Plattenbau: Einst Paradies, heute Ghetto?

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Diese Großwohnsiedlungen wurden vorwiegend in den 70ern gebaut, Wirtschaftswunder, viele "Gastarbeiter", Städteneuplanungen - es wurde Platz für mehr Straßen (mehrspurige Straßen) und Parkflächen gebraucht und so wurden an Stadträndern diese Siedlungen gebaut.

Zunächst ultramodern, eben neu, mit Fahrstuhl, Balkon, günstig, und besser als die maroden Altbauten z. T. noch ohne Bad....waren die auch beliebt. Da das aber vorwiegend Sozialbauten waren, und die Arbeitslosigkeit ab den 80ern stark zunahm, diese Bauten außerdem noch wie eine Art Ghetto wirkten (außerhalb der Stadt und für sich, meist mit eigenem Geschäftszentrum, Kneipen etc.) tat niemand mehr was für den Erhalt, die Häuser vergammeln und es leben viele Arbeitslose drin. Diese Wohnviertel werden in vielen Städten nun zurückgebaut, wobei es damit große Schwierigkeiten gibt, weil die meisten Häuser einer Eigentümergemeinschaft gehören, und die sich alle einigen müssen.

Statt dessen wird ja heute jede kleine Lücke mit Reihenhäuschen-Siedlungen im Grünen zugebaut...das "hat man jetzt".

Die DDR hatte massivste Wohnungsnot. Da musste billig gebaut werden.

Als Privatmensch musstest Du erstmal einen Bezugsschein für Material für dein Haus bekommen, das war nicht einfach.

Nach der Wende gingen viele in den Westen,, andere bauten im Osten eigene Häuser. Da wurden viele Wohnungen frei und abgerissen.

Hier in meiner Gegend leben in der Platte nur noch Rentner, die dort seit JAhrzehnten wohnen, oder Geschiedene oder ganz junge Leute mit erster Wohnung dort. Alle ziehen aber irgendwann mal wieder aus. Rentner aus Pflegegründen, Geschiedene, wenn sie neu liiert sind und junge Leute, wenn sie heiraten. Zurück bleiben die Assis.

Ich war Student und wir wohnten mit Kind (2. im Anmarsch) in einer teilmöblierten Wohnung mit 40 qm, Außentoilette und Wannenbad 1 Etage höher. In einem Ort außerhalb der Stadt.

1971 in die Westvariante des Platetnbaus gezogen.

Wir waren glücklich. 3 Zimmer, Zentralheizung, Bad, Balkon.

Aber nach 5 Jahren waren wir das "Publikum" wirklich endgültig leid.

Jeder (eher gehobenere Bewohner) , der konnte und wollte, zog weg.

Wir dann auch.

Diese Siedlung verkam, wie alle Hochhaussiedlung sonst auch.

Wie kommt es das das Wohnbau-Großprojekt "Plattenbau" (abgekürzt: Die Platte) einst in den 50ern & 60ern (vllt noch frühe 70er) aufblühte

Vorherrschende Wohnungsknappheit -> günstige Bauweise -> billige Wohnungen für Jedermann

in den kommenden 80er Jahren immer mehr zu einem Ghetto für Migranten & arbeitsscheue Hallodris wurde

Beseitigte Wohnungsknappheit -> Möglichkeit für Eigentumswohnungen und Familienhäuser mit höheren Kosten -> billige Wohnungen für ärmere Menschen

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich gerne mit aktueller Innen- & EU-Politik