Objektiv fokussiert nur bis 15m und alles was weiter entfernt ist ist unscharf?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo

- bei mechanischen Objektiven ist der Unendlichanschlag justierbar. Das macht man normalerweise auf einem "Kollimator" oder einer optischen Bank und ist bei Festbrennweiten in 5 Minuten "erledigt" (ausser es gibt einen Fallschaden, defekt in der Schnecke, Dezentrierung).
- Autofocusoptiken sind meist ohne mechanisch definierten Anschlag und "handeln" die Unendlichstellung mit der Kamera aus. Sind deswegen um Differenzen im Auflagemass zu kompensieren "über" Unendlich focusierbar (EOS System)

Die Nikon E Opjektivserie (Economy) waren die ersten Nikon Optiken mit Plastikschnecken und Plastikfassungen und galten in den 70ern bei den Profis als "unrobust" bzw "empfindlich" (Obwohl die "Plastiktechnik" schon in denn 60ern bei Canon noch früher bei Elmer Perkins und bei Angenieux eingeführt wurde aber dort nur bei High End Optiken fürs Militär/Forschung)

Dennoch haben viele Nikon Profis dann doch die E Serie gekauft (das 35er, 100er und die beiden Telezoom hatten ein unschagbares Preis/Leistungsverhältniss)

Ein P,roblem ist das Fallschäden auf denn Vordertubus ohne sichtbare Macken bleiben aber die Optik dejustieren.
Die bisherigen Vollmetallversionen hatten bei Fallschäden oft Macken waren aber nicht dejustiert.

In meiner Schulzeit habe ich als Nebenjob bei einem Fotofachhändler frisch angelieferte Optiken und auch Inzahlungnahmen auf deren Justage zu kontrollieren (Eingangskontrolle) bzw beim Lieferanten zu reklamieren oder das eben im Rahmen eines Checks/Service/Wartung oder Kleinreperatur zu machen.

Unendlichanschlag geht bei einer Festbrennweite unter 1ner Minute (reine Arbeistzeit ohne Rüstzeiten, Reinigung, Vorbereitungszeiten und Papierkram) und kann man zur Not an einer Kamera mit Mattscheibe selbst durchführen (Dann muss man eben etwas improvisieren).

Früher haben Augenoptiker noch Optiken justieren können man muss einfach einen alteigenessenen Optiker im lokalen Umkreis finden. Aber Augenoptiker sind bei der Preisgestaltung schon durch Krankenkassen verwöhnt... verlangen oft "Apothekenpreise" (deswegen gibt es auch soviele "Augenoptiker" und eine Brille mit 2 Pressform-Billigläsern aus Chinafertigung kostet mehr als eine Zoom Optik mit 10 Präzissionssschlifflinsen).

Fotofachhandel der selber noch repariert ist selten aber der kann/macht das auch. Weiterhin haben fast alle Videoservicestationen bzw Verleiher (Broadcast) einen Adapter für F-Mount.

haargott 
Fragesteller
 26.05.2016, 18:21

Ein riesen Danke für diese ausführliche Antwort. Also Sie meinen wenn es nicht möglich ist auf Sachen die weiter als 15m entfernt sind scharfzustellen (mit zb. auch f1. 8), dann hat das Objektiv definitiv einen Fehler?

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IXXIac  29.05.2016, 10:51
@haargott

Hallo

du kannst die Optik

- beim Verkäufer reklamieren/Rückabwickeln
- weiterverkaufen
- verschenken (zb an die "Beutelratte" im gelbem Nikon Forum)
- "abschreiben" (in die Mülltonne werfen)
- prüfen/instandsetzen lassen zb beim Fachhandel oder NPS (evtl von der "Beuttelratte" im Nikon Forum)
- beim lokalen Fotoclub bei einem evtl. exestierenen "Gerätewart" oder "Technikbeauftragten" justieren lassen (evtl. sieht man sich dann persönlich)
- selber rumfummelen. Tutorilas oder auch Reperaturanleitungen findet man im Netz und ein brauchbares Schraubendreherset findet man ab 5€. Denn Sicherungslack kann man auch weglassen oder nimmt eben mal Nagellack.

das ist jetzt nicht so einfach....

- Normalerweise werden Kleinbild Fotoptiken auf das 50-100 fache der Brennweite gerechnet also bei 50mm Brennweite ist die "Maximalschärfe" bei 2,5 bis 5Meter Entfernung. Anderst gesagt bis auf wissenschaftlichen Optiken oder Optiken für Astronomie oder Sonderfälle wie Fernobjektive sind Fotoptiken bei unendlich scharf "genug". Denn Auflösungsabfall sieht man eigentlich nicht weil er kleiner ist als der zulässige Zertreuungskreis. Kleinbildoptiken wurden mal auf einen 0,035mm Zerstreuungskreis gerechnet. Bei aktuellen APS-C Sensoren mit 24MP und ohne Tiefpassfilter sind unter 0,005mm auflösbar und ergeben ein Oversampling wo Details speziel vertikale Kontrastkanten dann wegen der Bayer Matrixmaske "verdoppelt" werden und als Matsch oder Unscharf wahrgenomen werden. Der Hintergund ist dass die Kamerahersteller Treppenstufen und/oder Moirekanten in geraden Kontrastlinien vermeiden wollen welche aber nur auf einem Computermonitor durch Überlagerung der Farbmasken sichtbar werden. Auch aus dem Grund sind Optiken für DSLR eigentlich anderst gerechnet/abgestimmt als Optiken für Analogfilm und die Hersteller haben das sogar noch perfektioniert (Siehe Sony a7 wo fast jedes "Altglas" Auflösungsprobleme zeigt)
Deswegen ist der Einsatz von Analogoptiken an DSLR auch Grenzwertig und entweder Spielerei oder eben einem spezielen Look geschuldet (Vintage/Lomo/Classic) wo das Thema maximale Auflösung eher keine oder eine negative Rolle spielt.

- bei einer 50mm Optik mit Frontlinsenfocusierung ist zwischen 15 Meter und "Unendlich" vielleicht nicht mal 0,01mm Focushub.

- "Moderne" SLR der Einsteigerklasse bestehen seit bald 30 Jahren (Angefangen hat Canon) aus Plastikgehäusen und haben deswegen ein "flexibles Auflagemass auch weil die Autodooffocusoptiken keinen Unendlichanschlag brauchen. Deswegen kann man diese SLR auch billiger herstellen und verkaufen. Nun kann es sein dass sich Fertigungstoleranzen der Optiken und Kameragehäusen ungünstig addieren. Deswegen ist es schwer zu sagen die Optik ist "defekt" man muss das Gesamtsystem betrachten also das "Register" (Auflagemass) der Kamera checken oder justieren und danach die Auflagemasse der daran verwendeten Optiken prüfen und justieren. Das ist auch Grund warum man im Internet bei Objektivtests und Bewertungen "aufpassen" muss und Test auf Einsteiger DSLR (speziel Canon) eigentlich wegen zu vielen Unsicherheitsfaktoren in die Tonne "klopfen" kann oder eben nur reflektieren wie gut ein Kamerahersteller seine Fertigungtechnik im Griff hat (und es nebenbei schafft die Konkurenzprodukte abzuwerten)

Wie schon angedeutet ist eine Festbrennweite in weniger Zeit geprüft und justiert wie diesen ganz Text zu schreiben dauert aber man braucht eben das Know How und das Werkzeug.

Die Nikon E Serie war Anfangs in der Fertigungsqualität auf dem Level von Canon und hatte ähnliche Problem wie Canon FDn Optiken der 70er. Die Canon Käufer haben die Probleme selten reklamiert. Die meisten waren eh Knisper die nicht wussten was "Bildqualität" ist und wie die ensteht (Kein eigenes Fotolabor). Und die wenigen Canon Profis kauften damals keine FDn "Schrottoptiken".
Die Nikon Kunden sind gleich auf die Barrikaden (und nicht nur die Profis) und Nikon hat ab denn 80ern die E Serie Qualitativ stark verbessert. Und der Baustandard wurden dann bei AIS und AFD Massenoptiken gehalten (erst in denn späten 90ern gabs bei Nikon wieder Vollplastik Kit Optiken erkennbar an dem "G")

Meine Meinung ist die frühen "Vollplastik" E Serie Optiken solle man nur kaufen wenn die Quelle seriös ist oder eben 25-50€ für einen "Service" übrig haben. Die neue Serie mit mehr Metallanteil ist robuster und man erkennt "Missbrauch" oder Schäden leichter. Aber generel bei Gebrauchtoptiken sollte man immer mit einer Justage rechnen oder gar einer Reinigung wegen verharzten Fetten oder "verklebten" Blendenelementen

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haargott 
Fragesteller
 01.06.2016, 19:20

Danke, durch Ihre sehr informativen und umfangreichen Antworten ist mir einiges klar geworden und ich habe wichtiges dazugelernt. Ich werden schauen was sich beim Objektiv machen lässt. Ich weiß gar nicht wie ich Ihnen für ihr Mühe danken kann!

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Dabei könnte es sich um einen Produktionsfehler handeln - solche Fehler passieren, wenn Objektive bei der Herstellung mit einem falschen Abstand zum Testobjekt justiert werden.

Dann scheint das Objektiv beschädigt zu sein, ob sich eine Reparatur auszahlt musst du in einem Fotogeschäft erfragen, denn Reparaturen sind oft teurer als ein neues Objektiv.

Dann ist da etwas defekt oder wenigstens dejustiert. Mit etwas Ahnung von Feinmechanik koennte man das bestimmt selbst machen. Einschicken zum Service wird wahrscheinlich nicht lohnen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Fotografiere seit fast 40 Jahren, auch nebenberuflich

Blende verstellen. Statt F1,8 mal mit F8 oder F13 ausprobieren.