Trauerbewältigung?
Hallo liebe Leute:)
Ich erzähle euch mal kurz ein bisschen was über einen Lebenssbschnitt von mir und würde sehr gerne Tipps und Erfahrungen von Leuten hören, die ähnliches erlebt haben und wie ihr mit dem Thema Verlust umgeht. Die Geschichte ist traurig und lest sie vielleicht nicht, wenn das Thema Trauer und Verlust euch nicht gut tun könnte..
Kurz zu meiner Person: Ich bin weiblich und stand jetzt 28 Jahre alt. Zwischen Anfang 2021 und Ende 2023 hatte ich eine enge Affäre mit einem 40 Jährigen verheirateten Mann (meine Frage betrifft nicht eure Meinungen zum Thema Affäre, heute weiss ich, dass ich so etwas nie wieder tun würde..)
Wir haben uns bei der Arbeit kennengelernt und hatten viel miteinander zu tun (er war eine Art Chef von mir, nicht der Oberchef aber ein Vorgesetzter kann man sagen).
Mit der Zeit hat es angefangen zu „knistern“ und es ist eine starke Anziehung entstanden. Irgendwann haben wir dieser nachgegeben. Er hat mir erzählt, dass er verheiratet ist, aber zwischen ihm und seiner Frau nichts mehr läuft und er sich scheiden lassen möchte.
Nochmal: Zur Affäre möchte ich keine Tipps oder „Belehrungen“.. Mir ist sehr bewusst, was ich getan habe und ich bin im reinen mit mir, was das angeht:)🙏🏻
Wir haben uns die darauffolgende Zeit fest verliebt und die Affäre weitergeführt.
Eigentlich ist dieser Teil garnicht so wichtig, jedenfalls lief die Affäre schlussendlich insgesamt 2.5 Jahre mit extremen Höhen und Tiefen. Wir wollten zusammen sein, er war nie stark genug, seine Frau zu verlassen und wir „steckten“ in dieser Affäre fest. Auch dazu brauche ich keine Meinungen, wie gesagt würde ich mich heute auf sowas nicht mehr einlassen. Ich fühlte mich ständig unter Wasser und die Beziehung tat mir richtig schlecht. Ich wurde nicht gesehen und gehört, weil er mich versteckte und wir uns nur im Geheimen traffen. Gleichzeitig konnte ich mich aber auch nicht von ihm lösen, weil ich verliebt war.
Es war eine sehr intensive Zeit und Erfahrung und auch wenn ich Stand heute ganz klar andere Ansichten habe, bereue ich die Beziehung nicht.
Im Winter 2023 ist dann (endlich, wie ich heute der Meinung bin) geplatzt. Seine Frau hat von unserer Affäre erfahren..
Gleichzeitig und auch deswegen, erfuhr ich, dass er mich die ganzen 2.5 Jahre lang belogen hatte und immer noch mit seiner Frau schlief. Meine Welt brach zusammen und ich war unfassbar wütend, entäuscht, verletzt.. alles….Ich warf ihm alles an den Kopf, beleidigte ihn, machte ihn fertig.
Und dann brach ich den Kontakt ab.
Ca 9 Monate später, meldete ich mich mal bei ihm, um zu fragen wie es ihm jetzt so geht. Darauhin bekam ich die Nachricht von seiner Schwester, dass er sich 2 Wochen zuvor das Leben genommen hatte.
Und dann stand ich da, mit kaputtem Herzen UND einem Trümmerhaufen voll mit Wut, Trauer, Schuldgefühlen, Liebe und 1000 Fragen… Ich habe ungefähr bis heute gebraucht, um seinen Tod wirklich zu begreiffen.
Nun endlich zu meiner Frage: Wie geht ihr Mit dem Verlust eines Menschen um? Ich habe das Gefühl, daran zu zerbrechen. Meine Geschichte ist halt sehr kompliziert und es spielt nicht nur Trauer mit. Ich habe wahnsinnige Schulgefühle, weil ich ihm sehr böse Sachen gesagt habe. Und das war auch der letzte Kontakt. Aber ich weiss auch, dass meine Wut berechtigt war.
Aber jetzt, ist er Tot. Ich kann ihm nichts sagen, nichts mehr fragen. Es bin nur noch ich. Ich alleine mit allen Erinnerungen(die nur er und ich teilten, weil ja niemand davon wusste).
Und nun:
Ich bedanke mich jetzt schon für JEDEN von euch, der überhaupt meine ganze Story durchliest und noch mehr für jede Antwort. Herzlichen Dank!:)
6 Antworten
Erstmal Danke ich dir von Herzen für deine Offenheit, das ist nicht selbstverständlich, wie reflektiert und ehrlich du von deiner Erfahrung berichtest, es hilft extrem dabei, dass man deine Gefühle einordnen kann.
Gleichzeitig und auch deswegen, erfuhr ich, dass er mich die ganzen 2.5 Jahre lang belogen hatte und immer noch mit seiner Frau schlief. Meine Welt brach zusammen und ich war unfassbar wütend, entäuscht, verletzt.. alles….Ich warf ihm alles an den Kopf, beleidigte ihn, machte ihn fertig.
Und dann brach ich den Kontakt ab.
Das ist das normalste der Welt und eine völlig richtige und wichtige Entscheidung, denn es war eine Enttäuschung: das Ende einer massiven Täuschung und du brauchst dir absolut keinerlei Vorwürfe zu machen.
Nun, er nahm sich in eigener Verantwortung das Leben aus Gründen, die wir hier nicht kennen und ich bin nicht sicher, ob du sie kennst.
Letztlich ist dies aber auch nicht so kriegsentscheidend, wie man vielleicht denkt, denn er allein traf die Entscheidung, dass sein Leben für ihn keinen Sinn mehr macht, er dies nicht mehr will oder aushält. Gott sei Dank hat jeder Mensch das Recht, so eine Entscheidung für sich zu treffen, auch wenn es für das Umfeld meist sehr schwer ist, diese nachzuvollziehen.
In meinem Klientenstamm gibt es zwei Fälle, bei denen es ebenfalls zu einem Suizid des Ex-Partners/in gekommen ist und es ist immer eine unfassbar belastende Situation, keine Frage. Wichtig ist hier: du hast keinerlei Schuld, keine Anteile an seiner Entscheidung. Du hast ihm nicht dazu geraten, diesen letzten Weg in diesem Leben zu gehen und daher gibt es für dich keinen rationalen Grund, in Schuldgefühlen zu versinken.
Es gibt Trauergruppen, denen du dich anschließen könntest, allerdings sind diese oft für Ehepartner und Angehörige, was dein Verhältnis zu ihm, nun ja, nicht war. Du kannst dich aber auch dafür entscheiden, mit einem Psychologen zu sprechen und deine Anteile an dieser Affäre aufzuarbeiten und warum du dich so lange Zeit, 2,5 Jahre sind echt lang, damit zufrieden gegeben hast und auf diesem Weg ggf. zu erkennen, warum für dich Trauer um ihn zwar normal, Schuldgefühle aber absolut nicht angebracht sind.
Wie auch immer du dich entscheidest, ich wünsche dir sehr viel Kraft und hoffe, dass du schnell erkennst, dass du ein wunderbarer Mensch bist, der leider sehr übel hintergangen und von diesem Menschen ausgenutzt wurdest. Alles Liebe für dich!
Mach Dir nicht zu viele Gedanken und gebe vor allem Du Dir keine Schuld.
Es war allein seine Entscheidung.
Du hättest ihn ja auch berechtigt etwas vorgeworfen.
Hätte vor Ring 25Jahren mal ne Frau über das Internet kennengelernt.
Trafen uns auch paar mal
Ich empfand etwas für sie (zu dem Zeitpunkt waren wir beide Singles), aber es passierte nie etwas zwischen uns. Aber wir könnten u er alles reden.
Trotzdem war es einmal etwas, daß wir verschiedener Meinung waren und es war nicht unbedingt schön, was ich ihr sagte.
Ein paar Tage später rief mich ihre Schwester an und teilte ihr mit, daß ihre Schwester, also meine Bekannte im Wachkoma liegt. (Sie war krank und hatte eine Feier, bei der sie trotz ihrer Krankheit zu sehr über die Stränge geschlagen hatte). Ihre Schwester hatte ich davor nur einmal gesehen, aber die wusste von mir als guter Freund, aber auch, daß nix wahr..
Erzählte der Schwester dann, was vorgefallen war, auch, daß ich meine Worte schon längst bereite (tat ich wirklich)
Telefonierte dann immer wieder mal.mit ihrer Schwester, dies half mir.
Inzwischen ist meine oben erwähnte Bekannte vom Koma gestorben😥.
Wünsche Dir, daß Du Jemanden findest, mit dem (Person, egal ob w oder m) reden kannst
Guten morgen erstmal,
Dass du dich so fühlst, tut mir sehr leid.
Ich kann gut nachvollziehen wie du dich fühlst. Ich glaube, dass was dich am meisten zerfrisst sind die schuldgefühle. Deswegen werde ich dir da versuchen, etwas zu helfen.
Ich kann dir, auch wenn ich nicht dabei war, mit Gewissheit sagen, dass du keine Schuld trägst. Es ware seine eigene Entscheidung zu gehen. Viele Menschen die Selbstmord begehen schleppen Probleme jahrelang mit sich rum, bis der Rucksack irgendwann zu schwer wird. Und das können probleme sein, von denen du nie was gewusst hat und die überhaupt nichts mit dir zu tun hatten.
Wie du schon sagtest, hast du Dinge gesagt, die unangenehm waren, aber eben nicht aus tiefem Hass oder Bosheit sondern schlicht aus dem Affekt der Wut. Sowas merken Menschen. Er wird schon gewusst haben, dass du einfach wütend warst.
Versuche dir selber zu Verzeihen. Denk immer daran, wir selbst sind unser eigener und größter Kritiker.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig Einsicht auf einen anderen Blickwinkel gewähren und wünsche dir alles Gute!
Lg, Fabian.
Ich habe wahnsinnige Schulgefühle, weil ich ihm sehr böse Sachen gesagt habe.
Wenn man wütend ist, ist es vollkommen in Ordnung, wütende Dinge zu sagen. Schuldgefühle sind da gar nicht angebracht. Er hat sich auch ganz sicher nicht wegen dem umgebracht, was du gesagt hast. So viel Macht haben deine Worte gar nicht. Stattdessen war es für ihn doch viel belastender, dass er sich auf sich selbst nicht verlassen konnte. Er hat ja nicht nur dich und seine Frau belogen, sondern hauptsächlich sich selbst.
Wie geht ihr Mit dem Verlust eines Menschen um?
Ich freue mich über die schönen Erlebnisse, die mich mit der Person verbunden haben und die ich den Rest meines Lebens in mir tragen. Gleichzeitig trauere ich darum, dass keine weiteren Erlebnisse mit dieser Person dazukommen werden.
Wenn mit jemand so viel Leid zugefügt hätte, wie dir das in diesem Fall passiert ist, wäre meine Trauer nur sehr schwach vorhanden. Natürlich gehören zu solch einer Affaire und zu den Lügen immer zwei. Dass man als Affaire belogen wird, ist ja ein Klassiker und es wäre naiv zu glauben, dass das bei einem selbst nicht der Fall ist.
Du bereust die Beziehung nicht. Also war sie eine wertvolle Erfahrung für dich und du hast wichtiges daraus gelernt. Das geht mir auch so bei einigen vorherigen Partnerschaften, auch wenn die nicht von Dauer waren. Hier betrachte ich die gemeinsame Zeit als Gewinn und die Trennung nicht als Verlust.
Loslassen ist der Weg.
Wenn vor dem Loslassen noch eine Phase der Trauen kommt, ist das auch in Ordnung. Der Tod einer nahestehenden Person ist immer ein harter Schnitt. Die Wunde kann Zeit zum Heilen brauchen. Schließlich wird aber das Loslassen und wohlwollende Erinnern wichtig und richtig sein.
Ist zwar alles bissel blöd gelaufen in dem Falle, aber Suizid entscheidet jeder selbst.
Dieser Mann hätte niemals seine Frau betrogen wenn alles so toll gewesen wäre.
Das war schon lange am brodeln.
Man muss den Willen der Menschen akzeptieren auch wenn sie sterben wollen.
Ich zb war lange in nem Zustand da hätte nicht viel gefehlt, aber ich hab mich dagegen entschieden.
Und es waren nicht irgendwelcche Menschen die irgendwas sagten.
Nein es war einfach alles um mich herum.
Es war alles dunkel, alles traurig, alles kalt.
Aber nachdem ich es geschafft hatte mich davon zu lösen und zu sagen doch ich will Leben, hörte das auch auf. Ist nur noch recht selten.
Damit will ich dir sagen jeder kann es entscheiden.
Auch ob man sich Hilfe holt.
Er hätte dich doch auch gar nicht belügen müssen, er hätte zb auch direkt sagen können du ich mag dich aber ich muss was erzählen.
Aber jetzt is er weg und es ist alles passiert. Daher verabschiede dich.
Wenn du nochn Bild hast zb mach ne kleine Beerdigung für dich selbst, also rituell.
Man kann mit seinem Geist reden, ob man nu dran glaubt oder nicht is eig egal.
Ich wünsche solchen Seelen einfach nur Licht, du bist nicht dran Schuld.
Niemand kann für andere entscheiden ob sie leben wollen.
1000 Dank für deine Antwort!
Wie Recht du hast! Dein Beitrag hilft mir ein bisschen gerade. Jeder entscheidet für sich selbst, ja. Und ja, mich zu belügen war auch eine Entscheidung.
Ich habe eigentlich nichts falsches getan. Und jetzt lässt er mich zurück mit all diesen Gefühlen und Fragen.
Er hat übrigens auch keine Nachricht hinterlassen, an niemanden.
Danke auch für den Vorschlag mit der „Beerdigung“. Ich denke ich werde noch sowas nachholen. Die eigentliche Beerdigung habe ich verpasst, weil ich erst zu spät von seinem Tod erfuhr.
Vielen Dank für deinen Beitrag 🙏🏻
Vielen Herzlichen Dank für deinen Beitrag!
Es tut gut zu hören, dass meine Wut okay war und ich mich nicht anders hätte verhalten müssen.
auch mit dieser Aussage hast du wirklich recht, bringt es auf den Punk:
„Stattdessen war es für ihn doch viel belastender, dass er sich auf sich selbst nicht verlassen konnte. Er hat ja nicht nur dich und seine Frau belogen, sondern hauptsächlich sich selbst.“
Ja, loslassen ist der Weg. Ich werde ihn gehen.