Ständiges vergelichen? Oder nur baden in Selbstmitleid?

2 Antworten

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Nicht wirklich eine Antwort, aber eine Meinung: Wir (als Gesellschaft) haben verlernt, den beruflichen und finanziellen Erfolg und den sozialen und gesundheitlichen Status von unserem Urteil über eine Person zu trennen. Zum Beispiel jemand, der Abitur nicht geschafft hat, wird als “Loser” bezeichnet; jemand, der eine Ausbildung statt eines Studiums macht, macht nur (!) eine Ausbildung; jemand ohne Freund/Freundin wird nicht ernst genommen; jemand der wenig Vermögen hat „hat es nicht geschafft“; jemandem, der keinen Sport treibt wird gesagt er solle unbedingt mal an sich arbeiten. Man denkt jetzt erstmal, die Konsequenz daraus ist nur, dass die anderen sich schlecht fühlen, wenn man sowas sagt, aber der Twist ist, dass man dieselbe Haltung unbewusst auch sich selbst gegenüber einnimmt und sich so letztendlich selbst genauso viel schadet. Und Social Media ist genau die richtige Plattform, um das beides extrem auszuleben, und sich damit gleichzeitig zum Täter, aber eben auch zum Opfer zu machen.

kann mir bitte wer erklären was hier passiert?

Was bei dir passiert, weißt du ja schon: du vergleichst dich (zu viel). Die meiner Meinung nach interessantere Frage ist, was passiert bei dem Mädchen von TikTok? Warum postet sie das überhaupt auf TikTok? Warum lernt sie nicht einfach für das Studium und freut sich still drüber, ohne es der ganzen Welt mitteilen zu müssen? Es würde mich nicht wundern, wenn der Grund ist, dass sie selbst genauso gestresst ist wie du und liebend gerne einfach chillen würde. Aber wenn man mehrere Tage nicht postet, verliert man vielleicht Follower. Wenn man Follower verliert, klappt vielleicht der Traum von der Studienfinanzierung per TikTok nicht und außerdem fehlen die Glückshormone, die man bei der Anzahl an 👍🏻 ausschüttet. Aber mit „ich bin ziemlich platt und will gerade eigentlich gar nichts tun“ lässt sich kein TikTok-Video machen, geschweige denn viele Videos über einen langen Zeitraum. Also muss sie den Leuten und damit auch sich selbst vorgaukeln, ihr sei langweilig, um ein Video darüber, wie sie schon für die Uni lernt, zu rechtfertigen, und neuen Video-Content zu liefern. Der, gebe Gott, ganz unbedingt viele Likes kriegen muss, sonst bricht ja ihr Kartenhaus zusammen…

Aus meiner Sicht passiert hier, dass du dich viel zu viel davon beeinflussen lässt, was in TikTok und Co. vorgegaukelt wird. Du siehst in den Videos nur Momentaufnahmen. Ja, teils, weil die Influencer damit Mitleid erzeugen wollen, Clicks generieren und möglicherweise dafür bezahlt werden. Du siehst nicht deren echtes Leben. Und du vergleichst und denkst, dass das, was andere dir da vorspielen auch für dich gelten muss. Genauso, wie jedem jungen Mädchen von social media eingetrichtert wird, wie es im Idealfall auszusehen hat. Dabei ist jeder Mensch individuell. Wenn du mit deinem Leben zufrieden bist, dann verzichte doch mal eine Zeit lang auf diese Sucht nach TikTok und Co. und schau, wie glücklich du wirklich selber sein kannst. Was du schon geschafft hast, auch ohne tägliche Anleitungen, wie man angeblich zu leben hat. Es ist schlimm, wie solche Medien die Weltanschauung junger Menschen prägt, wie sie jungen Menschen eintrichtern, was gut und was nicht gut ist bzw was sie unbedingt machen müssen und wie sie leben müssen. Du bist für das verantwortlich, was du machst, was du erreichen willst. Niemand sonst. Also vergleiche dich nicht mit dem, was du in social media zu sehen bekommst. Du bist nicht die. Denn DIE versuchen, Tausende zu erreichen, dabei sind die Menschen so unterschiedlich in ihrem Tun, ihren Chancen, ihrem Denken. Und sobald du dich von den Herden-Tieren abgrenzt und dein Leben wieder aus deinen eigenen Augen siehst und lebst, wird es dir besser gehen, da bin ich fest von überzeugt.