet, und natürlich läuft so ein Anime auch nicht über Tage, Wochen, Jahre durch, sondern geht entweder ein oder zwei Stunden oder wird in Episoden gesendet. Alles Unschöne im Real Life ist dagegen vollkommen und absolut unschön. Da gibt es keine Spannung, es spielt keine Mucke, es ist hässlich, es gibt nichts zu lachen, keine epischen Kämpfe mit irgendwelchen funkelnden Schwertern oder göttlichen Zauberkräften whatsoever, und das ganze kommt daher ohne Pause über einen langen, langen Zeitraum.

Und deswegen: wenn du Anime magst, kann es sein, das du auch Japan magst. Ob du Japan magst, weißt du erst, wenn du es erlebt hast.

Lohnt es sich für meinen Traum die Ausbildung abzubrechen?

Vor dem Hintergrund all dessen, was ich oben geschrieben habe: nein. Schon alleine nicht, weil du gerade eh nicht nach Japan kommst, wegen eben der verdammten Pandemie. Du könntest du sonstwas überlegen, würdest ja aber trotzdem nicht ins Land gelassen werden.

Es lohnt sich aber sehr wohl, jetzt noch 1,5 Jahre durchzuhalten und sich für die Zeit danach etwas zu überlegen. Denn bis dahin wird, das hoffe ich jetzt mal ganz stark, es ja mal irgendwie vorangegangen sein mit Corona.

Wie sehen meine schulischen Chancen in Japan aus?

Was für Schulen?

Sprachschulen, Berufsschulen, Universitäten werden in Japan bezahlt. Mit ziemlich viel Geld. Und bei Einrichtungen der beruflichen Bildung erfordern in den meisten Fällen Japanischkenntnisse und mehr oder weniger anspruchsvolle Aufnahmeprüfungen. Lassen wir die Japanischkenntnisse außen vor, weil es in der Tat auch englischsprachige Angebote gibt, dann bleiben aber immer noch die anderen Voraussetzungen, und natürlich musst du auch bedenken, dass du - Hand auf‘s Herz - ja überhaupt keine Ahnung hast. Das ist nicht beleidigend gemeint, aber ich meine, würdest du dir spontan zutrauen, in eine andere Stadt in Deutschland zu ziehen? Mit der Ab- und Anmeldung von allen möglichen Sachen, der Organisation des Umzugs, dem Geld und alles? In Deutschland weißt du wenigstens, dass es eine Rundfunkgebühr gibt, du hast zumindest mal die Namen der größten Stromanbieter gehört, du hast so eine ungefähre Vorstellung davon, was eine übliche Wohnungsausstattung ist, du warst bestimmt auch schon mal auf einem Bürgeramt. Und jede Wette müsstest du selbst in Deutschland trotzdem noch das eine oder andere googeln, oder deine Eltern und Freunde fragen, und würdest irgendwas vergessen, und es würde irgendwas durch irgendwelche Umstände auch nicht so super laufen. Und alles das wäre in Japan gleich, nur dass du hier ja noch nicht einmal wenigstens von den notwendigen Dingen jemals irgendetwas gehört hättest, ohne dass du wenigstens theoretisch weißt, was du tun oder an wen du dich wenden musst. Nein, unmöglich ist es nicht - genug machen‘s. Aber ob man ausgerechnet mit 17 in der Lage ist, das zu meistern.... ich kam selbst mit 17 zum ersten Mal nach Japan, und verdammt wäre ich ohne meine Gastfamilie und Austauschorganisation aufgeschmissen gewesen. Anders formuliert: Wer organisatorisch, finanziell und emotional in der Lage ist, komplett allein (also ohne es im Rahmen von zum Beispiel Austauschprogrammen zu machen) auszuwandern, ganz ehrlich? Der stellt diese Fragen nicht mehr.

Kann man auch eine internationale Schule besuchen um die Bildung weiterzuführen die ich mit einem M Abschluss besuchen darf?

Was ist das überhaupt für eine Frage... Na sicher. Wofür sollte zum Beispiel die Deutsche Schule in Yokohama sonst eine Oberstufe haben, wenn nicht, damit die Schüler, die das Realschulniveau erfolgreich absolviert haben, dort bis zum Abitur weiter machen? Aber auch hier gelten selbstverständlich all die anderen Hürden und Voraussetzungen, die ich oben schon beschrieben habe.

Damit es nicht in einem Desaster endet, wenn man 17-Jährige auswandern und einfach „ihr Ding machen“ lässt, gibt es dafür ja diverse Austauschprogramme für junge Menschen. Dazu gehören Work&Travel, Schüler-/Hochschulaustausch, diverse kurzzeitige Austauschprogramme, ferner noch vereinzelt FSJ und Au-Pair....

Das Problem ist halt, dass alles das wegen Corona leider gerade zum Erliegen gebracht wurde.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan
Flyraiii 
Fragesteller
 11.03.2021, 11:18

Das ist sehr lieb und formell ausgedrückt hab jetzt gleich eine ganz andere Sicht. Wusste bis gerade eben nicht einmal von dieser Schule in Yokohama.

Danke für deine Hilfe. Ich werde auf jeden fall meine Ausbildung fertig machen und in der Zeit meine Japanisch kenntnisse noch erweitern. Liebe Grüße👍🏻

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Hallo Phillipp.

Animes sind toll. Aber sie spiegeln keinerlei das Leben in Japan wieder. Das kannst du überhaupt nicht miteinander vergleichen. Du möchtest in ein Land ziehen, und hier alles aufgeben, obwohl du es scheinbar nicht mal kennst. Mach erstmal Urlaub da. Halte dich mal 1-2 Monate auf, und da kannst du dich immernoch entscheiden