Tod miterlebt
Hallo ihr Lieben,
am Freitagnachmittag, kurz nach Feierabend bekomme ich einen Anruf von meiner Mutter. Sie war im Pflegeheim bei ihrer Tante, welche schwer an Demenz litt und seit einem schweren Sturz mit Schädelbasisbruch bettlägerig war. Meine Mutter bat mich, meiner Oma, die mit uns im gleichen Haus wohnt, behutsam mitzuteilen, dass ihre Schwester im Sterben liegt und dass ich sie bitte so schnell wie möglich ins Pflegeheim fahren soll, damit sie ihrer Schwester beistehen kann. Gesagt, getan. Ich fuhr mit meiner Omi ins Pflegeheim. Es war für sie verständlicherweise ein schwerer Gang und so bin ich quasi eher als Unterstützung für meine Oma mit in das Zimmer gegangen, wo ihre Schwester lag. Sie sah nach dem schweren Sturz wirklich erschreckend aus. Wie im Gruselfilm, mit verzerrtem Gesicht usw. Kamen dann noch ihre Kinder und Enkel und wir waren dann alle dabei, als es soweit war. Sie hat immer unregelmäßiger Atem geholt und irgendwann nur noch einmal die Minute eingeamtet. In diesen Minuten hab ich das erste Mal seit langer Zeit mal wieder richtig gebetet. Ich bin eigentlich sonst ein sehr konzentrierter Mensch, aber in diesem Moment hatte ich eine Denkblockade. Die Gedanken und Gefühle schwirrten nur so in meinem Kopf herum und es war echt eine krasse Erfahrung. Obwohl sie friedlich eingeschlafen ist und sie nicht kämpfen musste, geht mir die Sache nicht mehr aus dem Kopf und das noch nicht mal negativ. Ich denke mir im nachhinein, dass sie erlöst wurde von ihren Qualen. Seitdem habe ich viel über das Thema Sterben und Tod nachgedacht und ich erwische mich immer wieder selber, wie ich wieder mit grübeln anfange.
Hat jemand Erfahrung mit solchen Situationen? Was mich erschreckt: Sollte ich nicht eigentlich viel trauriger sein? Die Situation stimmt mich eher nachdenklich, aber keinesfalls traurig. Wenn ich ehrlich bin, freue ich mich sogar für die Schwester meiner Oma, dass dieses Leiden jetzt ein Ende hat und sie erlöst wurde.
Ist das normal??? Wie seid ihr mit solchen Situationen umgegangen?
9 Antworten
Hallo Derek86,
ich denke, dass was du beschreibst, sind genau die Gefühle und Emotionen und Empfindungen, die viele Menschen haben, wenn ein naher Mensch aus dem Leben scheidet. Ich könnte das 1 zu 1 unterschreiben. Bei mir war das nie anders. (Bezogen auf den ersten Absatz)
Zu deinem zweiten Absatz: Auch das ist normal, wenn du bedenkst, wie lange die Frau schon gelitten hat. Klar, es ist traurig, wenn sie stirbt, aber man ist auch gleichzeitig erleichtert (vielleicht auch froh), dass sie es überstanden hat.
Du solltest dir über deine Gedanken keine "Sorgen" machen. Ich sage mal: Alles im grünen Bereich.
Manche Trauer entspringt recht egoistischen Gründen.Irgendwie tut man sich selbst Leid. Weniger oft bedenkt man, dass es für den Verstorbenen sogar eine gute Lösung war. denn ER ist erlöst von Pein & Schmerz. Mag der Ausdruck " FREUDE " über den Tod unpassend erscheinen... aber diese gefühl ist denkbar und auch nachvollziehbar. Der Tod kann eben auch eine Erlösung sein.... und je nach Religiösität auch der Übergang ins ersehnte paradies.
Das ist in Ordnung. Ohne Tod gibt es auch kein Leben. Manchmal kann man sachlich damit umgehen und muss es sogar - das betrifft uns alle früher oder später. Meine Oma sagte mit 90 (7 jahre bevor sie starb) - "In dieser Zeit habe ich alles erlebt, was ein Mensch erleben kann - seit ein paar Jahren kommt es mir vor, als ob sich alles nur noch irgendwie wiederholt - es ist jetzt gut und meine Zeit kann kommen."
Tod ist nicht einfach, für kein Wesen. Gut, wenn man dann liebevolle Menschen ohne Hektik um sich hat und so ein wenig geborgen gehen kann.
Die Zeit deiner Grosstante war da, sie war nicht allein und hat es jetzt "geschafft". Es ist in Ordnung.
Ja das ist völlig normal, der Tod kann ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Dass er dich nachdenklich macht gehört dazu, schliesslich müssen wir alle einmal sterben und wir erleben das ja nicht gerade jeden Tag. Die Auseinandersetzung mit dem Tod muss irgendwann einmal kommen. Bei alten Menschen trifft uns das oft nicht so hart, wie bei jungen.
Der Tod kann eine Erlösung sein und es ist gut,daß du es so verkraftet hast und nicht noch geschockt oder traumatisiert bist. Es ist einfach zu sagen,der Tod gehört zum Leben dazu,aber es ist nunmal so und man muß sich manchmal damit abfinden.Das heisst nicht,daß man nicht um den Menschen trauert,aber man sieht hier die Erlösung im Tod des Menschen.