Plötzlich inkontinent?
Mein Verwandter im Pflegeheim konnte bis Ende Juni noch alleine zu Hause auf Toilette gehen. Der Weg von den am meisten genutzten Zimmern zur Toilette war recht lang, von der Entscheidung bis zur Verrichtung dürften oft 3 bis 5 min vergangen sein.
Dann kam er im Juli ins Krankenhaus, hatte viel Stress, es gab OPs (aber nur am Fuß/ Bein/ Beingefäßen) und da er bettlägrig war aufgrund der Behandlung bekam er eine "Ente", sollte also im Bett Wasser lassen. Da fiel uns schon auf, dass er sofort nach der Ente fragte, wenn er nur einen Schluck Wasser getrunken hatte, während er zu Hause einen Liter Wasser pro Tag trank und nur selten auf Toilette ging.
In dieser Zeit Juli bis MitteAugust behielt er zweimal Stuhlgang für eine Woche ein, weil ihm niemand sagte, wie er das verrichten sollte. Ende August kam er in die Kurzzeitpflege, hier kam er anfangs noch mit der Ente zurecht, dann gab es Verdacht auf Blasenentzündung und einen Dauerkatheter, den er bis heute hat (der Katheter selbst wurde natürlich gewechselt...). Dort fiel mir zum ersten Mal auf, dass er sehr dringend um die Bettpfanne bat, also vom Klingeln zum Bringen durften nicht mehr als 5 min vergehen.
Im September folgte die Beinamputations-OP und eine Nekrose am anderen Fuß, eine Entlassung in eine andere Kurzzeitpflege und kurz danach (Tage) Umzug in ein weiteres Heim, also viel Stress. Im neuen Heim fühlt er sich gut aufgehoben, aber jetzt erlebt er wenige SEKUNDEN vom Klingeln/ Ankündigung von Stuhldrang bis zum Erscheinen der Pfleger als Stunden und kann demnach den Stuhl entweder gar nicht mehr halten oder es fehlt das Gefühl dafür, evtl. kommt das erst auf, wenn der Stuhldrang schon sehr groß ist.
In der gesamten Zeit war das Verdauungssystem nie Thema. Er bekommt Movicol, trinkt recht wenig, isst mäßig.
Woher kann diese plötzliche Inkontinenz kommen, kann die psychischer Natur sein durch den Stress oder andere Ursachen haben? Ist es normal, dass das so schnell geht und man komplett das Gefühl für anstehende Toilettengänge verliert?
3 Antworten
Hallo Tasha,
Du schreibst, er bekommt Movicol. Das wirkt ja Stuhlverdünnend und da geht es manchmal recht fix von Stuhldrang bis zur Stuhlentleerung. Da gibt es dann nix mehr zu steuern, das passiert dann einfach. Es ist also völlig normal.
Wichtig ist, daß er sich in dem Heim wohl fühlt. ((-:
Guten Morgen, das kann passieren und der Stress fördert das noch - aber besser ist wenn du da mal den Arzt sprichst, lieben Gruß
Das ist recht komplex. Ich selbst habe einmal mit dem jetzigen Hausarzt gesprochen und es gab irgendwie ein großes Missverständnis und wir hatten komplett gegenseitige Positonen zu einem Gesundheitsthema. Mein Verwandter spricht von sich aus fast gar nichts beim Hausarzt (oder allg. Arztbesuch) an, vermutlich ist das Thema Verdauuung für ihn auch etwas schambesetzt. Im Krankenhaus haben uns die Ärzte und spezielle Pfleger (Wundpflege) schon Ende Juli zu verstehen gegeben, dass das, was im Juni war, weit in der Vergangenheit liegt und nicht mehr relevant (für sie in der Behandlung) ist.
Es gibt immer noch so viele Baustellen - zweites Bein, keine Zähne, Mobilisation - dass ich zur Zeit nicht unnötig weitere Themen eröffnen möchte bei Ärzten, Pflegern und bei ihm. Ich mache mir nur so meine Gedanken, weil ich das recht ungewöhnlich finde. Vieles hatte er im Laufe der letzten Jahre immer weiter eingeschränkt, aber der Toilettengang war bis zum Krankenhausaufenthalt im Juli nie ein Thema/ Problem.
Hallo Tasha,
Urin:
· Wenn jemand mit normaler Miktion ins Krankenhaus kommt und dort nach kurzer Zeit harninkontinent wird, dann kann das ohne Einflussnahme (vorübergehende Anlage eine transurethralen Dauerkatheter [Katheter durch den Penis, kurz DK], Blasenspiegelung, Op) eigentlich nur 3 Möglichkeiten geben:
1. Es gab schon vor der Klinik ein Problem, aus Scham hat er aber nichts gesagt. In Klinik mit medikamentöser und medizinischer Überwachung trat das Problem dann aber unfreiwillig zu Tage.
2. Stress. Wenn jemand selbständig ins Krankenhaus geht und in der Klinik plötzlich kaum mehr Privatsphäre hat, noch dazu wegen offenen Wunden an den Beinen auch medizinisch problematisch ist, hat sowohl Körperlichen als auch psychischen Megastress.
3. Er hat sich in Klinik eine Blasenentzündung zugezogen.
· Wenn jetzt allerdings ein DK liegt dann ist das ein Pflegefehler! Denn ein DK führt unweigerlich immer zu einer Blasenentzündung! Es sollte ein SDK sein, also ein Suprapubischer, durch die Bauchdecke in die Blase gelegter Katheter sein! Das Pflegepersonal kann aber nichts dafür, das wird oft so aus Zeitgründen gemacht. Wenn man sieht das es Pflegeheime gibt (und es werden mehr!) deren Träger Kapitalgesellschaften sind, braucht man sich auch nicht zu wundern.
Stuhl:
Ich nehme an, dein Verwandter ist Rollstuhlfahrer. Ich selbst bin E-Rolli-Fahrer. Ich kann dir nicht sagen ob es genau gleich ist da ich gelähmt bin, aber im Rolli sitzen wir beide ähnlich.
Das Problem deines Verwandten ist das wenige Trinken und das mäßige Essen. Er sollte für seine Blase aber auch Darm täglich Minimum 1,5l - 2l trinken um eine weichere Konsistenz zu erlangen.
Das tut Er nicht, deshalb hat er Obstipation (Stuhlverhalt).
Außerdem bekommt er entweder falsches zum Essen, oder Er ist das richtig Angebotene nicht. Er sollte quellfähige und faserhaltig Lebensmittel bekommen. Also Weizenkleie, Leinsamen, Blumenkohl, Vollkornprodukte etc., mit genügend Trinken hätte er so mittelfristig einen normalen Stuhlgang.
Da er Obstipation hat, bekommt Er Movicol. Movicol wird gerne gegeben weil es eigentlich keine Nebenwirkungen hat, Movicol ist ein Orales Abführmittel, wenn der Stuhlgang kommt, eilen auch Fußgänger schnell zum WC.
Wenn er das richtige isst und genügend trinkt, braucht er nach kurzer Zeit kein Movicol mehr.
Viel Erfolg!