Sollte “Containern” generell entkriminalisiert werden?

6 Antworten

Nein, Diebstahl sollte nicht entkriminalisiert werden. Weder generell, noch partiell.

Es gibt meiner Meinung nach keine sinnvollen Pro-Argumente.

Und wie soll überhaupt die Umsetzung aussehen. Dafür müsste das komplette Eigentumsrecht geändert werden. Die Gefahren die das birgt stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen (?).

Und damit meine ich die rechtlichen Gefahren und nicht die gesundheitlichen Gefahren die vom Containern ausgehen. Wo wir auch schon beim nächsten Problem wären. Wer haftet dann bei gesundheitlichen Schäden die beim Containern lauern?

Anstatt sich über weggeworfene Lebensmittel aufzuregen, die dort größtenteils nicht ohne Grund landen, sollten die Menschen lieber mal ihr eigenes Verhalten überdenken und vorher dafür sorgen, dass es erst gar nicht so weit kommt, dass Lebensmittel verkaufsunfähig werden.

Auch regt es mich auf, dass in diesem Zusammenhang immer die Händler als die Buhmänner hingestellt werden. Tatsächlich sind die Mengen, die dort weggeworfen werden vergleichsweise gering. Die meisten Lebensmittel werden nach wie vor in privaten Haushalten weggeworfen. Und, würdet ihr es auch in Ordnung finden, wenn jeder legal euren Abfall durchwühlen dürfte? Oder dass auch ihr verpflichtet wärt eure Lebesmittel abzugeben und es verboten wäre sie zu entsorgen?

Mal ganz abgesehen davon, dass in Deutschland es niemand nötig hat zu containern, somit also prinzipiell schon mal die Notwendigkeit einer entsprechenden weitreichenden Gesetzesänderung fehlt.

Ach ja, und wer entschädigt dann eigentlich die Entsorger, deren Lebensgrundlage die Entsorgung und Verwertung von Lebensmittelabfällen ist? Ich glaube, der entscheidende Denkfehler der meisten Befürworter des Containerns ist, dass sie glauben, dass das "Leben" der Lebensmittel mit der Entsorgung endet.

Aber das ist halt das immer das große Problem, wenn man immer nur einseitig denkt und nicht die andere Seite der Medaille und immer nur den eigenen Vorteil zum Ziel hat und nicht den Rattenschwanz an möglichen Problemen die er hinter sich herzieht.

Containern sollte überhaupt nicht notwendig sein. Mit einem Gesetz wie in Frankreich sollte es den Unternehmen untersagt werden ihre Waren wegzuwerfen. Sie sollten gespendet werden, so dass niemand in einen Container hinein kriechen muss.

Sollte “Containern” generell entkriminalisiert werden?

Ja.

Grundsätzlich gehören die weggeworfenen Lebensmittel dem Supermarkt bzw. dem Betrieb, der vom Supermarkt die Aufgabe bekommen hat, die weggeworfenen Lebensmittel zu verarbeiten.

Allerdings gibt es da den Abs. 2 des Artikel 14 GG. Der lautet:

Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Das interpretiere ich so, dass es den Eigentümer von Lebensmitteln verpflichtet, diese an die Allgemeinheit abzugeben anstatt sie in den Müll zu werfen.

Alex

Ja, auf jeden Fall!

In Frankreich ist es verboten, noch verwertbare Lebensmittel zu vernichten.

Und hier bestrafen wir die, die sie retten - das geht gar nicht!

Ja, weil es komplett absurd ist, weggeworfenes Essen weiterhin als Eigentum der Läden anzusehen. Wer etwas wegwirft, will es nicht mehr haben und dann sehe ich nicht, wieso sich jemand anderes das nicht nehmen dürfen sollte. Zeigt einfach nur, in was für einer perversen Welt wir leben

Cokedose  20.03.2022, 22:05

Was ist daran pervers, wenn ein Gesetz klare Eigentumsverhältnisse festlegt?

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heckmecks  21.03.2022, 15:29
@Cokedose

Weil das Zeug weggeworfen wurde? Damit sollte es meiner Meinung nach nicht mehr Eigentum des Wegwerfenden sein.

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Cokedose  21.03.2022, 20:13
@heckmecks

Ist es ja auch nicht. Es ist Eigentum des Entsorgers sobald es in seiner Tonne ist. Und das ist seine Existenzgrundlage.

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heckmecks  22.03.2022, 19:53
@Cokedose

Richtig, nur es ist halt komplett moralisch verwerflich, essbares in solchen Mengen zu entsorgen, dass es relevant für die Lebensgrundlage eines Müllentsorgers wäre.

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Cokedose  22.03.2022, 20:41
@heckmecks

Essbar ist alles noch aber nicht immer das auch bedenkenlos essbar. Die Mitarbeiter des LEH sind auch nicht in der Lage und darin ausgebildet das zweifelsfrei beurteilen oder gar testen zu können.

Und wie gesagt, der überwiegende Teil der in der Tonne landet, landet dort weil er dort hingehört. Ein kleiner Schwund ist zudem vollkommen normal und hat nichts mit Verschwendung zu tun. Einen gewissen Auschuss gibt es bei jeder Produktion von irgendwas.

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heckmecks  23.03.2022, 09:34
@Cokedose

Ich fürchte hier haben wir grundsätzlich zu verschiedene Ansichten, dass wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Ich denke, dass die Mindeshaltbarkeit in einem großteil der Fälle deutlich zu früh gewählt ist und daher nicht wirklich zutreffend ist. Daran kann sich der Ladenmitarbeiter orientieren, dennoch ist das Essen aber häufig essbar

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Cokedose  23.03.2022, 18:01
@heckmecks

Das ist ja auch nicht der primäre Sinn einer Diskussion dem Gegenüber die eigene Ansicht aufzuerlegen. Sondern vielmehr einfach nur verschiedene Standpunkte aufzuzeigen um auch die andere Seite zu verstehen.

Was nicht heißen soll, dass ich es toll finde wenn Lebensmittel weggeworfen werden. Aber ich habe Verständnis dafür, dass es oftmals nicht unvermeidbar ist und die Gründe vielschichtiger sind und nicht einfach nur der Händler schuld ist und das auch auszubaden hat.

Ich finde nicht, dass die Mindesthalbarkeit zu früh gewählt ist. In einigen Fällen vielleicht, aber in der Regel nicht. Denn das MHD sagt ja nicht über den Zeitpunkt des Verderbens aus, sondern ist lediglich eine Qualitätagarantie. Und in diesem Zusammenhang finde ich eher, dass es bei einigen Produkten sogar zu spät gewählt ist. Ich hatte schon einige Fälle wo bereits vorm MHD die produktspezifischen Eigenschaften nicht mehr vollständig gegeben waren.

Sicherlich kann (und darf) man "abgelaufene" Lebensmittel noch verkaufen. Allerdings nur, wenn der Verkäufer garantieren kann, dass das Produkt noch einwandfrei ist. Doch das ist oftmals schwierig, da den Verkäufern sowohl das nötige Fachwissen fehlt noch die nötigen Informationen das jeweilige Produkt betreffend. Hinzu kommt, dass die jeweiligen Lagerbdinungen auch einen erheblichen Einfluss haben.

Übrigens machen abgelaufene Lebensmittel nur einen vergleichsweise geringen Anteil aus. Das meiste ist Obst und Gemüse und das ist nunmal oft nicht mehr zu retten. Und das, was noch zu retten wäre, darf von gesetzlicher Seite her nicht mehr verkauft werden - dem Verbraucherschutz sei dank.

Je nach Laden folgen dem O+G die tagesfrischen Backwaren.

Wie gesagt, ich sehe das Problem nicht beim Händler, sondern in erster Linie beim Verbraucher und seinen Erwartungshaltungen. Weil er immer alles am liebsten schön, frisch und bis Ladenschluss vorrätig haben will.

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heckmecks  30.03.2022, 10:04
@Cokedose

"Wie gesagt, ich sehe das Problem nicht beim Händler, sondern in erster Linie beim Verbraucher und seinen Erwartungshaltungen. Weil er immer alles am liebsten schön, frisch und bis Ladenschluss vorrätig haben will."

Genau, da sind wir ja schonmal einer Meinung. Nur ich sehe halt nicht, dass dieser (wie du selbst ihn beschreibst) kleine Anteil an noch verwertbaren Lebensmitteln, die aufgrund abgelaufenem MHD weggeworfen werden, so relevant für Müllentsorger sein soll, dass man ihn in der Art schützen muss, als dass man Containern verbietet. Denn ich sehe es so: Ist der Anteil wirklich so klein, dass wird der Müllentsorger darunter nicht leiden, aber es wurden dennoch Lebensmittel "gerettet". Und ist der Anteil eher groß, dann ist da ein ganz anderes Problem vorrangig, und zwar dass das MHD nicht funktioniert, im Zusammenhang damit, wie die Leute einkaufen. Und in diesem Fall sollte das ganze Essen natürlich auch nicht verloren gehen

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Cokedose  30.03.2022, 14:05
@heckmecks
Sorry für die späte Antwort :D im Moment viel zu tun

Kein Problem, geht mir meist nicht anders.

so relevant für Müllentsorger sein soll, dass man ihn in der Art schützen muss

Ich finde doch, denn wie gesagt, es ist seine Existenzgrundlage. Das heißt natürlich nicht, dass ich es aus der Sicht gut finde wenn Lebensmittel weggeworfen werden. Ich meine das unter den Hintergrund einer Legalisierung des Diebstahls seines Eigentums. Also wenn man ihm das wegnehmen dürfte was für ihn ohnehin schon angefallen wäre. Natürlich sollte die Vermeidung im Vordergrund stehen.

dieser (wie du selbst ihn beschreibst) kleine Anteil 

"Kleiner Anteil" in der Relation zum Gesamten natürlich. Für den einzelnen Menschen und seinem eigenen Bedarf erscheint das natürlich oftmals sehr viel. Aber prozentual gesehen, im Vergleich zu dem was nicht weggeworfen ist es wirklich wenig. Auch im Vergleich zu dem was in den privaten Haushalten oder in der Produktion weggeworfen wird, ist das was im Handel weggeworfen wird eher gering.

Aber dennoch sehen alle Menschen das Problem hauptsächlich nur beim Händlern und fordern hier drastische Maßnahmen oder gar grundlegende Gesetzesänderungen. Und das finde ich einfach unverhältnismäßig.

Mal ganz abgesehen davon, dass es (ein Wegwerfverbot) die jetzt schon teils katastrophalen Arbeitsbedingungen im LEH weiter verschlimmern würde, weil das ein zusätzlicher Kostenfaktor für den Händler wäre, den der kleine Mitarbeiter ausbaden müsste. Keine Ahnung ob ich das schon geschrieben hatte.

und zwar dass das MHD nicht funktioniert

Keine Ahnung ob ich das auch schon gesagt habe, aber meist werden die Produkte kurz vorm MHD im Preis gesenkt. Es steht jedem frei diese Produkte dann zu kaufen und somit dafür zu sorgen, dass es nicht in der Tonne landet.

Doch wenn preisreduzierte Lebensmittel vor erreichen des MHD offenbar nicht gut genug sind, weggeworfene Lebensmittel überm MHD hingegen schon, dass ist das für mich eher ein Zeichen dafür, dass es vielen sog. "Lebensmittelrettern" primär gar nicht darum geht Lebensmittel zu retten, sondern vielmehr darum, sie möglichst für umsonst zu bekommen.

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heckmecks  30.03.2022, 15:30
@Cokedose
Ich finde doch, denn wie gesagt, es ist seine Existenzgrundlage.

Also den Müll als Lebensgrundlage der Müllentsorger zu sehen und daher zu rechtgertigen, dass brauchbare Lebensmittel weggeworfen und entsorgt werden, funktioniert für mich einfach nicht. Da muss man Kompromisse eingehen, und wenn dabei dann ein kleiner Anteil des Mülls wegfällt, ist das kein Argument gegen etwas, sondern für etwas. Nicht nur im Bereich Lebensmittel müssen wir unseren Abfall reduzieren, was dann auch immer direkt bedeutet, dass der Müllentsorger weniger zu tun hat. Mit der Argumentation kommt man also nicht weit, da immer auch Berufe existieren, die sich bestehenden Problemen angepasst haben, und dann bei Beseitigung der Probleme weniger relevant werden. Das ist ein Argument was auch bei Klimadebatten und dergleichen immer wieder aufgeführt wird. "Was sollen die Leute machen, die bei VW Verbrennungsmotoren herstellen, wenn nur noch Elektroautos rumfahren?". Demnach wären wir aber in ewigem Stillstand gefangen, weil Veränderung immer Wegfall etwas Alten und hinzufügen etwas Neuen bedeutet.

Extrem gedacht hieße das ja sonst, wir müssten Straftaten unterstützen, da sonst die Polizei arbeitslos wäre. (Wie gesagt, ein Extrembeispiel)

"Kleiner Anteil" in der Relation zum Gesamten natürlich.

Das ist mir bewusst, ich finde wir sollten uns aber nicht auf die größe des Anteils verschärfen, denn ich denke (und ich glaube da sind wir uns einig), dass jedes noch brauchbare Lebensmittel, was weggeschmissen wird Verschwendung ist.

Aber dennoch sehen alle Menschen das Problem hauptsächlich nur beim Händlern und fordern hier drastische Maßnahmen oder gar grundlegende Gesetzesänderungen. Und das finde ich einfach unverhältnismäßig.

Ich sehe das Problem nicht nur bei den Händlern sondern natürlich auch beim Konsumenten und der Politik. Inwiefern eine Gesetzesänderung dann aber unverhältnismäßig sein soll, sehe ich nicht, da wir hier ja über ein Verbot diskutieren, und ich glaube das für wesentlich weniger relevante Dinge auch Gesetze geändert werden. Liegt immer im Auge des Betrachters aber ich glaube eine Gesetzesänderung wäre hier angebracht, um Containern legal zu machen.

Mal ganz abgesehen davon, dass es (ein Wegwerfverbot) die jetzt schon teils katastrophalen Arbeitsbedingungen im LEH weiter verschlimmern würde

Hier sind wir wieder bei der Argumentation aus dem ersten Teil. Außerdem könnte man hier auch gegensteuern mit Gesetzen.

Doch wenn preisreduzierte Lebensmittel vor erreichen des MHD offenbar nicht gut genug sind, weggeworfene Lebensmittel überm MHD hingegen schon, dass ist das für mich eher ein Zeichen dafür, dass es vielen sog. "Lebensmittelrettern" primär gar nicht darum geht Lebensmittel zu retten, sondern vielmehr darum, sie möglichst für umsonst zu bekommen.

Das ist natürlich eine Anschuldigung, die ich so nicht gerechtfertigt sehe. Zumindest kenne ich viele Standpunkte von Leuten, die containern, die es anders sehen.

Außerdem wie bereits gesagt, muss sich auch am Konsum etwas ändern. Grundsätzlich ist die Verfügbarkeit ein Problem, weil immer alles zu jeder Zeit vorhanden sein muss. Das führt dann ja zu solchen Problemen. Denn wenn immer ein solche Überangebot wie in Supermärkten herrscht, dann ist dabei mit eingepreist, dass nicht immer alles verkauft wird. Es geht nur darum immer für jeden alles verfügbar zu haben. Ist natürlich durch den Anspruch der Konsumenten hervorgerufen, es wird aber auch nicht ausreichend vom LEH entgegengewirkt.

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