Polizeistudium abbrechen?
Ich studiere seit 2 Jahren bei der Polizei in rlp den bachelorstudiengang Polizeidienst.
Seit so ca einem Jahr wird mir immer klarer, dass ich ein großes Problem damit habe, mir tote Menschen anzugucken oder schwere Verletzungen, geschweige denn eine Obduktion. Meine Noten in den Klausuren sind gut, aber sobald ich höre, dass etwas "schlimmes" passiert ist, jmd vermutlich tot in der Wohnung liegt und ich mit meinem streifenpartner hinfahren muss, werde ich fast ohnmächtig vor Angst.
Jetzt sagt man mir, ich solle mir bald eine Obduktion angucken, weil Tote ja eben zum Beruf gehören. Vor lauter Angst und Panik kann ich deshalb kaum noch schlafen oder essen. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Und wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, muss ich mir eingestehen, dass das doch alles Anzeichen sind, dass es einfach der falsche Job ist. Ich bin einfach nicht glücklich. Im Gegenteil, ich denken morgens darüber nach, einen Unfall zu bauen, anstatt zur Dienststelle zu fahren.
Ich möchte mein Studium abbrechen. Jedoch bin ich sehr verzweifelt, weil das bedeutet, dass ich sehr viel Geld an das Land zurück zahlen muss. Ca 10 000 - 15 000€. Es sei denn, ich bestehe eine Klausur nicht, was aber bedeuten würde, dass ich noch mind. Ein halbes Jahr als polizist arbeiten muss und ich als Versager da stehen werde.
Hat jemand Erfahrung mit einer vergleichbaren oder der selben Situation? :(
7 Antworten
Hallo.
Das geht dir nicht alleine so. Mein Nachbar der auch bei der Polizei ist, hat auch schon oft erzählt, das sich Kollegen und, er auch übergeben mussten.
Das vergeht mit der Zeit.
Halte durch, das ist immer der Härtepunkt, eine Opduktion.
Wenn das jemanden kalt lässt ist er auch nicht für den Polizeidienst zu gebrauchen.
Mit Wurde es auch schon schwarz vor Augen bei den Feldjägern, die damals noch die Leichenteile z. T. mit Schüppe und Besen unter Leitung der Hamburger Polizei. Damals hat mir das nur 2-3 x was ausgemacht, Heute mag ich nicht mal dran denken.
Halte einfach durch, du schaffst das schon.
Mit Gruß
Bley 1914
Ich würde das jahr durchziehen, und mit einem abgeschlossenem Studium in der Tasche, etwas neues Suchen.
Kannst du dich mit deinen Sorgen, nicht einem deiner Chefs anvertrauen? Vielleicht haben die wege, die sache sensibler in die wege zu bringen
Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass es eine Schwäche darstellt, wenn man bei der Polizei diese Bedenken jemand offenbart. Es ist peinlich, wenn man kotzt oder den Tatort verlassen muss,weil man es nicht erträgt. Auch nach einem krassen Einsatz redet niemand. Alles wird ignoriert und geschwiegen. Niemand will als Schwächung dargestellt werden und deshalb sagt man lieber immer "geil, das Blut hat wieder ordentlich gespritzt blabla" als dass man zugibt, dass es einem nahe geht.
diese schwäche, unter euch buben die grün hinter den ohren sind ist kindisch und disqualifiziert m.M.n. die Arbeit als Polizisten. Niemand ist in der Lage, solche Grausamen Sachen für sich zu behalten. Such dir einpaar Leute, mit denen du dich gut verstehst, raus und besprecht solche Dinge unter euch. Wenn alle Herren so Schwachköpfig drauf sind, würde ich mich in der Damen welt umschauen. Ich garantiere, dass die damen Welt ebenso denkt wie du.
Es zeigt allerdings nur Stärke, wenn ein Mann über seine Emotionen spricht. Mobbing, sollteste innerhalb eines Polizei Studiums ja wohl nicht erwarten dürfen, dann gehste zum Betreuer und die zeigen ihm die Tür.
Wenn mir etwas nicht passt, dann sage ich das auch. Es meldet sich ein zweiter, der auch so empfindet. Irgendwann hat sich jeder getraut, und der, der sich lustig gemacht hat, steht blöd dar.
Ansonsten, bin ich mir ziemlich sicher, dass ihr einen Psychologen habt. Vertrau dich dieser Person an.
Denk an die Gründe, weshalb du Polizist werden wolltest. Warum wollteste Du die Ehre haben, eine Uniform tragen zu dürfen? Ist diese aktuelle Erfahrung tatsächlich grund genug, um alles zu vergessen?
Gibt es denn für sowas keinen Ansprechpartner bei der Polizei oder Gewerkschaft der Polizei? Vielleicht gibt es ja eine Art ärtliches Attest, dass du bekommen kannst und dadurch "raus" kommst, ohne finanzielle Forderungen.
So wie du deine Situation schilderst, ist dieser Beruf wohl tatsächlich Nichts für dich...denn am Ende musst du ja permanent in die Praxis, da nützen gute Zensuren nichts.
Ich wünsche Dir, dass der Abbruch (schuldenfrei) gelingt!
Wie lange müsstest du denn noch studieren? Und hast du viel Geld oder wären 10000-15000 ein sehr starker Verlust? Ich hatte ein ähnliches Problem, letztendlich habe ich es durchzogen...
Beendet wäre das Studium nach einem Jahr. Nein, ich habe überhaupt kein Geld. Habe versucht mit meiner Mama darüber zu reden und Unterstützung zu bekommen. Aber sie sagt, dass sie kein Geld hat für sowas. Was ich auch verstehen kann.
Kannst du das mit deinem genauen Problem näher erläutern? Wie hast du es,"geschafft"?
Also ich konnte nicht zur Schule gehen, weil mir die Noten zuviel Druck gemacht haben und ich Depressionen und Angst-Störungen hatte. Ich war häufig krank, habe mich zwar auch körperlich schlecht gefühlt, aber hauptsächlich psychisch. Ich habe mir dann einfach eine vom Arzt genehmigte Auszeit genommen. Klar, sind unsere Situationen unterschiedlich (Schule ist schließlich Pflicht, ein Studium ist mehr oder weniger freiwillig), aber trotzdem irgendwie ähnlich. Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich damals die Schule einfach geschmissen, aber heute bin ich natürlich froh, dass ich es nicht getan habe.
Jetzt wieder zu dir: Wenn dir sowas nicht gut tut und du weißt, dass du das eh nicht weiter machen willst, hör einfach auf. Es wäre zwar auch gut für den Lebenslauf, aber je nachdem was du danach machen willst, könnte es auch egal sein. Ich würde an deiner Stelle wahrscheinlich die Klausur mit Absicht verhauen. Selbst wenn du dann als Versager dastehst, du bist bestimmt nicht der erste.
Ich hoffe, du findest eine Lösung!
Für sowas gibt es doch den Polizeipsychologen. Zu deren Aufgaben gehören auch Fragen der Personalauswahl und -entwicklung von Polizeibeamten sowie deren Psychosoziale Unterstützung.
Du musst halt vor deinen Arbeitskollegen zu deiner "Schwäche" stehen.. Das Studium aber durchziehen und mit Hilfe des Psychologen andersweitig eingesetzt werden.
Mit dem Abschluss kann man nur leider fast gar nichts anfangen ....