Sind Kriege wichtig für Innovation und technischen Fortschritt in anderen Bereichen z.B. in Mobilität oder Medizintechnik?
3 Antworten
Du nutzt das Internet, also ja.
Bitte sehr.
Das Internet entstand ursprünglich in den 1960er Jahren als ein Projekt des US-Verteidigungsministeriums, bekannt als ARPANET. Ziel war es, ein robustes und dezentrales Kommunikationsnetzwerk zu schaffen, das auch im Falle eines Angriffs funktionsfähig bleibt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Internet weiter und wurde in den 1980er Jahren zunehmend von Universitäten und Forschungseinrichtungen genutzt. In den 1990er Jahren begann die kommerzielle Nutzung, und das World Wide Web entstand, was das Internet für die breite Öffentlichkeit zugänglich machte.
Was das ARPANET gleich zu Beginn miteinander verband, waren drei Universitäten und ein Spinoff einer Universität.
Krieg ist seit jeher Antrieb für technologischen Fortschritt gewesen. Konträr dazu bleibt aber die soziale und geistige Evolution auf der Strecke.
Eines der Nadelöhre des menschlichen Seins, die in Einklang zu bringen sind.
Ist denn nicht alles, was Menschen tun, seit jeher Antrieb für technologischen Fortschritt gewesen?
Nein. Es kann den Anschein haben, daß das so sei, weil so viel Geld durch die Militärbudgets fließt und entsprechend viele Fachleute ihr technisches Können in Rüstungsprojekten umsetzen statt in der zivilen Forschung und Entwicklung.
Entweder bieten die zivilen Märkte, in denen militärisch entwickelte Innovationen nachgefragt werden, auch für zivile Anbieter Anreiz, dann braucht man die militärischen Anbieter nicht. Oder diese Märkte bieten für zivile Anbieter keinen Anreiz, dann braucht niemand die Produkte.
Beispiel Raumfahrt:
Die Raketenleute um Wernher von Braun wurden zu Waffenentwicklern, weil Leute, die Krieg wollten, ihnen während des Krieges und hinterher reichlich Geld dafür gaben. Die Idee, Astronauten ins Weltall zu bringen, war aber schon vorher von Brauns Motiv gewesen und hatte schon vorher viele Menschen beschäftigt. Der Markt für zivile Nachrichten- und Wettersatelliten hätte auch ohne Krieg irgendwann geeignete Trägerraketen nachgefragt. Die Forschung hätte auch ohne Krieg Trägerraketen für die Mond- und Planetenforschung nachgefragt. Vielleicht hätte ein zivil finanzierter Weg dorthin länger gedauert, vielleicht auch kürzer. Er wäre aber gegangen worden.
Das Militär wurde schließlich zur Konkurrenz und zum Risiko für die zivile Raumfahrt: Der Vietnamkrieg führte mit seinen Kosten zum vorzeitigen Abbruch des Apollo-Programms. Militärische Hintergründe spielten auch eine Rolle bei der Challenger-Katastriphe: Sie beeinflußten die Entscheidung des NASA-Managements, die Raumfähre trotz der Warnungen technischer Fachleute bei zu tiefer Temperatur starten zu lassen.
Beispiel Internet:
Das Internet entstand nicht aus dem Nichts. Digitale wie analoge elektrische Telekommunikationsnetze, über Kabel und drahtlos, dazu gehörige formale Kommunikationsprotokolle und Techniken zu ihrer Automatisierung gab es schon lange vorher. Siehe: Telephonie, Telegraphie, Fernschreiber.
Nachfrage nach Rechnernetzen gab es schon aus dem zivilen Sektor: Um die Rechenleistung der Großrechner durch Time-Sharing für viele Nutzer verfügbar zu machen. Erste solche Konzepte schon in den 1950er Jahren umgesetzt. Nicht zufällig flossen Militärgelder für Projekte wie ARPAnet und ALOHAnet nicht in eigene Geheimlabors, sondern in Universitäten, denn dort war das Know-how und dort konnten sofort Anwendungen realisiert werden.
Das Internet enstand doch nicht aus einem Krieg heraus oder lieg ich da falsch?