Reiten: Pferd lenken durch Stellung oder Richtung?

5 Antworten

Kommt drauf an, ob du irgendwie abwenden möchtest oder gymnastisch wertvoll.

Das eigentliche lenken übernimmt deine Körperdrehung. Die Position deiner Hüfte ist dafür ausschlaggebend. In der Rechts Drehung geht deine rechte Hüfte ein Stück zurück, die linke Seite etwas vor. Damit ist links die Schulter "zu", während rechts auf macht.

Beide Varianten von dir funktionieren - auch etwas situationsabhängig. Gymnastisch wertvoll wird Es aber erst durch die diagonale Hilfengebung. Der äußere Zügel begrenzt die Schulter, das innere Bein animiert das innere Hinterbein zum vermehrten Untertreten. Durch die diagonale wird das Pferd besser eingerahmt.

Dagegen mit dem äußeren Bein drücken, weicht das Pferd dem Druck nur und fällt auf die innere Schulter, da wird es ja auch hin getrieben. Kann man das nicht vernünftig kompensieren, wird das Pferd nie von Der inneren Schulter weg kommen. Dabei ist es ja unser Ziel durch Wendungen und Biegungen, das Pferd so geschmeidig zu bekommen auf beiden Händen, dass es das Gewicht gleichmäßig belastet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin
DaniZee2102 
Fragesteller
 22.06.2021, 00:27

Danke für die hilfreiche Antwort! Wie kommt es, dass man zwei völlig konträre Arten lernt? Das ist ja wirklich das Gegenteil voneinander, bzgl. des Treibens (auf welcher Seite treiben). Das verwirrt mich so.. und: woher weisst das Pferd, wann ich es richtig stellen will, und wann ich bloss einfach will dass es dem Druck ausweicht?

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Urlewas  22.06.2021, 09:09
@DaniZee2102

Bis du ein Pferd gymnastizierend Reiten kannst, vergehen Jahre. Zunächst ist man froh, im gewünschten Tempo in die gewünschte Richtung zu gelangen. Und selbst dies erfordert bereits einige Übung.

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Punkgirl512  22.06.2021, 09:10
@DaniZee2102

Das Pferd weiß das durch die Stellung deiner Hüfte. Durch deine Körperdrehung.

Du kannst jedes Pferd vor dem Druck weichen lassen - auch vom Boden aus nutzt man das sehr gerne.

Auch, wenn der Drehsitz mal nicht ausreichen sollte und du das Pferd gut eingerahmt hast mit äußerem Zügel und innerem Schenkel, kann der äußere Schenkel begrenzen und das Pferd vor Druck weichen lassen.

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DaniZee2102 
Fragesteller
 22.06.2021, 00:32

Also, genauer gesagt, dass bzgl dessen, auf welcher Seite man beim Lenken treibt, zwei genau gegenteilige Arten gelehrt werden.. und woher weisst das Pferd, dass ich zB rechts will, wenn es durch Linkstreiben gemacht werden kann oder durch Rechtstreiben und Verwahren mit Links?

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Heklamari  22.06.2021, 13:54

schön verdeutlicht! gut so! einfach nachmachen.

ist es nicht schlimm, dass sowas wichtiges seltens im Unterricht erklärt wird?!!!?

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Punkgirl512  22.06.2021, 14:00
@Heklamari

Ich finde das sehr traurig, ja. Wundert mich allerdings auch nicht, denn es wird ja gar nicht mehr gelehrt und jeder depp meint, Anfänger Unterricht geben zu können.

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Punkgirl512  22.06.2021, 14:05
@Heklamari

Achso - und da sowas ja beim Trainerschein auch nicht mehr gelehrt wird, wird das natürlich auch nicht weitergetragen.

Mit ein Grund, weshalb "Qualifikation" als Reitlehrer kein Trainerschein mehr ist. Schon viele Jahre nicht mehr.

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Heklamari  22.06.2021, 14:07
@Punkgirl512

und selbst die angeblich ausgebildeten FN-ler stumpfen nach einiger zeit ab und machen nur noch UNtericht am unterem Level und für die erst 1-2-3 Reiter, der Rest latscht hinterher.

Natürlich: wer einen teuren Kursus belegt (oder anderes Entgegenkommen zeigt...) , deeeer/diiie wird ggf hofiert und gefördert, bekommt bessere Lehrtpferde, die noch fühlbar und mit feinsten Hilfen führbar sind!

Meine Remonten lernen binnen kürzester Zeit auf mein Ausatmen hin zu verlangsamen bzw anzuhalten - und meine Schüler staunen, dass das sooo einfach gehen kann.....

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Von Experte Heklamari bestätigt

Kein Pferd weiß nur aufgrund des Beines, was es machen soll. Es kommt darauf an, die Gewichts - Zügel - und Schenkelhilfen zu koordinieren. Um das zu verstehen, wäre es gut, ein ganzes Fachbuch (oder mehrere) darüber zu lesen. Und um das dann umsetzen zu können, braucht der Durchschnittsmensch etwa 50 - 100 Reitstunden. Je nach Talent und Qualität der Reitschule auch deutlich länger.

Der innere Schenkel treibt am Gurt, der äußere etwas hinter dem Gurt. Du blickst dort hin, wo du hin reiten willst, und nimmst die äußere Schulter leicht mit vor, ohne die Waagerechte zu verlassen. Wenn du vorher schon „perfekt“ sitzt, und das Pferd gut reagiert, reicht bereits allein dies, weil der Rest deines Körpers sich dadurch automatisch richtig positioniert. Nur ist dem Schulpferd, welches ständig Anfänger transportiert, dieses Feingefühl abhanden gekommen, und auch du wirst noch nicht perfekt genug sitzen, so dass das Pferd ständig Disbalancen auszugleichen hat. Dazu hast du den Reitlehrer, damit er dir sagt, wie du das jeweils ausgleichen mußt.

Heklamari  22.06.2021, 13:51

besser kann man es kaum beschreiben! (du gibst vautomatisch mit dieser DSitzpositin auch gleich die richtigen Gewichtshilfen, denn du wirst "innen" schwerer...

lies mal: so verdient man sich die Sporen von Horst Stern, besser kann man einem Anfänger nicht beschreiben, wie es geht: denn da schreibt ein einsteiger für seine "leidensgenossinnen"

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Urlewas  22.06.2021, 13:57
@Heklamari

Das Problem dabei: der Anfänger hat ja noch gar keine so eindeutige Sitzposition, dass da für das Pferd zweifelsfrei erkennbare Hilfen durch eine Veränderung entstehen. Deshalb Deshalb beschränken sich viele Reitlehrer für den Anfang auf grobmotorisches „Ziehen und Klopfen“, so wie man einem kleinen Kind ja heutzutage auch keinen Füllfederhalter in die .Finger , sondern eine Wachsmalkreide in die Faust gibt.

Ja, das Buch ist klasse - man muss nur bedenken, dass es recht alt ist. Das erste Kapitel über die Beschaffung der Reitkleidung kann man getrost überschlagen. Aber an der Reitlehre an sich, so wie der Tatsache, dass gute Reitlehrer „auch hinten Augen haben“, hat sich nicht sonderlich viel geändert. 😆

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Heklamari  22.06.2021, 14:00
@Urlewas

is doch schon irre, dass so viel Mist gemacht (oder eben sinnvolles unterlassen) wird seid Jahrzehnten wider besseres Wissen !!! Alles nur wegen dem schnöden Mammon oder aus Faulheit....

aber: wenn der Schüler zu schnell versteht und lernt, kann man halt weniger Geld verdienen....

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Wenn du nach rechts abbiegen willst, und dein Pferd dabei korrekt stellen/biegen willst, musst du dein rechtes Bein anlegen damit das Pferd sich um dein Bein biegt und nicht wie ein Brett um die Kurve läuft. Dabei verwahrt dein linkes Bein, damit das Pferd nicht über die Schulter ausbricht.

Dein Sitz sagt dem Pferd zusätzlich "Lauf nach rechts". Außerdem können dir die Zügel beim Stellen helfen.

Frag doch am besten deine Reitlehrerin. Die kann dir das bestimmt erklären. Auch wie das ganze genau funktioniert. Ich hab das hier ja nur oberflächlich angekratzt... 🙈

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 13 Jahren im Pferdefieber - seit 6 Jahren ein eigenes
DaniZee2102 
Fragesteller
 22.06.2021, 00:30

Danke, super hilfreich! Die Reitlehrer nehmen sich leider kaum Zeit, die Sachen richtig zu erklären.. was mich nur verwirrt ist, dass bzgl dessen, auf welcher Seite man beim Lenken treibt, zwei genau gegenteilige Arten gelehrt werden.. und woher weisst das Pferd, dass ich zB rechts will, wenn es durch Linkstreiben gemacht werden kann oder durch Rechtstreiben und Verwahren mit Links?

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Pferdefrau011  22.06.2021, 07:15
@DaniZee2102

Schade dass die RL sich da keine Zeit für nehmen... Aber die Reitschule scheint zumindest besser zu sein als die, in der ich gelernt habe. Laut meiner früheren RL biegt man ab, indem man einfach am Zügel zieht. Sitz? Bein? Was ist das?

Fast alle Hilfen sind logisch. Da hat sich jemand Gedanken gemacht als er sich die Hilfen ausgedacht hat... Wenn du treibst, egal wie, wird das Pferd darauf logisch reagieren. Also z.b. lenkst du mit deinem Sitz das Pferd nach rechts, es wird dem sich verändernden Gewicht unter sich folgen. Dann sagt dein rechtes Bein "hey, aber hier Hinterbein benutzen!!" während dein linkes Bein sagt "aber mit der Schulter da bleiben!"

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Urlewas  22.06.2021, 09:06
@DaniZee2102

Da kommen wieder Erfahrung und Gefühl ins Spiel. Man treibt immer mit beiden Beinen. Ob mehr außen oder innen, kann sogar bei ein und dem selben Pferd von Sititation zu Situation unterschiedlich sein. Reiten ist nicht so einfach, wie es aussieht - und nicht nach einer „technischen Gebtauchsanweisung“ zu lernen…😄

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Urlewas  22.06.2021, 16:43
@Urlewas

PS: das ist so ähnlich wie mit einem Musikinstrument. Bei einem Klavier kommt der Ton raus, wo du drauf klopfst, da ist die „Anleitung“ relativ einfach. Bei einer Geige dagegen hast du nur 4 Saiten, und bei einer Trompete nur 3 Knöpfe - wie schaffen es die Musiker nur, damit 2-3 Tonleitern zu je 8 Tönen plus Halbtönen zu erzeugen…? So ähnlich ist da beim Reiten.

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Beides muss der Reitlehrer Dir auf dem Pferd erklären, da man beides sehr gut erspüren kann. Werden Eure Reitstunden nicht vor und nachbereitet? Thema Reittheorien?

Beides führt zu ähnlichen Grobergebnisse, rechts ist rechts. Ähnlich wie die Kettensäge und die Axt im Walde. Beides stellt aber unterschiedliche Belastungsbilder fürs Pferd, dem Reiter da.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut
Heklamari  22.06.2021, 13:53

ach du optimist....

selbst bei einzeluntericht ist das doch selten genug.... leider leider seid jahrzehnten....

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Zunächst einmal leitet dein Gewicht die Wendung ein. Lass mal die Zügel lang und drehe deinen Oberkörper in die Richtung in die du abwenden willst. Dabei verlagerst du leicht dein Gewicht. Das Pferd wird deinem Gewicht folgen.

Wir möchten allerdings dass das Pferd in der Wendung gestellt und gebogen ist. Das sorgt dann für die Gymnastizierung. Es wird geschmeidiger, trainiert seine Balance und baut Kraft in der Hinterhand auf. Deshalb reicht die Gewichtsverlagerung alleine nicht aus.
Wir müssen also beim Abwenden übers Gewicht immer auch die Stellung und Biegung fordern und dafür gilt dann: inneres Bein und äußerer Zügel.

Und ja, das Pferd würde dem Druck gerne weichen. Deshalb fängst du es mit dem äußeren Zügel ab.

Jetzt verstanden?

LG

Woher ich das weiß:Hobby – Reiterin seit ca.30Jahren