Polizei und das Verarbeiten von blöden Vorfällen?
Hallo zusammen,
erstmal zu mir ich bin 17 und gehe auf ein Gymnasium in die 11. Klasse. Mein Traumberuf war es schon immer Polizist zu werden. Ich hab mich dementsprechend auch schon soweit informiert, wie es nach dem Abitur ablaufen sollte und bin auch die Vor- und Nachteile durchgegangen.
Jedoch ist mir nie der Gedanke mit der "Verarbeitung von blöden Vorfällen" in den Sinn gekommen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass das halb so wild sei. Denn allgemein bin ich in angespannten Situation ziemlich entspannt und behalte den Überblick.
Nun hatten wir aber im Sportunterricht ein mehr oder weniger blöden Vorfall, weil so ein dummer Typ aus meinem Kurs es lustig findet anderen den Volleyball in den Rücken zu pfeffern. Es kam dann zu ner kleinen Stumperei und obwohl der Vorfall so unbedeutend war, hab ich den ganzen Tag darüber nachgedacht.
Meine Sorge ist seitdem, dass wenn ich bei der Polizei arbeiten würde, ich nach der Arbeit nachhause komme aber immernoch in den Gedanken bei dem ,was auf der Arbeit passiert ist, bin. Deswegen wollte ich mal fragen ob es hier vielleicht ein paar Polizist und Polizistinnen gibt die dazu ihre Erfahrung, Meinung etc abgeben könnten?
Danke jetzt schon mal für jede Antwort (;
5 Antworten
Jeder verarbeitet das, was während der Arbeit passiert ist, bewusst oder unbewusst in seiner Freizeit. Das geht bis in die Traumphase.
Für Luftfahrzeugführer wie mich gibt es Träume, die jeder Luftfahrzeugführer hat, der Hubschrauber im Tiefflug bewegt hat. Jeder. Es ist der Traum von einem Flugunfall nach Einflug in eine Stromleitung. Das resultiert daraus, dass man den Tiefflug im Hindernissbereich unter ständigem Adrenalin durchführt, mit höchster Konzentration, und sich ständig darüber klar ist, dass keine Leitung übersehen werden darf. Das nimmt man mit in seine Träume, wenn man von der Anspannung wieder "herunter kommt".
So ist das sicher auch in anderen Berufen.
Dies kann für in jedem Beruf passieren, egal ob du als Schreiner ein Brett falsch sägst und du dich damit belastet oder du als Schlachter die Sau leider nicht sauber betäubt hast und sie beim abstechen wieder wach wird und qualvoll ausblutet.
In jedem Beruf kann etwas passieren, was du mit nachhause trägst.
Ich hab Arbeitskollegen, die legen alles an der Stempeluhr ab, erzählen zuhause nichts von der Arbeit und andere grübeln das ganze Wochende darüber nach, wie sie ihr Problem im Geschäft bewältigen könnte.
Autogenes Training hilft da sehr gut
Nein Sohn ist Notfallsanitäter, als einer der ersten am Unfall, zerquetscht Gliedmaßen, offene Wunden, Menschen due um ihr Leben kämpfen und er kann oftmals den Tod nicht mehr verhindern.
Darüber macht er sich keinen Kopf, er macht seinen Job um anderen Menschen zu helfen, er gibt alles im mögliche und sollte es nicht helfen, war es leider höhere Gewalt.
Respekt an deinen Sohn. Das ist auch meine größte Motivation, weshalb ich Polizist werden will. Vielleicht liegt die Ursache des langen Grübelns auch daran, dass ich den Typen (keiner mag ihn) davor mehr oder weniger beschützt hab und er mir leid tat
Der Umgang mit 'blöden Vorfällen" ist Thema in der Ausbildung. Es werden Strategien besprochen, den Alltag zu verarbeiten. Polizisten lernen - soweit das möglich ist - sich abzugrenzen.
Sollten dennoch Probleme auftreten, gibt es intern immer die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen.
Gute DAL holen die zuständigen Psychologen (meist auf Honorarbasis ;-)) dazu, wenn ein Fall "an die Nieren geht".
Solltest du so gestrickt sein, dass dir das allzeit streit- und pöbellustige Gegenüber bereits zu schaffen macht, ist es allerdings nicht das richtige für dich.
Gruß S.
Das hört sich gut an. Bist wahrscheinlich Polizist? Wie gings dir anfangs?
Das passiert dir in jedem Beruf, das man Gedanken von der Arbeit mit nach Hause nimmt. Es kommt darauf an, abschalten zu können. Mache ich nur meinen Job, switche ich nach Feierabend auf privat um, leite ich Baustellen, kann ich nachts nicht schlafen vor lauter Planung. Wie du tickst, weißt du als 17 jähriger wahrscheinlich noch nicht. Evtl bist du zu sensibel, denn bei der Polizei erwarten dich andere Eindrücke als ein Volleyball im Rücken. Ein Polizeipräsident sagte mal, Problem wären zu viele Abiturienten ohne Gewalterfahrung in der Polizei.
Genau das war meine Sorge. Wäre nur wichtig für mich das herauszufinden ob ich wirklich zu "sensibel" bin oder ob das nur eine Sache der Gewöhnung ist. Und das am besten bevor ich bei der Polizei bin
Das ist schwierig, da man gewisse Einstellungen im Leben auch ändert/ändern kann. Du müsstest anhand Beispielen aus deinem Leben dich selbst reflektieren, ob dich etwas zu sehr mitnimmt/belastet/lange beschäftigt. Du würdest im Laufe deines Dienstes mit Kindesmisshandlung konfrontiert werden, Unfallopfern, selbst angegriffen werden. Klar darfst du nicht zum seelenlosen Klotz mutieren, aber du musst auch einen Cut machen können. Im Zweifelsfall fange die Ausbildung an (komisch dass ich als "Krimineller" dazu rate 😆) wenn es dein Traumberuf ist, du bist jung und wenn es nichts ist, kannst du immer noch was neues starten. Ich habe orientierungslos meine letztliche Ausbildung auch erst mit 21 begonnen und meine Berufung gefunden.
Oftmals wird am Dienstende noch beisammen gesessen und man hat Gelegenheiten sich auszutauschen und zu erzählen, das hilft schonmal fürs erste.
Danke, das ist mir klar dass jeder in gewisserweise über seinen Beruf in seiner Freizeit nachdenkt. Jedoch denke ich dass bei der Polizei solche Fälle alltäglich sind. Autogenes Training werd ich mal recherchieren