Plansprache erfinden

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Joj, da hast Du Dir aber etwas vorgenommen. Eine Plansprache einfach so zu entwickeln, stelle ich mir sehr schwierig vor, wenn Du sie allerdings ganz allein sprechen willst, was ja eigentlich nicht Ziel einer Sprache ist, denn die soll ja der Verständigung zwischen verschiedenen Menschen dienen, wobei es egal ist, ob es sich um eine Lautsprache oder Zeichensprache handelt. Eine Sprache, die zu allen Sprachen der Welt den gleichen Abstand hat, also auch von allen gleich erlernbar ist, ist eigentlich nicht möglich. Die Sprachfamilien sind einfach zu verschieden. Unter den mittlerweile mehr als 1000 Sprachprojekten kommt dem bisher nur Esperanto entgegen. Auch in Asien ist Esperanto weit verbreitet. In China läuft jetzt ein Kurs an einer Universität mit 750 Studenten. Wenn Du denn Dein Hobby umsetzt, reiht es sich sicherlich in die über 1.000 Projekte ein. Wenn Du Gelegenheit hast, besuch doch mal die Expolingua in Berlin, die in jedem Jahr im November stattfindet. Auch dort sind einige Projekte regelmäßig vertreten, neben Esperanto auch Ido und Saspel. Natürlich ist es eine sehr interessante Sache, so eine Sprache zu entwickeln. Zamenhof, der Esperanto erfand, kannte viele Sprachen und zog sozusagen das beste daraus und unterzog diesen gemeinsamen Nenner einer logischen Vereinfachung. Auch er arbeitete viel mit Suffixen und Affixen. Ein Geniestreich war z.B. die Vorsilbe "mal-", die das Wurzelwort in sein Gegenteil verkehrt. Somit reduzierte sich der Lernaufwand enorm. Also, viel Spaß und Erfolg bei Deinem Projekt, vielleicht hört man ja noch etwas davon. Ronaldo

Esperanto ist eher eine naturalistische Plansprache. Das heißt, sie orientiert sich stark an den Vorlagen, nämlich den Sprachen, die Ende des 19. Jahrhunderts die verbreitetsten Sprachen waren. Wer europäische Fremdsprachen gelernt hat, dem fällt es leicht, Esperanto zu lernen. Wer Esperanto gelernt hat, dem fällt es leicht, andere Fremdsprachen zu lernen, einschließlich asiatischer. Die internationale Kommunikation wird voraussichtlich auch noch in den nächsten Jahren über europäisch orientierte Sprachen laufen. Welche Rolle asiatische Sprachen einnehmen könnten, ist schwer vorauszusagen. Einen Kompromissweg zwischen den großen Sprachgruppen zu suchen birgt die Gefahr, dass niemand eine solche Sprache annimmt, zumal, wenn auch noch eine Schrift dazu erfunden wird, die alle gleich benachteiligt. Man denke nur, vieviele Asiaten bereits die lateinische Schrift gelernt haben beim Versuch, Englisch zu lernen. Bei dem geplanten Hobby könnte vermutlich eher eine Geheimsprache, als eine internationale Sprache herauskommen. Um sich die gestellten Fragen beantworten zu können, empfehle ich, sich mit dem Thema Interlinguistik, bzw http://de.wikipedia.org/wiki/Esperantologie zu beschäftigen.

eleteroj  27.09.2014, 18:02

Nachtrag: bemerkenswerter Weise ist China eines der asiatischen Länder mit der stärksten und aktivsten Internetpräsenz für Esperanto - Radioprogramm, Kurse, eBook-Bibliothek und sehr guten, fleißigen Chinesisch-Esperanto Übersetzern. Der erste in der endlosen Reihe von Weltspracherfindern war Pfarrer Schleyer - er vermied in seinem Volapük das R, weil er von Missionaren gehört hatte, daß 'der Chinese' das r nicht kann. Das focht 'den Chinesen' aber nicht an, sich für Esperanto zu entscheiden.

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Ich habe auch schon Phantasiesprachen erfunden. Zwei davon waren wie Geheimsprachen, weil ich bei der einen für jede Silbe der deutschen Sprache eine Entsprechung festgelegt habe und bei der anderen für jedes Buchstabenpaar eine Entsprechung.

Für eine "echte" Phantasiesprache solltest du zuerst grobe Grammatikregeln festlegen, also ein Gerüst, in das später Wörter und Wortbestandteile eingesetzt werden können. Am schwierigsten dürfte es sein, Redewendungen und Sprichwörter zu erfinden. Aber das muss ja nicht unbedingt sein.

Ju202  14.06.2020, 11:39

Was ich noch vergessen habe: Bevor du dir die Grammatik vornimmst, solltest du die Ausspracheregeln festlegen und dir überlegen, wie die Schrift aussehen soll. Man kann auch eine völlig neue Schrift erfinden. Einfacher ist es natürlich, die lateinische Schrift zu verwenden. Bei Bedarf können die Buchstaben auch noch mit diakritischen Zeichen versehen werden: å, ç, ê, ñ usw.

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Eine Plansprache zu erfinden ist ein anspruchsvolles Hobby. Der Zweig der Sprachwissenschaften, der sich mit Plansprachen beschäftigt, heißt Interlinguistik. Es sind über 1.000 Modelle von Plansprachen bekannt, jährlich kommen einige dazu, normalerweise ohne etwas echt Neues zu enthalten, was nicht schon mit seinen Vor- und Nachteilen je nach Zielsetzung bekannt ist.

Wenn die Plansprache nicht als gesprochene (aber doch wohl geschriebene?) Sprache gedacht ist, gibt es wirklich keine Richtlinien, wie man sie entwerfen sollte. Gütekriterien können sich ja nur an der Zielsetzung orientieren und beurteilen, in wieweit diese erreicht wurde.

"Gleich schwere Erlernbarkeit für Europäer und Asiaten" ist eine recht schwammige Richtlinie. Es wäre aber schon interessant zu sehen, ob oder wie weit dieses Ziel überhaupt erreicht werden kann. Immer auf dem Hintergrund, dass zuerst überprüft wird, ob die Sprache überhaupt "funktioniert", das heißt sich wenigstens im schriftlichen Gedankenaustausch bewährt hat.