Schule in Japan beenden. Hat jemand Erfahrungen?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Erstmal, du kannst das ganze getrost den Eltern der Freundin deiner Halbschwester überlassen. Die kennen erstens ihr Kind, kennen zweitens Japan, und wissen drittens, welche Vor- und Nachteile mit der jeweiligen Option zusammen hängen, und was sie sich beispielsweise auch finanziell leisten können. Was sie in dieser Situation jetzt ganz bestimmt nicht brauchen und wollen sind 101 verschiedene Meinungen von 100 Leuten aus ihrem Umfeld, die sich deren Meinung wiederum von irgendwelchen Meinungen aus dem Internet gebildet haben…

Damit deine Neugier aber befriedigt wird: Es kann beides sinnvoll sein. Die Schulabschlüsse in beiden Ländern sind logischerweise der ideale Weg, um im jeweiligen Land hinterher eine Berufsausbildung zu beginnen, das heißt das Mädchen kann sich ja vielleicht schon überlegen, ob sie eine Vorstellung hat, in welchem Land sie sich langfristig sieht. Manchmal gibt es schon recht früh eine Tendenz. Mit den Schulabschlüssen beider Länder steht einem aber auch der weitere Lebensweg im jeweils anderen Land offen, also es ist wiederum auch keine Entscheidung für und gegen ein Land für den Rest ihres Lebens.

Für die Option in Deutschland kommt es primär darauf an, ob sich das Kind momentan überhaupt schon zutraut, im Internat zu wohnen und die Familie, die im anderen Land lebt, entsprechend selten zu sehen und dafür den Aufwand einer Langstrecken-Flugreise zu haben.

Für die Option in Japan würde ich erstmal die endgültige Antwort der Deutschen Schule abwarten, und selbst wenn das nicht geht, bleiben immer noch diverse internationale Privatschulen (aber keine Sorge, das weiß ihr Vater schon). Es gibt auch Schulen mit Integrationsklassen… Es gibt da viele Möglichkeiten, aber sie sollte sich dann in ihrem eigenen Interesse möglichst schnell die Schriftzeichen angucken und zumindest wenigstens lesen können. Die Erfahrung zeigt aber, dass das in solchen Fällen ganz gut geht, wenn eben die gesprochene Sprache auf muttersprachlichem Niveau ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

Siraaa 
Fragesteller
 05.04.2024, 03:58

Ich überlasse das ganze natürlich ihr. Ich will mich da gar nicht einmischen. Ich kenne sie ja nicht mal selbst persönlich und hatte bisher mit ihr nur mal telefoniert. Aber sie wäre wohl/eben dankbar für Erfahrungen von Leuten, die das Schulsystem (und optimalerweise beide) kennen. Die Eltern möchten für ihr Kind das, was am besten ist. Ihr Vater kennt es natürlich und gerade weil er es kennt (aber im Gegenzug nicht das deutsche erlebt hat und es nur bei seinen Kindern "miterlebt" und aus Erzählungen seiner Frau kennt) sind sie unschlüssig. Internat an für sich würde sie sich zutrauen. Sie ist sehr selbständig. Keiner in der Familie möchte z.B. den Abschluss von ihr gefährden. Mit der DSTY würde es sich wohl erst sehr kurzfristig klären. Es müsste grob gesagt zufällig jemand aus der potentiellen Klasse wegziehen, damit sie diese besuchen könnte. Aktuell ist nichts frei. Die Schule sagte aber, dass sie sowas halt kurzfristig ändern könne. Ich möchte mich da null einmischen. Sie hatten mich lediglich gefragt, weil sie wussten, dass ich ein Auslandsjahr gemacht habe. Bin aber der Meinung, dass es null vergleichbar ist. Ich hatte ihnen auch angeboten, dass ich die Frage hier einstellen kann und dies war/ist ihr Wunsch gewesen.

Es ist NICHT meine Neugier. Mich interessiert es final vermutlich am allerwenigsten. Was die Zukunft angeht, hat sie keine Ahnung. Die Versetzung des Vaters kam wohl etwas plötzlich.

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Siraaa 
Fragesteller
 05.04.2024, 04:08
@Siraaa

Die Finanzen sind wohl sekundär. Weder der Besuch ihrer aktuellen Schule als Interne, noch das Schulgeld für die DSTY wären ein Problem. Was das Mädchen aber auf keinen Fall möchte, wäre eine Schule mit Unterrichtssprache Englisch. Was vermutlich andere internationale Schulen herausfallen lässt. Weitere Sprachen spricht sie nicht. (Latein zählt hier wohl kaum)

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warai87  05.04.2024, 05:58
@Siraaa
dass ich ein Auslandsjahr gemacht habe. Bin aber der Meinung, dass es null vergleichbar ist

Sehr viel mehr Erfahrung werden selbst andere Deutsch-Japaner nicht haben. Jeder hat maximal die Schule in einem der beiden Länder angefangen und in dem anderen beendet oder war dort ebenso wie du nur temporär. Niemand hat die Abschlüsse in beiden Ländern gemacht. Und alle Menschen neigen in der Regel dazu, die Vorzüge ihres eigenen Lebenslaufs zu betonen, d.h. jemand, der einmal vor der gleichen Wahl stand und sich meinetwegen für das Abitur in Deutschland entschieden hat, wird das aus einem bestimmten Grund getan haben und dementsprechend auch anderen das so empfehlen.

Du hast doch dann im Austauschjahr gesehen, was im 漢文- und 古典-Unterricht abgeht, und selbst 現代文… hat das auf dich den Eindruck gemacht, als könnte das jemand gut schaffen, dem viele hundert Kanji im Leseverständnis und beim Schreiben fehlen und zudem ja auch das fachliche Wissen? Auf mich jedenfalls nicht, und ich denke auch in Geschichte beispielsweise ist es ohne das Hintergrundwissen, das die Kids in Japan in neun Jahren Grund- und Mittelschule lernen mit einiger Wahrscheinlichkeit extrem hart bis unmöglich, da Anschluss zu finden.

gerade weil er es kennt (aber im Gegenzug nicht das deutsche erlebt hat

Ich finde, das sollte an Erfahrungsschatz reichenreichen… Er sollte sich doch noch erinnern, was er damals lernen musste und wie schwierig das schon für ihn war und wieviel schwieriger es für seine Tochter werden würde, der wie gesagt 9 Jahre Gewöhnung fehlen.

Die Versetzung des Vaters kam wohl etwas plötzlich.

Versetzungen in japanischen Firmen kommen immer plötzlich… Deshalb sollte man sich als deutsch-japanisches Paar innerlich immer vorbereitet halten, dass das passieren kann, insbesondere wenn man Kinder hat, und auch die Kinder darauf vorbereiten, in Form von Sprachunterricht. Alles andere halte ich für verantwortungslos und naiv. Allerdings, andererseits ist es kein in Stein gemeißeltes Schicksal. Der Vater könnte sich theoretisch einen neuen Arbeitgeber suchen, der ihm ermöglicht, in Deutschland zu bleiben. Das ist vermutlich aus finanziellen Gründen keine wünschenswerte Option, aber ganz ehrlich, ich persönlich würde das deshalb nicht ausschließen… so viel Verantwortung gegenüber den Kindern, ganz besonders wenn man eben schon den Sprachunterricht hat schleifen lassen, würde ich persönlich dann schon haben.

Was das Mädchen aber auf keinen Fall möchte, wäre eine Schule mit Unterrichtssprache Englisch

Bei Schulen, die auf „Rückkehrer-Japaner“ (帰国生) spezialisiert sind, ist nicht unbedingt der gesamte Unterricht auf Englisch. Oft geht es nur darum, beispielsweise Prüfungen auf Wunsch auch auf Englisch schreiben zu dürfen, und das wäre ja genau das, was das Mädchen braucht, wenn sie genau das auf Japanisch eben nicht kann.

Und damit sehe ich die Antwort recht pragmatisch. Deutsche Schule Yokohama nimmt nicht auf, normale japanische Schule geht nicht mangels Japanisch in Schrift, internationale Schule in Japan will sie nicht - dann wird wohl außer dem Internat in Deutschland nichts übrig bleiben.

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Siraaa 
Fragesteller
 05.04.2024, 06:47
@warai87

Danke :-)

(Mein eigenes Auslandsjahr war in Canada, nicht in Japan. Die Zeichen sagen mir daher nix 😂). Da die Schrift dort gleich ist und man sowieso keinen Abschluss gemacht hätte, ist man denke ich da schon etwas entspannter herangegangen 🙃

Ich vermute, dass sie selbst auch eher Richtung Deutschland tendiert. Wobei eine Prüfung auf Englisch vermutlich nicht unbedingt das Problem wäre. Aber ich geb ihr das so weiter :-)

Ich weiß nicht, ob dem Vater solche Rückkehrschulen bekannt waren.

Ich habe ihr selbst nur noch den Hinweis gegeben, dass sie es nicht an besten Freunden festmachen sollte. Aber das scheint sie auch nicht zu tun.

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Siraaa 
Fragesteller
 22.04.2024, 21:05
@warai87

Danke nochmal für die Antworten :-)

Ich hatte eben nochmal mit ihr Kontakt und sie hat sich jetzt (in Absprache mit ihrer Schule hier) für den Mittelweg entschieden. Auf die Idee kamen sie im Gespräch mit ihrer Schule hier.

Da sie hier eh in die 11 kommt und viele ja die 11 als Auslandsjahr nutzen, geht sie mit und probiert es aus. Wenn sie zurecht kommt, möchte sie bleiben (ganz normale japanische Schule, da gibt es wohl auch schon Kontakt) und wenn nicht kann sie nach der 11 zurück und ihre aktuelle Schule als Interne besuchen. Sie muss sich lediglich bis Ende des 1. HJ entscheiden. Klingt nach einem guten Mittelweg und sie ist glücklich und erleichtert, was ja das wichtigste ist.

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