Seilbahn oder selbst wandern?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

Gar keine Seilbahn 50%
Raufwandern, runter fahren 28%
Seilbahn 11%
Rauffahren, runter wandern 11%

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin begeisterter und sehr fitter Bergsteiger und bevorzuge grundsätzlich das selbständige Begehen eines Berges mit eigenen Mitteln. Gerade, wenn man "nur" wandert, ist das Wandern ja das eigentliche Erlebnis und da suche ich auch Orte aus, die nicht so stark touristisch erschlossen sind. Als ich das letzte Mal am Säntis war, war das Gedränge im Einzugsbereich der Seilbahn so groß, dass es echt keinen Spaß mehr gemacht hat (obwohl ich zuvor schon 4 mal rauf bin, dann aber meist bei nicht so gutem Wetter, sodass deutlich weniger Seilbahnbenutzer dort waren).

Für deine vier Auswahlmöglichkeiten sind die möglichen Aktivitäten am Berg jedoch zu vielschichtig. Kaum jemand meidet die Seilbahn beispielsweise beim Skifahren, obwohl man auch hier einfach mit Tourenski aufsteigen könnte. Auch, wenn ich zum Beispiel eine Hochtour oder eine alpine Kletterei mache und die lange Fahrweg-Hatsch vom Bahnhof zur Hütte nicht machen will, greife ich manchmal dankbar auf die Seilbahn zurück. am Mont Blanc zum Beispiel erspart die Benutzung von Seilbahn und Tramway von Les Houches nach Nid d' Aigle die ersten 1300 von knapp 4000 Höhenmetern.

Ich denke, für alle, die nicht die Fitness haben, einen Berg von unten zu besteigen, ist die Seilbahn ein legitimes Mittel. Alle, die fit genug sind, können auch woanders hingehen, die Alpen sind ja schließlich groß genug und es gibt ganz viele Berge, wo die Aussicht toll ist. Aber genau aus dem Grund muss stets genauestens geprüft werden, ob man wirklich noch mehr Seilbahnen braucht und sollte im Zweifelsfall ein Gebiet lieber nicht erschließen.

Feuerfuechslein 
Fragesteller
 02.06.2021, 08:42

Dankeschön.

Die Frage bezieht sich eher auf das Wandern, da vermutlich 95% der Skifahrer mit Lift/Seilbahnen hochfahren 😅

Danke, du nennst viele gute Aspekte die bisher noch nicht angesprochen wurden. Ich bin da deiner Meinung. Ich finde die Seilbahn eine gute Sache wenn man z.B. konditionell nicht so fit ist, kleine Kinder hat, zeitliche Probleme hat oder einfach Spaß daran hat :)

Letztendlich bleibt es ja auch jedem selbst überlassen, wen die überfüllten Gipfel stören, der kann ja auch auf Berge ohne Seilbahnen gehen. Solange es keine Seilbahn auf den Everest gibt 😄

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Avicenna89  02.06.2021, 12:10
@Feuerfuechslein

Haha, selbst auf den Everest dürfte es von mir aus eine Seilbahn geben. Bleiben immer noch 13 8000er, die unerschlossen sind. Der richtige Alpinismus findet heutzutage sowieso nur noch selten am Everest statt, auch wenn Göttler/Jornet auch als echt gute Top-Bergsteiger heuer was am Everest vor hatten und abbrechen mussten. Ich finde, dass sich hier aber durchaus philosophische Fragen stellen: Wann kann man überhaupt von "Bergsteigen" reden? Wenn ich - wie auch immer - den Gipfel erreiche? Oder gibt es da ein ganz klares Reglement? Warum echauffieren sich manche Bergsteiger über die Technologisierung des Bergsports, die das Bergsteigen leichter und sicherer macht, aber gleichermaßen auch über "Turnschuhtouristen", die in Sneakers den Watzmann überschreiten? An sich sind solche Fragen recht leicht zu beantworten, aber umso mehr verdeutlicht sich die Frage, wo man eine Grenze um das Bergsteigen herum ziehen will...

Aber im Grunde geht es bei der Seilbahn-Geschichte ja um die Frage, was ich tun will. Vermutlich wird keiner, der ein bisschen Wert auf seine Würde legt, mit der Seilbahn zum Gipfel gondeln, dort ein Foto schießen und jedem erzählen, er sei bergsteigen gewesen und hätte Abenteuer erlebt. Dafür ist es aber absolut verständlich, wenn jemand hochgondelt und den Daheimgebliebenen von der tollen Aussicht oder dem leckeren Kaiserschmarrn vorschwärmt.

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Feuerfuechslein 
Fragesteller
 02.06.2021, 12:40
@Avicenna89

Puh ich denke auf dem Everest wäre eine Seilbahn noch umweltschädlicher und gefährlicher als auf anderen Bergen. Allein der schnelle Wetterwechsel könnte schnell dazu führen, dass hunderte Leute da festsitzen, wahrscheinlich völlig unpassend gekleidet. Und die vielen Leute die dorthin fliegen würden um einmal hoch und runterzufahren, die evtl. ihren Müll dalassen, die alle aufs Klo müssen, etc. Muss man aber zum Glück vorerst nicht befürchten (hoffe ich xD).

Für mich ist "richtiges" bergsteigen so etwas was z.B. Reinhold Messner gemacht hat. Das war echter Alpinismus. Trotzdem ist "bergsteigen" zunächst nur ein Wort, solange den Leuten gefällt was sie machen ist es egal ob andere das als bergsteigen sehen oder sie belächeln. Der Everest ist auch heute noch kein einfacher Berg obwohl alles getan wird um den Gipfelerfolg zu ermöglichen. Für mich wird dem Ganzen allerdings schon ein bisschen das Unerreichbare genommen wenn man im Prinzip jeden versucht hochzuschleppen der genug Geld hat.

Das wichtigste ist aber doch trotzdem, dass die Menschen Spaß an der Natur und an der Schönheit der Berge haben, egal auf welche Art und Weise sie sie erleben. Jemand der mit der Seilbahn hochfährt und einen tollen Tag am Berg verbringt wird vermutlich genauso die Landschaft genießen wie jemand der hochläuft. Vielleicht bewirken Seilbahnen ja sogar in Teilen, das manche Leute die eigentlich nie die Berge lieben gelernt haben sie nun schätzen, weil sie sie dank der Seilbahnen auch selbst erleben können und wollen.

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Avicenna89  07.06.2021, 13:37
@Feuerfuechslein

Naja... Der Everest liegt in einem Naturschutzgebiet, das ist schon richtig. Aber witzigerweise ist die Gegend oberhalb des Basecamps so lebensfeindlich, dass man - wenn man's genau nimmt - nicht wirklich viel Biodiversität gefährdet, wenn man da eine Seilbahn hinstellt. Die Gefahr ist natürlich was anderes und man muss ja auch bedenken, dass moderne Luftseilbahnen nicht wirklich den Temperatur- und Windbedingungen standhalten. Stahlseile werden bei so tiefen Temperaturen relativ spröde und können ggf. brechen, während Winde über 60, 80 km/h in der Lage sind, Seilbahnen aus ihren Masten zu heben, wenn sie gerade am Fahren sind. Von demher: Es ist eigentlich eine technische Unmöglichkeit. Wäre es umsetzbar, ich bin sicher, dann gäbe es das schon (mit viel Sauerstoffflaschen). Aber ich persönlich bin trotz meiner zahlreichen kleinen und großen Gipfel bspw. aufgrund ihrer Hässlichkeit im Gipfelbereich noch nie auf die Zugspitze gegangen. Vielleicht würde das vielen ambitionierten Bergsteigern mit dem Everest genauso gehen, gäbe es dort eine Seilbahn.

Ja, ich würde "Alpinismus" und "Bergsteigen" schon trennen. Das Bergsteigen ist teilweise eine Spielart des Alpinismus. Beim Bergsteigen ist grundsätzlich einmal der Gipfel (und das Runterkommen) das Ziel. Beim Alpinismus kann ein Gipfel das Ziel sein, man kann aber bspw. beim Alpinklettern auch nur eine bestimmte Wand zum Ziel haben oder beim Skialpinismus auf eine Scharte aufsteigen oder eine besonders steile Rinne abfahren. Bei all diesen Spielarten sind alpine Kenntnisse und Techniken gefragt, aber ein Berg muss nicht zwangsläufig bis zum Gipfel bestiegen werden. Daher gebe ich dir auch Recht, dass ein R. Messner in seinr Bergsteigerei wichtige alpinistische Meilensteine gesetzt hat. Aber das Bergsteigen kann auch eine touristische Komponente haben, nämlich da, wo keine besonderen Kenntnisse zum Erreichen des Gipfels notwendig sind und man nur einen Fuß vor den anderen setzen muss. Hier sehe ich keinen großen Unterschied zur Seilbahn außer dass man ein paar Schritte mehr tut. Ich habe bspw. mal mit meiner Schwester den Patscherkofel "erstiegen", ein Berg, der bis ca. 1950 m Höhe durch eine Seilbahn erschlossen ist und dann ein Fahrweg bis 2245 m zum Gipfel hoch führt. Für sie, die seltenst mehr als 100 Höhenmeter am Stück zu Fuß geht, war es von der Seilbahn zum Gipfel eine durchaus ernstzunehmende Bergtour, die auch an ihre Kondition ging. Für mich, der ansonsten Tagesetappen von manchmal mehr als 2000 Höhenmetern in der doppelten Meereshöhe macht, war es halt ein netter Spaziergang mit der Schwester.

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Seilbahn

Es kommt auf den persönlichen Anspruch an. Will man die Herausforderung oder will man oben einfach nur die Aussicht genießen?

Ich wandere durchaus gern, habe als Flachländler aber so meine Probleme mit hohen und langen Anstiegen.

Die Herausforderung, einen hohen Berg zu erklimmen habe ich da eher nicht. Da ist es eher so, dass ich hochfahre, dann dort oben wandere.

Feuerfuechslein 
Fragesteller
 01.06.2021, 10:56

Ist auch schön :)

Vielen Dank für deine Antwort und viel Spaß

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Rauffahren, runter wandern

Ich bin eher der Typ, der in den Bergen dort wandert, wo es keine Seilbahn gibt. Also dann von ganz unten irgendwie nach ganz oben und auch zu Fuß wieder runter. Da sich die Frage aber auf das Vorhandensein einer Seilbahn bezieht, antworte ich etwas anders.

Oftmals erschließen Seilbahnen ein Wandergebiet, das man ohne Bahn in einer Tageswanderung gar nicht wirklich erreichen kann. Dann nutze ich die Seilbahn, um rauf zu fahren und dann die Wandermöglichkeiten zu nutzen, die sich von dort aus ergeben. Idealerweise suche ich dann eine Route, die mich irgendwo wieder zu Fuß runter zur Talstation bringt. 3 Beispiele:

Jennerbahn: Oberhalb des Königssees kann man mit wunderbaren Ausblicken entlang wandern und dann gibt es einen Weg runter zum See zu einem Schiffsanleger. Von dort aus mit dem Schiff wieder zurück nach Schönau.

Herzogstand: Mit der Bahn rauf (bin aber zu Fuß rauf), den Herzogstand bzw. die Aussicht von dort genießen und dann über den schmalen Grat zum Heimgarten und von dort wieder runter zum Walchensee bzw. Parkplatz der Bahn.

Mittagbahn in Immenstadt: Herrliche Wanderwege in der Nagelfluhkette, bis rauf nach Oberstaufen und von dort mit dem Bus zurück nach Immenstadt.

Damit beantwortet sich die Frage, bei der es gar nicht so sehr darum geht, ob man zu faul zum Rauflaufen ist, sondern einfach, wie man die Berge dort am besten genießen kann.

Einen Nachteil haben alle dieser Bahnen: Ist man erst einmal rauf gefahren, dauert es an schönen Tagen ziemlich lange, bis man die Bergeinsamkeit findet, denn sehr oft werden wahre Menschenmassen rauf transportiert, sodass dann nicht wirklich ruhig wird. Das ist der Vorteil der Wanderungen, wo es keine Bergbahn gibt.

Feuerfuechslein 
Fragesteller
 01.06.2021, 10:55

Nein, ich meine auf gar keinen Fall, dass Leute die rauffahren faul sind. Jeder hat das Recht die Berge auf seine Art zu genießen.

Generell mag ich auch eher ruhigere Berge ohne Seilbahnen, allerdings sind oftmals an den schönen Orten die Seilbahnen gebaut, z.B. eben Herzogstand oder Jenner.

Da wir nicht so viel Zeit hatten haben wir beim Jenner am Hinterbrandparkplatz geparkt und sind von dort aus aufgestiegen. Da wir dann doch schneller waren als erwartet konnten wir die Tour dann noch ausdehnen. Der Abstieg über das Schneibsteinhaus ist wirklich empfehlenswert :) Dafür kommt man nicht bis zum Königssee außer man nimmt den Wanderbus wieder rauf zum Parkplatz.

Den Herzogstand habe ich sowohl Auf- als auch Abstieg über den Heimgarten gemacht. Langer aber wirklich schöner Weg, man braucht aber Zeit wenn man nicht hetzen will.

Vielen Dank für deine Antwort, ich sehe das ähnlich :)

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bwhoch2  01.06.2021, 11:12
@Feuerfuechslein
Nein, ich meine auf gar keinen Fall, dass Leute die rauffahren faul sind. Jeder hat das Recht die Berge auf seine Art zu genießen.

Das habe ich Dir auch nicht unterstellt, aber die Frage drängt sich unwillkürlich auf, wenn es darum geht "Seilbahn benutzen ja/nein".

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Feuerfuechslein 
Fragesteller
 01.06.2021, 12:07
@bwhoch2

Hab ich auch nicht wirklich als Unterstellung gesehen. Außerdem benutzen Leute aus den unterschiedlichsten Gründen Seilbahnen: mit kleinen Kindern, Behinderte, Zeitgründe, Kondition oder vielleicht auch einfach weil ihnen das Seilbahnfahren Spaß macht. Deshalb ist man doch nicht faul.

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bwhoch2  01.06.2021, 12:35
@Feuerfuechslein

In all diesen Fällen stellt sich die Frage ob Seilbahnfahren oder selbst wandern auch gar nicht.

Übrigens, wer mal auf die Zugspitze will: Für die allermeisten stellt sich die Frage dann auch nicht wirklich. Wer hat schon zwei Tage Zeit, die richtige Ausrüstung, Kondition, Klettertechnik etc., um diese Tour zu machen. Vermutlich die Allerwenigsten. Dagegen ist es schon ein grandioses Erlebnis, bei klarer Sicht und nahezu Windstille, mit der Seilbahn auf die Zugspitze zu fahren und dort oben ein paar Stunden zu verbringen. Dieses Erlebnis sollte auch Menschen vergönnt sein, die nicht mehr so gut zu Fuß sind.

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Feuerfuechslein 
Fragesteller
 01.06.2021, 12:59
@bwhoch2

Das sag ich doch!? Und diese Fälle sind Beispiele, es gibt auch mehr Gründe. Die Frage ob man Seilbahn fährt kann sich bei einigen der ausgesprochen Fälle übrigens durchaus stellen.

Du verstehst schon, dass wegen mir jeder Seilbahnfahren kann wie er lustig ist? Mir ist es auch egal was der Grund dafür ist. Ich finde es im Gegenteil sogar gut wenn Menschen die es sonst nicht schaffen oder machen würden so die Möglichkeit haben diese wunderbare Landschaft zu genießen.

Ich will schon seit Jahren auf die Zugspitze wandern aber mir fehlt auch die Zeit, das gute Wetter, jemand mit dem ich das machen kann (der z.B. Zeit hat wenn ich Zeit habe), etc. So geht es sicher vielen anderen.

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bwhoch2  01.06.2021, 13:55
@Feuerfuechslein

Ich verstehe Dich natürlich. Wir sind auf der gleichen Spur in die gleiche Richtung unterwegs. Leider nicht auf die Zugspitze.

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Rauf wandern, runter wandern, falls es nicht zu dunkel wird und man gar keine Kondition mehr hat.

Gar keine Seilbahn

Die Natur muss man genießen und wenn man sich schon zum Ziel genommen hat zu wandern, dann auch richtig! 😝

Ich würde mir auf jeden Fall genug Zeit und Proviant einplanen und dann los gehen. Bei einer Seilbahn zieht alles viel zu schnell an einem vorbei und man entdeckt viele schöne Dinge gar nicht erst. Beim wandern kann man sich auch die Zeit nehmen zu erkunden und zu entdecken. 😊

Woher ich das weiß:Hobby – Befasse mich seit Jahren sehr viel mit Natur und Tier