Seit wann gab es Pferde im alten Ägypten (vor den Hyksos?)?

2 Antworten

Die ältesten gefundenen Überreste von Pferden in Ägypten werden in die Endphase der 13. Dynastie (diese wird in der Ägyptologie unterschiedlich noch zum Mittleren Reich oder zur Zweiten Zwischenzeit gezählt) datiert, also in das 18. oder 17. Jahrhundert v. Chr. (je nach Chronologie, die angenommen wird).

Diese ältesten Nachweise für Pferde in Ägypten stammen aus Tell el-Maschuta nahe bei Tell el-Kebir und aus Auaris/Avaris (Tell el Dab'a). Hier im östlichen Nildelta hat es Siedlungen gegeben, die vorderasiatische Zuwanderer gegründet haben bzw. in die sie gekommen sind. Bald darauf errangen sie die Herrschaft im Alten Ägypten für etwas mehr als 100 Jahre. Die für sie verwendete Bezeichnung Hyksos bedeutet „Herrscher der Fremdländer“.

Pferd und Streitwagen sind anscheinend von Vorderasien nach Ägypten gekommen.

Ingrid Bohms, Säugetiere in der altägyptischen Literatur. Berlin ; Münster : Lit, 2013 (Ägyptologie ; Band 2), S. 260:  

„Das Pferd verbreitete sich rasch im Vorderen Orient und trat wahrscheinlich schon kurz vor dem militärischen Eindringen der Hyksos in den asiatischen Kolonien des nordöstlichen Nildeltas auf. Neben einem Pferdeskelett aus der Zeit von 1750 v. Chr., gefunden in Tell el-Kebir im Ostdelta, wurden auch Pferdezähne aus der Zeit um 1640 v. Chr. in der ehemaligen Hyksoshauptstadt Avaris entdeckt. Die zeitliche Bestimmung eines Pferdeskelettes aus der Nähe der Festung Buhen ist ist ebensowenig einwandfrei gesichert wie die Tatsache, daß dieses Tier bereits domestiziert war. Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, es stamme vom Ende der 13. Dynastie. Fest steht, daß das Pferd gegenüber anderen Haustieren relativ spät Eingang in die ägyptische Tierwelt fand. In der Regierungszeit von Kamose (etwa um 1570 v. Chr.) sind erste schriftliche Belege über das Pferd in Ägypten zu verzeichnen. Als ssm.t ist das Tier in die Sprache eingegangen. Das Wort ḥtr wird nicht nur für das „Gespann“, sondern auch für das „Pferd“ verwendet. Das Pferd hatte als Reit- und Lasttier nur einen geringen Stellenwert. Der Equide war dort anfänglich das Zugtier des leichten einachsigen Streitwagens. Dies geschah nicht vor dem 16. Jh. v. Chr. Pferde, die einen solchen Wagen ziehen, sind in bildlichen Darstellungen und Textquellen seit der 18. Dynastie anzutreffen.“

Heike Wilde, Technologische Innovationen im zweiten Jahrtausend vor Christus : zur Verwendung und Verbreitung neuer Werkstoffe im ostmediterranen Raum. Wiesbaden : Harrassowitz, 2003 (Göttinger Orientforschungen, Reihe 4, Ägypten ; Band 44), S. 111:  

„Die ältesten Nachweise des Pferdes in Ägypten datieren an das Ende der 13. Dynastie (Ende des Mittleren Reiches, 18. Jahrhundert v. Chr.). In Avaris (Tell el Dab'a), der Siedlung, die seit dem 17. Jahrhundert v. Chr. als „Hyksos-Residenz", also als Machtzentrale der sogenannten „Fremdherrscher" Ägyptens gilt, ist das Pferd mehrfach nachgewiesen, der älteste Fund wird in eine Siedlungsschicht der 13. Dynastie datiert. Südlich von Tell el Dab'a, in Tell el Maskhuta, kamen ebenfalls Pferdeknochen dieser Zeitstellung zutage. Auch diese Siedlung wird asiatischen Zuwanderern zugeschrieben. Der dritte Fund stammt aus der Festung Buhen. Diese Funde belegen die Pferdehaltung bei den Hyksos bereits zu Anfang ihrer Dominanz über Ägypten. Aber erst in späterer Zeit, ab dem Beginn des Neuen Reiches, nehmen die Quellen in einem Maße zu, was darauf schließen läßt, daß das Pferd den Ägyptern zwar seit dem 18. Jahrhundert schon bekannt war, aber noch keine entscheidende Rolle spielte. Zum Reiten sind Pferde nur in bestimmten Zusammenhängen belegt, wie etwa als militärische Meldereiter. Als Zugtiere wurden am ägyptischen Wagen nur Hengste eingesetzt.“

Die derzeitige archäologische Lage spricht wohl dafür, dass die Hyksos Pferde, Streitwagen, Töpferscheibe, Kompositbogen und Sichelschwert nach Ägypten brachten.