Schwefelwasserstoff polar?
hallo,
kann einer erklären wieso es polar ist ?
3 Antworten
Moin,
in der Schule wird gern so getan, als könne man alles allein mit der Elektronegativität (EN) bzw. mit Elektronegativitätsdifferenzen von Bindungspartnern erklären. Aber dem ist nicht so.
Die EN-Werte betragen (je nach verwendeter Skala) für
- Wasserstoff 2,20 (Allred-Rochow; Pauling) und
- Schwefel 2,44 (Alred-Rochow) bzw. 2,58 (Pauling)
Das macht eine Differenz zwischen
0,22 (Allred-Rochow) bzw. 0,38 (Pauling).
Nach einer Faustregel, nach der eine Elektronegativitätsdifferenz von 0,0 bis 0,4 zu den unpolaren Bindungen zählt, sollte die Elektronendichte der H–S-Bindung in beiden Fällen eigentlich innerhalb einer unpolaren Dichteschwankung liegen.
Aber die Elektronegativität ist eben nicht die allumfassende Erklärung.
Es spielt auch die Größe von Atomen eine Rolle.
In einer H–C-Bindung sind beide Atome relativ klein. Deshalb spielt hier für die Einordnung der Bindung unter die nahezu unpolaren Bindungen tatsächlich die Elektronegativität die zentrale Rolle.
Aber bei der H–S-Bindung ist das Schwefelatom größer als das Kohlenstoffatom, so dass hier nicht allein die reine Elektronegativitätsdifferenz eine Rolle spielt.
Wenn du in der Reihe der Chalkogene (Sauerstoff, Schwefel, Selen und Tellur) die Werte der Säurestärke (pKS-Werte) der jeweiligen Wasserstoffverbindungen anschaust, werden die Verbindungen in der Reihenfolge
H2O (15,74) < H2S (6,99) < H2Se (3,37) < H2Te (2,05)
immer saurer. Die EN-Differenzen werden dagegen immer kleiner:
H2O (1,3) < H2S (0,38) < H2Se (0,35) < H2Te (0,19)
Das bedeutet, dass zwar der EN-Unterschied kleiner wird, die Bindung zum Wasserstoff aber schwächer wird, so dass der Wasserstoff leichter in Form eines Protons abgespalten werden kann. Das liegt an der zunehmenden Größe der miteinander verbundenen Atome.
Daher kannst du im Falle der H–S-Bindung sagen, dass die Differenz der reinen EN-Werte nur eine sehr schwach polare Atombindung ergibt, aber wegen des Größenunterschieds der beteiligten Atome die Bindung insgesamt doch als polar eingeschätzt werden kann.
Da außerdem das H2S-Molekül auch noch gewinkelt gebaut ist, ergibt sich ein Dipol mit einem Dipolmoment von 0,97833 D.
LG von der Waterkant
Gleicher Grund wie bei Wasser.
Die Antwort erhältst Du, wenn Du die Differenzen der EN-Werte zwischen H und S berechnest.