Nathan der Weise ist ein Modell zur Konfliktlösung/Verständigung?
Redebeitrag: Nathan der Weise ist ein Modell zur Konfliktlösung/Verständigung?
Hallo, ich muss im Deutsch LK einen Redebeitrag halten.
Wir haben das Buch Nathan der Weise von Gottfried Ephraim Lessing gelesen. Und ich soll nun zur Aussage: ""Nathan der Weise" ist ein Modell zur Konfliktlösung und auch zur Verständigung" so einen Beitrag erstellen.
Hat jemand so etwas schon mal geschrieben? Könnte mir dies teilen oder mir Tipps geben:)
3 Antworten
Da ich frei nach Immanuel Kant der Meinung bin, dass man selbst denken soll, ohne Anleitung durch einen anderen. Habe ich genau das getan und bin völlig anderen Ergebnissen gekommen.
Der erste Punkt ist, das Lessing und sein Sprachrohr Nathan, zumindest in der Ring. Parabel wenig Verständnis zeigen für das Wesen einer Religion. Da ist zwar auch von Gott die Rede, aber schon dort werden sich die Glaubensbekenntnisse unterscheiden. Darauf wird gar nicht eingegangen. Es wird nur auf eine sehr oberflächliche Art und Weise empfohlen, auf das Prinzip nett sein zu setzen. Was auch nicht beachtet wird, ist, dass Nathan ganz bewusst ein Märchen erzählt. Das soll jetzt nicht heißen, dass nicht in der Ring Parabel eine Wahrheit steckt. Nur sie ist so gestaltet, dass der gute Nathan heil aus dieser Nummer rauskommt. Das kann man noch genauer ausführen, wenn es hier jemanden interessiert.
am interessantesten sind eigentlich die Stellen, an denen Nathan mit dem Tempel Herrn zum Beispiel darüber spricht, wie die Unterschiede zwischen den Religionen und ihren Anhängern eigentlich zu Stande kommen. Das ist der eigentliche Kern des Dramas, der wirklich zu Toleranz und Verständigung führen kann. Die Ring Parabel ist ein ganz schwacher, Funktions bestimmter Teil
Man sieht hoffentlich, dass ich mich zumindest intensiv damit beschäftigt habe, ohne Anleitung eines anderen. Und da kommt man häufig völlig anderen Ergebnissen, als das, was in den Handbüchern steht.
Das ist übrigens das wichtigste, was man in Zukunft in der Schule lernen sollte: die künstliche intelligenz präsentiert nur das, was aktuell für allgemein gültig gehalten wird. Sie muss dringend ergänzt werden, durch MIA, menschliche Intelligenz in Action. Das bedeutet nicht, dass das dann der Erkenntnis letzter Schluss ist. Aber nur so, auch im Widerspruch, kommt man zu besseren Einsichten.
ich habe das hier einfach mal runter diktiert noch jetzt keine Lust, das alles noch mal zu lesen. Sollte da also etwas fragwürdig sein, bitte einfach Rückfragen. Dann korrigiere ich das. Es ist auf jeden Fall gut gemeint und soll niemanden angreifen.
Welchen Teil oder welche Situation mit welcher bestimmten Aussage finden Sie am aussagekräftigsten, womit ich dann meinen Redebeitrag (ob das ein Modell zur Konfliktlösung und Verständigung ist) erstellen kann?
Aber die Ringparabel zeigt doch den Konflikt des Buches? oder verstehe ich das falsch?
chatgpt so:
"Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing ist ein bedeutendes Werk der deutschen Literatur und wird oft als Modell zur Konfliktlösung und Verständigung gepriesen. Das Stück, das im 18. Jahrhundert veröffentlicht wurde, spielt im Jerusalem des 12. Jahrhunderts und bietet eine beeindruckende Darstellung von Toleranz, Menschlichkeit und religiöser Verständigung.
Zentral für das Stück ist die Beziehung zwischen den drei Hauptcharakteren: dem jüdischen Kaufmann Nathan, dem muslimischen Sultan Saladin und dem christlichen Tempelherrn. Diese drei Figuren repräsentieren die drei großen monotheistischen Religionen – Judentum, Islam und Christentum – und ihre Interaktionen zeigen, wie Unterschiede überwunden und Frieden geschaffen werden können.
Ein Schlüsselaspekt, der das Stück zu einem Modell der Konfliktlösung macht, ist die Weisheit und Moralität von Nathan. Nathan verkörpert Toleranz, Nächstenliebe und Verständnis gegenüber allen Menschen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit oder ethnischen Herkunft. Seine berühmte Parabel von den drei Ringen, die die gleiche Botschaft in unterschiedlichen religiösen Kontexten vermittelt, illustriert die Idee der relativen Wahrheit und der Gleichwertigkeit aller Glaubensrichtungen.
Die Figur des Sultans Saladin zeigt ebenfalls einen Weg zur Verständigung. Saladin, obwohl muslimischer Herrscher, ist bereit, über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg zu denken und nach Wahrheit und Gerechtigkeit zu streben. Seine Begegnungen mit Nathan und dem Tempelherrn ermöglichen ihm, Vorurteile zu überwinden und ein tieferes Verständnis für die Menschlichkeit und die gemeinsamen Werte aller Menschen zu entwickeln.
Der Tempelherr, der zu Beginn des Stücks von Vorurteilen und Hass gegenüber den Nicht-Christen geprägt ist, erfährt eine Transformation durch seine Begegnungen mit Nathan und Saladin. Durch persönliche Erfahrungen und Reflexionen lernt er, die Gemeinsamkeiten zu erkennen, die Menschen aller Religionen verbinden, und erkennt die Wichtigkeit von Toleranz und Mitgefühl.
"Nathan der Weise" bietet daher ein lebendiges Beispiel dafür, wie Konflikte durch Dialog, Verständigung und Empathie gelöst werden können. Es zeigt, dass die wahre Weisheit darin besteht, jenseits von religiösen oder kulturellen Unterschieden die Menschlichkeit und den inneren Kern eines jeden Individuums zu erkennen. Lessings Werk bleibt auch heute noch relevant und inspirierend für Menschen, die sich für interreligiösen Dialog, Toleranz und Frieden engagieren.
Das Seltsame ist, dass immer gesagt wird, die drei Religionen seien gleichwertig, habe Lessing geschrieben!
Dabei steht es in Vers 2041 bis 2054 doch ganz anders geschrieben:
Die einzig für die Menschen wertvolle Religion mit ihren praktischen Ausführungen ist diejenige, die die Welt über Generationen hinweg zum Guten verändern wird.
So sind alle drei Ringe, der eine Echte und die beiden anderen Nachgemachten, nur die Grundlage zum Wettstreit, welcher Ring tatsächlich die wunderbare Kraft innehält, dass sein Träger das Böse - durch seinen Eifer nach einer "unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe" (Vers 2041 f.) besiegt - haben wird.
Welcher Ring, welche Religion, - welche Taten dies bedeuten -, das sind, wird von Lessing nicht gesagt. Es erinnert mich an den Spruch Christi: "An ihren Taten wirst du sie erkennen, nicht an ihren Worten."
...weil dies das Wichtigste dieses Dramas Lessings ist - und schon seit meiner Schulzeit ABI 1981 immer noch fast nirgendwo erklärt wird.
Es geht eben NICHT um die Gleichwertigkeit dieser drei Weltreligionen, sondern der Wert EINER menschenwürdigen Religion misst sich an ihrer durch den Menschen für die Menschen umgesetzten Ethik, die Leid absolut zu verhindern sucht (vgl. Christentum - Buddhismus). Und dies bedeutet zum Beispiel, dass ein Konflikt nicht mittels Rachetaten (z. B. jüdisch alttestamentarisches, muslimisches Talionsrecht = Aug um Aug, Zahn um Zahn) gelöst werden darf.
Es zeigt auch die eigene religiös ethische Einstellung Lessings. Er kettet sich eben nicht mehr an eine Ethik, die z. B. die religiösen Zehn Gebote (jüdisch-christlich) nur proklamiert, aber nicht als Moral umsetzt (vgl. Beichte mit Ablasshandel und M. Luther). Sein Geist zeigt damit die damalige Aufklärung (vgl. Kants Sapere aude!).
Und unser gegenwärtiges europäisches Problem besteht u.a. darin, dass wir noch immer massenhaft Menschen haben, die ihre männlich religiöse Ethik aus der Zeit VOR jener Aufklärung im Alltag umsetzen. DAS ist genau die fehlende mitmenschliche Bildung der sozial-emotionalen Intelligenz (vgl. z. B. Daniel Goleman) - und DAS ist die Grundlage deiner Aufgabe "Nathans rational UND emotional weise Handlungen als Mittel zur Konfliktlösung?!"
Du kannst dich dazu zum Vergleich auch mit der kognitiven Verhaltenstherapie beschäftigen, z. B. täglich mit einer der vielen modernen immer-gültigen Bibeln: Arthur Freeman, Rose DeWolf; Die zehn dümmsten Fehler kluger Leute, Piper Verlag 1992.
PS: Du kannst auch dazu, zu "Nathan der Weise" und zu "Das kalte Herz" als Grundlagen den Krimi lesen, den ich 2021 mit einem jugendlichen jesidischen Flüchtling und Einwanderer geschrieben und 2022 veröffentlicht habe: Chr. G., Gib Gas, Canim! - Ein Kriminalroman aus dem Schwarzwald.
Viel Erfolg!
Nein, es ist dir wie immer und überall nur nicht genau oder zu ungenau erklärt worden!
Schon mein eigener Deutschlehrer war vor Jahrzehnten entsetzt, dass genau diese letzten Verse der Ringparabel NIE richtig gelesen und durchdacht werden! Man kann tausende Seiten Sekundärliteratur über Lessings Gleichberechtigung der Religionen lesen, aber Nathan sagt eben das genau nicht. Er unterstützt nur deren gleiche Daseinsberechtigung, aber nicht deren gleichen Wert für die Menschen. Und eben genau das ist seine Weisheit!
Und am Ende entscheidet auch nicht der menschliche Richter über das Gute und Böse, sondern genau darüber "ein höherer Richter". Ich vermute, die wenigen Personen, die unsere deutsche Verfassung geschrieben haben, haben Nathan endlich ´mal richtig studiert: Sie setzten deshalb "die Unantastbarkeit der Menschenwürde" als höchstes Gesetz ein, die es ja alltäglich in der Lebenspraxis zu erkennen und umzusetzen gilt - aber wie gelingt das? Wohl mit der Kraft nur des echten Ringes...
inwiefern sollte ich dies in meinem Redebeitrag erzählen?