Sind Kirchendächer eigentlich Absicht?
Hallo,
Mir geht es um die Kupferdächer. Diese sind, falls sie nicht neu gemacht wurden, in der Regel Grünspangrün.
Nun frage ich: Dachte der Architekt bei der Vorstellung seines fertigen Kirchendachprodukts an einen kupfergoldenen Glanz, und es ist nur in der Pflege zu aufwendig - oder aber ist dieses Grün von Anfang an beabsichtigt gewesen?
Ich freue mich über kompetente Antworten
mfG
AGPym
9 Antworten
Auf den Kupfer gedeckten Dächern befindet sich kein Grünspan. Grünspan ist ein Kupfer(II)aceat • 2 H2O und wenig haltbar, den bereits bei 100° C verliert es das Kristallwasser.
Den Belag auf den Kupferdächer nennt man Patina (Edelrost) und ist ein Mischkristall aus Kupfercarbonat, -sulfat und sehr dicht. Es schützt das Grundmaterial ähnlich wie die Eloxalschicht beim Aluminium.
Die Patina entsteht also im Zusammenspiel von atmosphärischen Spurengasen und Wasser und benötigt zur Bildung sehr viel Zeit.
Die Patinabildung ist bereits seit der Bronzezeit (vor 5000 Jahren) bekannt, deshalb ist eine Absicht des Architekten sehr wahrscheinlich.
Auch nochmal Danke an die Anderen. Es waren viele gute Antworten dabei und die Entscheidung nicht leicht.
Dass ist von den Architekten so geplant. Ohne Grünspan würde das Kupfer verrotten. Bei Eisenrost ist das übrigens ganz anders:
In Berlin kam schon ein Architekt in den 70er Jahren auf den originellen Einfall, für die Freie Universität reihenweise Lehrgebäude mit Rostüberzug zu bauen. (siehe "FU Rostlaube"). Das war in Berlin der erste Versuch zum nahtlosen Übergang zwischen Bauerstellung und Dauersanierung. Diese Kunst wurde mittlerweile zur Perfektion gebracht an der Flughafen-Simulation in Berlin-Schönefeld.
Sehr schön ;) - Geht doch nichts über lokale Kompetenzen.
Vielen Dank
Eine handwerklich korrekte Ausführung eines Kuperdaches ist so ziemlich das langlebigste und sturmfesteste an Bedachung, was es gibt. Das ist der Grund, warum Kirchen und Schlösser oft damit gedeckt wurden, die hatten das nötige Geld dafür. Ärmere Gemeinden oder Schlossherren konnten sich das nicht leisten, dann wurde mit Ziegeln oder Schindeln gedeckt. Bei Kupfer hat man erstmal mindestens 100 Jahre lang keine Probleme oder Reparaturen mehr zu erwarten.
Die Grünfärbung wird sozusagen dabei wohlwollend in Kauf genommen, ist aber nicht der Grund fürs Kupfer.
Auch Kupfer reagiert mit Umwelteinflüssen und verrottet, z.B. bei Kontakt mit Säure, welche ja auch im Regen vorkommt, nur schwach, aber egal, steter Tropfen höhlt den Stein.
Der Grünspan, wenn Du so willst ist das der Rost des Kupfers, entsteht genau dadurch und ist auch gewollt, da dieser, wenn er das Metall überzogen hat, die unteren Schichten in Zukunft vor diesen Einflüssen schützt.
Man macht sich deswegen die speziellen eigenschaften des Grünspans zu nutze, welcher das übrige Metall darunter versiegelt und anders als bei Eisen z.B., Rost versiegelt nicht sondern ist so porös, dass er in Zukunft die Einflüsse weiter durchlässt und die darunter liegenden Schichten fröhlich weiter verotten, in Zukunft eine Schutzschicht bildet.
Dadurch hat man mit einem Kupferdach, wenn es richtig gemacht ist, bis zu 100 Jahre lang keinerlei Ärger mehr.
Bei den meisten Planern ist das Absicht (also die Oxidationsschicht mit dieser tollen Farbe).