Partnerin ist autistisch, Kommunikation schwierig, perfekte Wortwahl?
Meine Partnerin (29) ist autistisch. In letzter Zeit hatte sie es recht schwer* mit mir, ich hatte Nervenzusammenbrüche, und das hat ihre Kapazitäten und Grenzen überstrapaziert, was sie dann nochmal ausführlich und mir mit Nachdruck sagt, weil ihr wichtig ist, dass mir diese Dinge bewusst sind. Und das Gespräch hatten wir schon, es war sehr eindrücklich und wichtig und ich hab es sehr ernst genommen. Sie ist sehr direkt und nimmt alles wörtlich. Ich habe schon gelernt nicht immer alles persönlich zu nehmen sondern eher als Fakten, Informationsvermittlung. Nun habe ich darauf* nochmal zusammenfassend (!) geantwortet dass es schwierig mit mir war, weil ich ja auch nicht als Antwort nochmal jede Situation erklären und beschreiben muss (außerdem nervt es sie wenn ich mich rechtfertige). Das Wort "schwierig" hat sie daran zweifeln lassen dass ich ihre Anliegen verstanden habe und ihr richtig zuhöre, was nochmal dazu führt dass sie mir WIEDER mit Nachdruck ihre Zweifel beschreibt. Sie hat mir zum Glück auch versichert dass sie weiterhin mit mir zusammen sein will, aber mir soll bewusst sein dass gerade nicht alles in Ordnung ist und sie immer noch emotional auf Distanz sei. Meine Antwort war ihr zu schwammig und das allgemeine darin scheint sich für sie wie Hohn anzufühlen.
Ich möchte aber nicht immer alles drei mal durchdiskutieren. Es kommt bei mir auch beim ersten Mal an. Und ich möchte auch nicht immer angekrochen kommen wie ein gescholtener Hund "Ja, ich verstehe die Situation war schlimm für dich, ich weiß mir ging es schlecht und ich hätte mich nicht ausschließen auf dich lehnen dürfen etc" Es muss doch reichen diesen Austausch einmal zu haben.
Sie argumentiert dann dass sie mir nicht vertraue dass ich daran arbeite. Das tue ich aber, aber es ist jedes Mal ein Downer im Prozess angezweifelt zu werden.
Ich drücke mich ihr gegenüber immer so gewählt aus, dass auf jeden Fall rüber kommt dass ich sie verstanden habe. Manchmal will ich aber auch nwjeden depressiven Gedankengang preisgeben, oder was ich in der Therapie gemacht habe. Aber sie findet meine Aussagen dann zu schwammig und zweifelt an dass ich voran komme. Das begründet sie dann auch immer allea super rational. Irgendwann bin ich perplex und antworte halt irgendwie. Dann ist ihr mein e Wortwahl nie konkret genug bzw irgendwas ist immer Fettnäpfchen oder triggert sie in einer persönlichen Befindlichkeit und ich war zu unsensibel und ignorant, Steigerung davon feindselig ihr gegenüber.
Wenn hier Autist:innen mitlesen, bitte sagt mir doch wie ich meiner Partnerin mehr vertrauensvolle Kommunikation entgegenbringen kann. Ich bin langsam mit meinem Latein am Ende. I ch weiß während der Diskussionen immer dass wir genau dasselbe meinen, aber das offenbart sich immer erst nach anstrengenden Erörterungen. Ich befinde ich selbst auf dem Spektrum, noch ungeklärt aber eher ADHS.
Bitte gebt mir Tipps für Kommunikation mit autistischen Menschen und deren Bedürfnisse.
danke fürs lesen.
3 Antworten
Ich bin Asperger Autistin und ADHSlerin.
Es gab in meiner Beziehung ähnliche Probleme, nur dass mein Ex Partner... Na ja, er hat sich immer geweigert etwas über ADHS und Autismus zu lernen bzw. gesagt "Ja, ich gucke mir das an". Hat er nie. Die Basis war generell schwierig, auch wenn ich versucht habe ihm zu sagen, wie ich mir die Kommunikation wünsche, was es generell einfacher für mich machen würde in bestimmten Situationen etc.
Als sich das irgendwann hochgeschaukelt hat und explodiert ist, hat er auch zugegeben, dass er das nicht ernst genommen hat.
Plot Twist: Nach einigen Höhen und Tiefen sind wir heute befreundet und es funktioniert ganz gut soweit. Wir tasten uns da noch ran.
Der Punkt auf den ich allerdings hinaus will ist, dass ich finde, dass du dir unfassbar viel Mühe gibst und ich das wirklich wunderbar finde. Ich glaube, ich kann deine Freundin gut verstehen und auch, wieso sie das einfordert, was sie von dir einfordert.
Allerdings habe ich durch meine gescheiterte Beziehung und neue Freundschaft gelernt, dass auch ich gewisse Dinge einfach Mal "aushalten" muss, wenn möglich. Das klingt vielleicht hart, aber für mich hat es bedeutet, dass ich mir Mühe gegeben habe Kompromisse einzugehen, bei Dingen, die meinem Gegenüber wichtig sind und mir überlegt habe, was könnte mir helfen, damit ich mich in Situation XY besser fühle? Und dann probiert man verschiedene Dinge durch.
Außerdem habe ich gelernt, dass die Transparenz eines Menschen mir gegenüber, kein Maß für die Zuneigung mir gegenüber ist. Ich bin sehr ungehemmt und ein typischer "Over-Sharer". Zu lernen und zu akzeptieren, dass Jeder - egal, wie nah er mir steht - Geheimnisse vor mir haben darf oder Dinge, die er nicht teilen will, war echt schwer.
Aber auch dafür kann man Absprachen treffen. "Ich mache mir wegen XY Gedanken, weil ich dadurch den Eindruck Z habe." - "Das hat Nichts mit dir zu tun, aber ich möchte darüber auch nicht sprechen." Das ist super, super, super schwer, besonders wenn ich das Gefühl habe, es geht der Person schlecht und ich will eigentlich helfen oder das ganze logisch-strategisch durchgehen und eine Pro-Kontra-Liste erstellen. Aber vielleicht will die Person das gerade nicht und das ist okay. (Aber wenn ich mit meinem Eindruck richtig liege, dann muss man auch ehrlich zu mir sein. Anlügen geht gar nicht.)
Das ist dann etwas mit dem ICH lernen muss umzugehen, auch wenn es schwer ist. Die Menschen in meiner Umgebung versuchen so gut wie möglich auf mich und meine Bedürfnisse einzugehen, aber wenn es Mal nicht geht oder ich eine Grenze erreicht habe, muss ich auch damit leben können ohne mein Gegenüber zu kritisieren oder es ihm/ihr übel zu nehmen.
Danke für deine ausführliche Antwort. Ich bin die Partnerin mit dem ADHS Verdacht, meine Partnerin wie oben beschrieben ist Autistin. Und ich bin bei uns beiden auch definitiv die Impulsivere, oversharing, mega viel reden etc. Und sie ist eine super kontrollierte, introvertierte Person. Aber ja, ich gebe mega super viel Mühe. Ich wünsche mir von ihr manchmal etwas Flexibilität und eben Kompromisse, was - ich weiß - das absolut schwierigste für Autist:innen sein kann. Für sie sind ihre Grenzen knallhart und eigentlich nie verhandelbar.
Dein Kommentar gibt mir etwas die Hoffnung, dass wir diese Phase bestehen können, weil ich es ja eben schon sehr ernst nehme.
Zu dir:
Ich freue mich für dich dass ihr freundschaftlich wieder zueinander gefunden habt, aber es tut mir leid dass du diese Beziehung so schmerzhaft hast erleben müssen.
Du schreibst in einem Kommentar etwas von Flexibilität, die du dir von ihr wünschst. Wie flexibel bist du?
Ich finde es suboptimal von anderen zu verlangen, dass sie gewisse Dinge genau so schnell kapieren wie du oder ich. Auch wenn ich das teilweise verstehen kann.
Vielleicht hilft es, wenn du bestimmte Sachen aufschreibst, die du ergänzen kannst, wenn Nachfragen kommen.
Manchmal funktioniert schriftliche Kommunikation besser als mündliche.
Da auch Autisten unterschiedlich ticken, gibt es kein Patentrezept für eine (dauerhaft) gelingsichere Kommunikation.
Es ist wichtig, in der Kommunikation mit autistischen Menschen klare und präzise Aussagen zu machen. Du solltest ihnen auch Zeit und Raum geben, um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Höre ihnen zu und versuche, ihre Perspektive zu verstehen. Stelle Fragen, um Missverständnisse zu vermeiden und zeige Verständnis für ihre Bedürfnisse. Es ist auch wichtig, respektvoll und sensibel mit ihren Gefühlen umzugehen und sie nicht unter Druck zu setzen. Eine Therapie kann euch beiden helfen, eure Kommunikation zu verbessern und eure Beziehung zu stärken.
Es ist gut, dass du bereits in Therapie bist, um deine Gedanken und Gefühle zu bearbeiten. Es kann schwierig sein, in einer Beziehung mit jemandem zu sein, der anders kommuniziert und emotionale Bedürfnisse hat als du selbst. Es ist wichtig, deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu respektieren und zu verstehen, und zu lernen, wie du effektiv mit ihnen umgehst.
Wenn du das Gefühl hast, dass deine Freundin dich erniedrigt, ist es wichtig, dass du mit ihr darüber sprichst. Versuche, ruhig und sachlich zu bleiben und deine Perspektive zu erklären. Stelle Fragen, um ihre Perspektive besser zu verstehen und vermeide Vorwürfe. Ziel ist es, ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln und eine Lösung zu finden, die für beide Seiten zufriedenstellend ist.
Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch unterschiedlich kommuniziert und emotional auf Dinge reagieren kann. Deine Freundin mag lediglich faktisch ihre Meinung darlegen, ohne böse Absicht. Daher ist es wichtig, dass du aufmerksam und offen bleibst, um die Bedeutung hinter ihren Worten zu verstehen. Besonders bei einer Autismus-Störung.
Es kann schwierig sein, aber es lohnt sich, an deiner Beziehung zu arbeiten und die Kommunikation zu verbessern. Eine Therapie kann dir helfen, deine Gefühle und Bedürfnisse besser zu verstehen und zu lernen, wie du sie effektiver kommunizieren kannst.
Ich habe das Gefühl dies schon zu tun, deswegen bin ich etwas verzweifelt. Ich bin bereits in Therapie, sie nicht mehr. Auf diesen Vorschlag lässt sie sich leider auch nicht ein.
Manchmal habe ich das Gefühl (!) dass sie mich erniedrigt, insbesondere mit der kühlen Art und Weise wie sie ihre Gedanken ausdrückt. Wenn ich später auf die Situation schaue fällt mir aber wieder auf dass sie lediglich faktisch ihre Meinung dargelegt hat. Das ist so zermürbend manchmal. Ich weiß dass sie nie schlechte Intentionen hat. Es wäre auch zu einfach ihr Narzissmus zu unterstellen. Denn ich weiß dass es das nicht ist.