Tod in einer Geschichte?
Hallo,
ich schreibe ein Buch und muss/würde „gerne“ den Bruder meiner Hauptfigur töten. Es würde die Geschichte voranbringen, aber mir fällt es schwer, mich von dieser Fugur zu trennen. Die Hauptfigur heißt Alex (weiblich) sie hat zwei Brüder, Andrew (jünger) und Jack (älter). Jack soll sterben. Eigentlich ist das ganze schon beschlossene Sache, nur am Ende soll dann noch so eine fröhliche Silvester Szenze kommen (da ist der Tod dann schon länger her). Aber dann denke ich mir immer so: „Aber dann würde Jack fehlen…“
wie fällt es mir leichter, mit ihm abzuschließen und ihn gehen zu lassen?
4 Antworten
Hey!
Es ist echt schwierig, sich von einer Figur zu trennen, die man ins Herz geschlossen hat. Ich muss auch oft weinen wenn Personen in Büchern oder Videospielen sterben oder andere emotionale Momente stattfinden.
Zuerst solltest du dir um den Abschied leichter zu machen, Gedanken machen, was Jack für die Handlung und für Alex bedeutet. Was hat er ihr beigebracht? Wie hat er sie geprägt? Indem du seine Rolle und seinen Einfluss auf Alex klar definierst, kannst du besser verstehen, warum sein Tod wichtig ist.
Gib ihm ein starkes Ende: Wenn du den Tod von Jack planst, könntest du ihm einen bewegenden Abschied geben. Vielleicht gibt es einen letzten Moment zwischen Alex und Jack, der zeigt, wie viel er ihr bedeutet. So bleibt seine Präsenz in der Geschichte lebendig, auch nachdem er nicht mehr da ist. Auch für dich.
Auch für dich als Autor*in ist es okay, um deine Figuren zu trauern. Nimm dir Zeit, um Jacks Charakter und die Emotionen, die mit seinem Tod verbunden sind, wirklich zu fühlen. Schreibe Szenen, in denen Alex um ihn trauert, und zeige, wie sie mit seinem Verlust umgeht. Da kannst du auch deine Emotionen verarbeiten.
Die fröhliche Silvesterszene kann eine Art von Hoffnung und Neuanfang symbolisieren. Du könntest zeigen, wie Alex und ihre Familie trotz des Verlustes zusammenkommen und sich an die schönen Erinnerungen mit Jack erinnern. Das kann ein schöner Weg sein, um seine Bedeutung für die Familie zu würdigen.
Ganz wichtig ist aber auch die Charakterentwicklung: Manchmal muss eine Geschichte schwere Entscheidungen treffen, um die Charaktere wachsen zu lassen. Jacks Tod könnte Alex dazu bringen, stärker und unabhängiger zu werden, und sie könnte letztlich ihre Trauer in etwas Positives umwandeln.
Es ist ganz normal, sich schwerzutun, wenn man eine Figur loslassen muss, aber manchmal ist es gerade dieser Schmerz, der die Geschichte wirklich berührend und realistisch macht. Lass Jacks Vermächtnis durch Alex weiterleben – so bleibt er ein Teil der Geschichte, auch wenn er physisch nicht mehr da ist.
Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen; Viel Erfolg mit deinem Buch!
Anissa
Also wenn ich dich richtig verstehe ist das jetzt keine Frage, die wirklich auf Schreiben abstellt, sondern im Endeffekt eine Frage, wie du mit dem Verlust einer geliebten (fiktiven) Person klarkommt?
Nun... das ist schwierig. Denn im Endeffekt ist es eben auch für dich ein Abschied und auch der kann natürlich irgendwo Trauer hervorrufen. Da bin ich als relativ rationale 'so, mein Lieber, jetzt ist auch für dich die Zeit gekommen'-Hobbyautor glaube ich auch sehr wenig helfen, weil ich das Problem nie hatte.
Was möglich wäre... du nimmst Abschied von der Figur und lässt dementsprechend deine Trauer zu. Du kannst zum Beispiel eine Playlist für die Person zusammenstellen, eine Grabrede schreiben oder eine Kerze für ihn anzünden, wenn es dir dadurch besser geht.
Du kannst dir auch nachdem du fertig mit der Todesszene bist, erstmal einen Tag freinehmen und ins Kissen weinen, wenn es so schlimm ist.
Die Szene zu Silvester finde ich offen gestanden auch gar nicht so schlecht von der Idee her. Wenn du dazu die passende Stimmung hast, dann kannst du der Szene über Alex oder sonstwen ja auch einen kleinen melancholischen Touch verleihen, denn natürlich wäre es schöner gewesen, wenn Jack dabei wäre. Aber er ist es nicht und er würde sich sicher auch nicht wünschen, dass alle um ihn herum vollkommen in Trauer versinken.
Ich hoffe ich konnte etwas helfen und natürlich alles Liebe und viel Erfolg beim Schreiben :)
Wenn wir Geschichten schreiben, weichen diese manchmal von den ursprünglichen Plänen einfach ab. Daher solltest du erst einmal die Geschichte schreiben und später wirst du dann erkennen, ob die Silvesterfeier sich richtig anfühlt. Vielleicht findest du dann etwas besseres.
Im Moment würde ich es einfach so stehen lassen. Eine richtige und eindeutige Antwort gibt es nämlich leider nicht.
Das Thema des Figurentod ist in Geschichten immer schwierig.
Die eine Leser warten nur drauf, um Platz für weitere Figuren zu schaffen, andere werden dich dafür hassen.
Meine Protagonistin hat am Ende des zweiten Buches Demenz und wird sterben. Aber sie lebt noch, als das Buch endet. Den Tod überlasse ich der Fantasie des Lesers.
Am dritten schreibe ich gerade, da ich sie quicklebendig. Das Buch bespielt zeitlich vor dem ersten.
Eines habe ich gelernt: Don't kill the cat. Lasse nie das Tier des Protagonisten sterben, das nimmt dir die Community sehr übel und kann Shitstorms auslösen.
Die "Abschiedszene" von meiner Prota, in der sie loslässt, weil sie weiß, dass es nicht her weit ist, bis ihr Gehirn nicht leistungsfähiger als ein Stück Brot sein wird, ist sehr emotionell und einige Testleser haben berichtet dabei weinen zu müssen.
Ich selber musste lange überlegen, mich von ihr zu trennen, letztendlich habe ich den Tod 30 Jahre in die Zukunft gelegt, um noch Zeit für sie und ihre Geschichten zu haben.
Dankeschön ☺️ für die Tipps