Suche Infos von Uhrenliebhabern und Sammlern zu einer goldenen Halskettenuhr?
Ein freundliches Hallo an alle hier im Forum.
Ich habe eine kleine Sammlung an Taschenuhren geerbt. Mittlerweile konnte ich mir einige Grundkenntnisse auf diesem Gebiet aneignen, die sind aber noch sehr ausbaufähig. :-)
Das für mich schönste Stück ist eine ältere Damen-Halskettenuhr, vielleicht könnt ihr mir helfen, etwas mehr darüber zu erfahren.
Ein paar Merkmale konnte ich anhand der Kennzeichnungen und Symbole schon zuordnen, für Korrekturen bin ich natürlich dankbar.
Remontoir ist wohl ein technisches Merkmal für den Kronenaufzug der Uhr. Die gibt es lt. Wikipedia seit Mitte des 19. Jahrhunderts, also könnte ich so das Herstellungsjahr schon ein wenig eingrenzen. Cylindre ist auch Technik und steht für Zylinderhemmung, 10 Rubis für die verbauten Lagersteine im Uhrwerk. Kann man durch die Schriftart der Merkmale vielleicht das Alter genauer eingrenzen?
Dann zum Deckel innen, 585er Gold (14 Karat), wird wohl den Deckel betreffen, das äußere Gehäuse rund um das Zifferblatt und vielleicht auch die Zeiger. Die haben zwei „Glitzersteine“, meine Mutter hat sehr optimistisch auf Diamantensplitter getippt, vielleicht auch nur gutes altes Glas. Das Eichhörnchen links sollte für einen Schweizer Goldstempel stehen, heißt das gleichzeitig, dass die Uhr in der Schweiz hergestellt wurde? Das kleine Symbol rechts kann ich nicht genau identifizieren, vielleicht noch ein Eichhörnchen mit schwarzer Umrandung. Dann noch zwei Symbole, mit denen ich gar nichts anfangen kann.
Eine Krone und ein Vogel, der ein Ei aufpickt. (?) Und die „8603“, so eine Art Seriennummer der Uhr? Auf dem Innendeckel des Uhrwerks taucht sie dann noch mal auf, „Metal“ steht wohl für das Material und ich kann noch die Initialen „J.E.“ erkennen.
Auf dem Uhrwerk kann ich keine weiteren Merkmale sehen. Und an einem Kettenglied am Verschluss ist noch Schrift erkennbar, aber deuten kann ich sie nicht. (?)
Summa summarum fehlen mir also Angaben zum Alter, Herkunftsland und dem Hersteller der Uhr.
Vielleicht kann mir da jemand von euch weiterhelfen, das würde mich freuen.
Natürlich möchte ich auch gern wissen, ob so eine Uhr unter Sammlern „interessant“ ist oder eher nicht. Die Uhr ist voll funktionsfähig und geht genau. Besuche bei Uhrmachern und Juwelieren hatten wenig Erfolg, es steht nun mal leider, aber nachvollziehbar, der Ankauf des Goldes im Vordergrund.
Vielen Dank schon mal, einen schönen Abend und eine angenehme Woche!
Gruß Christoph
3 Antworten
Guten Abend Christoph,
ich beziehe mich nur auf die Punze Eichhörnchen; Schweizer Goldstempel für 0,585 Goldgehäuse, dieser wurde ab 1882 verwendet.
8603 ist die Modellnummer dieser Golduhr.
Wunderschöne ziselierte14 Karat Golduhr aus der Jugendstil Epoche um 1900 +/-
Es kommen bestimmt noch Uhren Experten vorbei, die weitaus besser helfen können, deshalb bitte etwas Geduld.
Auch Dir einen schönen Abend und eine angenehme Restwoche. Margita
Hallo Margita, vielen vielen Dank für deine Antwort, hat mich sehr gefreut, nun weiß ich schon viel mehr, gerade was das Alter betrifft. Gruß Christoph
Eigentlich will ich gar nicht mehr viel hinzufügen, da meine Vorredner Margita1881 und Blindipop schon sehr gute Arbeit geleistet haben.
Die Punzen sind richtig erklärt, daraus ergibt sich:
- Ein Materialwert: 0,585 Gold, was sich auf das Gehäuse bezieht.
- Goldstempel ab 1882.
Ich sehe hier eine Zylindertaschenuhr um1880/1890. AB 1910 etwa gab es dann die schweizer Ankerhemmung.
- Aus der Schweiz stammend.
- '10 Rubis' deutet auf 10 Lagersteine hin.
- 'Cylindre' für Zylinderhemmung.
- 'Remontoir' Taschenuhr mit Kronenaufzug.
Hemmung: Das Problem bei der Sache ist die Zylinderhemmung. Diese Hemmung gab es bis ca. 1910 und es ist eine 'Stahl auf Stahl' Hemmung.
Da die Gangwerte meist sehr schlecht sind, sind diese Uhren nicht für den Alltag geeignet und selten reparabel. Da traut sich kein Uhrmacher dran.
Das die Uhr etwa +1 min/Stunde geht, ist sogar ein recht guter Wert. Es hat sich schon jemand an der Uhr vergangen, was man daran sieht, das sie extrem ins minus reguliert wurde. Der Rücker hängt am Anschlag und der Hebel mitten im Uhrwerk völlig aus der Skalierung.
Hier kann man die effektive Länge der Spirale grob erklärt verkleinern und vergrößern, um eine Uhr vor oder nach gehen zu lassen.
⇨ Das müsste man sich mal genauer anschauen.
Was mir jetzt auch komisch vorkommt, dass ich den oberen Lagerstein nicht sehe. Wahrscheinlich durch Farbfehler beim Fotografieren? Dann würde die Uhr aber noch deutlicher 'schlecht' laufen.
Die arabischen Indeces wurden nachträglich auf das Zifferblatt aufgetragen zur besseren Ablesbarkeit. Auch die Kette ist nicht mehr Original.
Wert: Bezieht sich tatsächlich nur auf den Materialwert. Obwohl Zustand nicht schlecht ist für das Alter.
Rechne mal was? Max 20 g für das Gehäuse? Hier alles abziehen, was nicht Gold ist. Dann mal durchrechnen, abzüglich Schmelzkosten etc. vielleicht 80,- €?
Gerne Fragen!
Und genau deshalb schreibe ich 'gerne fragen', bist der Erste, der das erwähnt hat😅
Ja bei der Zylinderhemmung muss man schon froh sein, wenn die Uhr konstant eine Minute vor/Stunde geht.
Meist geht die Uhr wirklich milde ausgedrückt nach dem Mond. Mal so mal so.
Emaille Zifferblätter waren Standard. Selten findet man aber so schöne. Meist starke Abnutzungen, Abplatzer etc. Auch gab es Goldzifferblätter ua. Bei Massivgolduhren, 18k.
Ohne den Lagerstein kann die Uhr zappeln, aber nicht wirklich funktionieren. Die Unruhwelle würde sich schon bewegen aber eben da wo der Stein sich normalerweise befindet rumeiern. Sofern sich der Stein unten befindet würde die Uhr laufen, andersherum nicht.
Die Kette wäre im Original auch gelb-Gold je nach Karat. Was das genau für eine Kette ist, ist mir fremd. Kommt sie dir schwer for oder eher leicht? Vom Alter her natürlich jünger. Sofern Materialwert vorhanden, würde man ebenfalls eine Punzierung finden. Mal über Google schauen nach ähnlichen Taschenuhren die komplett sind und schauen welche Ketten da Vorlagen. Muss sehr weiches Material sein, weil sie so starke Abnutzen hat...
Für den Fragesteller:
Du glaubst daß die Kette im Original auch Vollgold sein müßte? Das glaube ich nicht. Gold ist empfindlich, echte Goldketten enorm teuer, schau mal ins Internet. Eventuell wurden diese Uhren ohne Kette verkauft, aber die Kette kann gut zeitgleich sein. Also schon "original".
Zylinderhemmung, es gibt in jeder Kategorie Werke, die großartig laufen. Auch, wenn Uhrmacher nichts von ihnen halten. Diese Uhr hat sicher ein gutgehendes Werk. Sonst gäbe es andere Gänge.
Wenn die Unruhwelle Öl braucht, schwingt die Unruhe zu kurz, und dadurch hat die Uhr Vorgang. Das ist keine Aussage über die mindere Qualität, bei einer Uhr, die älter ist oder/und länger gelegen hat.
Wenn kein Öl mehr in den Lagern ist, dann läuft die Uhr trocken und der Verschleiß ist umso höher.
Wenn sich kein Öl mehr in den Lochsteinen befindet, dann wird die Unruh augesbremst und die Uhr sollte nachgehen.
Ich würde den Gang der Uhr nochmal in einem Gangprotokoll protokollieren.
Vielen Dank! Die Kette ist wohl eher nicht aus reinem Gold, als Laie fühlt sie sich für mich eher sehr leicht an. 120 cm, 11 g, falls das überhaupt etwas darüber aussagen kann. Mein Olivenöl bleibt in der Küche. :-) Nein, Spaß beiseite, ich werde die Uhr ganz sicher nicht ins "Uhrenhospital" bringen oder irgendwas daran verändern. Wenn es mal eine neue "Trägerin" geben sollte, wird sie sich schon mütterlich darum kümmern. Aber ich befürchte eher, sie steht mal bei einem Sammler in einer staubgeschützten Vitrine. Immer noch besser als in meinem Schubfach. "Verscherbeln" möchte ich sie nicht, kann ich sie vielleicht über ein seriöses Auktionshaus anbieten? Oder werden solche Uhren dort erst gar nicht angenommen?
Ein schönes Wochenende!
Gruß Christoph
Vielen Dank! Eine Art Langzeit-EKG? Ich hab die Uhr jetzt mehrmals 8 bis 10 Stunden laufen lassen, die eine Minute pro Stunde hat sich immer bestätigt. Wenn das mit "Gangprotokoll" gemeint ist.(?) Ich finde es schon toll, dass so eine Uhr in dem Alter überhaupt noch tickt. Da sollten sich die Hersteller von Kaffeemaschinen heute mal eine Scheibe abschneiden. :-) Oh! Was für ein Vergleich, sorry! :-)
Schönes Wochenende!
Gruß Christoph
Ja vor allem, dass es sie überhaupt noch gibt nach 100 Jahren und nicht weggeworfen wurde.
Ja mir Gangprotokoll meinte ich vor allem die Gangabweichung auf 24 Stunden zu protokollieren. Also von 15:00 bis 15:00 nächsten Tages. Das über mal so eine Woche verteilt. Plus angeben, was sie aufgezogen wurde und wie lange so ohne erneutes Aufziehen gelaufen ist.
Vielleicht kann sie dann ein Uhrmacher nachregulieren. Auf jeden Fall muss der Regulierhebel wieder mittig stehen. Zur Not durch Kürzen oder verlängern der Spirale...
Viel Erfolg!
Hi, konnte ich dir mit meiner Antwort weiterhelfen? Falls nicht, helfe ich dir gerne weiter.
Andernfalls freue ich mich auf einen Stern🌟
Du hast schon alles selbst beantwortet, Schweiz, um 1900 spätestens, da die Ornamente auf die Gründerzeit hindeuten könnten und die fehlende Stoßsicherung auf dem UnruheStein auch auf das 19. Jahrt. hindeutet.
Sehr schöner Zustand, Originalzeiger. Wunderbares Gehäuse, sehr gepflegt alles.
Porzellanzifferblatt? Zeiger sauber vergoldet. Straßsteine.
Die Vogelgravur, er trägt eine TU (?), könnte vom Uhrmacher sein für sich. Die Gravur mit der Krone sieht aus nach katholischem Würdenträger, die trugen Uhren um den Hals, oder? Nur so eine Spekulation, könnte man vielleicht ergoogeln.
Die Zeiger stellt man, indem man den Fingernagel in die kleine Nabe drückt, am Gehäuse oben nah an der Krone. Dann gedrückt halten und Krone drehen. Vielleicht ist die Uhr doch noch älter?
Bei "Kunst und Krempel" und ähnlichen Sendungen sitzen Leute, die das alles wissen, auf antike Dinge spezialisiert sind. Da Gold grade hoch steht, lieber nicht anbieten, wo Sammler und Liebhaber fehlen.
Es gibt Börsen für solche Uhren, suchen. Oder besser, behalten, nicht alles verscherbeln.
Ja, das habe ich mittlerweile schon in Erfahrung bringen können, funktioniert auch prima, "etwas zu schnell" ist die Uhr. :-) So etwa eine Minute pro Stunde geht sie vor, sicher was für einen Uhrmacher.
Danke für den Tipp, die Erfahrung mit dem Goldankauf ohne Berücksichtigung der Uhr selbst oder eines Sammlerwerts habe ich leider schon gemacht, deshalb möchte ich auch erst mal so viel wie möglich darüber erfahren. Nein, "verscherbeln" kommt mir nicht in den Sinn, erst mal schauen, ob die Uhr überhaupt für Sammler "interessant" ist. Vielen Dank! Gruß Christoph
Das bedeutet, die Unruhwelle braucht ein bißchen Öl, denke ich. Das Werk sieht aber nicht ungepflegt aus.
Vielen Dank, deine Antworten haben mir sehr geholfen und das geschätzte Alter deckt sich erfreulicherweise auch mit der Antwort von Margita. Ob das Zifferblatt aus Porzellan ist, kann ich nicht genau sagen. Ein "TU" kann ich auch nicht erkennen, ich werde es noch mal mit Kamera und Makro-Objektiv versuchen. Und auf jeden Fall mit den neuen Infos weiter googeln. Toll, dass es hier im Forum Mitglieder gibt, die so viel Fachwissen besitzen, auch wenn es sich um so ein spezielles Thema handelt. Vielen Dank noch mal! Gruß Christoph
TU ist die Abkürzung von Taschenuhr. Oder was hat der Vogel im Schnabel?
Porzellan, das siehst du an den Kanten, aber da ist Glas drüber, dann nicht so leicht.
Ich habe gegrübelt, ob sie nicht doch Biedermeier ist, weiß dazu aber zu wenig. Gründerzeit imitiert ja oft solche Ornamente.
Mit etwas Fantasie scheint der Vogel ein Ei aufzupicken, aber wer weiß... :-)
Vielen Dank, das ist ja schon eher ein Gutachten als eine Antwort, freut mich sehr.
Das Problem mit der Zylinderhemmung ist mir schon mal bei meinen Recherchen begegnet, ich hab das dann sicher großzügig „überlesen“. Immerhin, die Uhr geht nicht nach sondern vor, also kommt man (nein Frau natürlich) nicht zu spät zum „Date“. :-)
Die Indeces sind die kleinen Zahlen oberhalb der römischen Ziffern?
Wurden die Zifferblätter in dieser Zeit allgemein aus Emaille gefertigt, oder auch aus anderen Materialien?
Farbfehler eher nicht, kann der Lagerstein fehlen? Und die Uhr trotzdem funktionieren?
Und noch eine neugierige Frage: woran sieht man, dass es nicht die Original-Kette ist? Und solche Ketten sind sicher vergoldet, haben also bestimmt eher keinen materiellen Wert? Die „geheimnisvolle“ Aufschrift auf der Kette, kann man die irgendwie zuordnen, also in Richtung Alter oder Herkunft? So ist das mit dem kleinen Finger und der ganzen Hand, sorry für die vielen Fragen.
Aber irgendwo stand „Gerne Fragen“ und das hab ich glatt nicht überlesen. :-) Also nur wenn mal ganz viel Zeit zur Verfügung steht und alle Uhren repariert worden sind, würde ich mich freuen, noch mal etwas dazuzulernen. Vielen Dank und einen schönen Abend!
Gruß Christoph