Motorradfahren: wie erkennt man die Haftgrenze?

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sofern am rad weder brems- noch beschleunigungslast anliegt, besteht bei modernen reifen im trockenen kaum bis keine gefahr, dass der reifen wegrutscht. üblicherweise wird die schräglage durch die schräglagefreiheit des motorrades begrenzt (irgendwas setzt auf), nicht durch die reifenhaftung.

wobei ich bei modernen reifen keine probleme mit der aussentemperatur von 6° sehe, sondern nur bei feuchten streckenabschnitten. das ist ein hauptproblem in der kälteren jahreszeit: viele stellen in abgeschatteten oder bewaldeten abschnitten, insbesondere kurven, bleiben den ganzen tag über feucht bis nass. wenn du da mit deinem "trocken-modus" ne nasse kurve anfährst, kann es zum abflug kommen.

inzwischen lassen reifen selbst bei nasser fahrbahn hohe schräglagen zu. nach meiner erfahrung ist das mehr als ich mir im nassen zutraue, auch wenn ich da schon an meiner schräglage gearbeitet habe.

gefahr, ins rutschen zu kommen, besteht hinten durch gas geben und bremsen, vorne durch bremsen. die reifen rutschen auch in hoher schräglage nur dann wenn man zu stark beschleunigt oder bremst. klassische high-sider entstehen einzig durch zu viel power am hinterrad.

dass es schwierig ist die haftgrenze nicht zu überschreiten bei engagierter fahrweise, erkennt man schon daran, dass sich bei motorrädern die traktionskontrolle etabliert.

immer wichtig: der passende luftdruck zu den fahrbedingungen. da muss man jedoch selbst experimentieren mit dem jeweiligen reifenfabrikat. nach meiner erfahrung sind diese standardmässigen luftdruckangaben (vorne 2,5, hinten 2,9) bei zügiger fahrweise zu hoch. 

annokrat

Das würde heißen ich sollte in einer Kurve vor allem vorne nicht bremsen...? Was macht man wenn das Hinterrad wegrutscht?

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@michiwien22

IN einer Kurve sollte man niemals bremsen - auch nicht im Sommer und bei 30 Grad !!!

Im Frühjahr am besten ein Fahrsicherheitstraining absolvieren.

Das hat aber nichts direkt mit dir zu tun, das ist auch für langjährige Motorradfahrer sinnvoll.

Gruß Michael

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@19Michael69

So ganz  verstehe ich es noch nicht. Beim Bremsen kommt zusätzlich zur Radialkraft noch die Beschleunigungskraft Längsrichtung dazu. Daher wird der resultierende Vektor länger und man verlässt den Kamm'schen Bereich. 

Aber müsste das gleiche nicht auch beim Beschleunigen stattfinden? Die Längskraft zeigt dann halt nach hinten statt nach vorne, aber der Gesamtvektor wird ebenfalls größer. Ode liegt das daran, dass das Beschleunigen mit dem Hinterrad und das Bremsen (eher) mit dem Vorderrad passiert?

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@michiwien22

nein, das heisst das nicht. wenn du in der kurve bremst, dann nur vorne, weil die gefahr dabei zu überbremsen und weg zu rutschen deutlich geringer ist als hinten. hinten hast du beim bremsen wenig last auf dem hinterrad, so dass es in schräglage sehr leicht passiert, dass das hinterrad blockiert und du abfliegst. ausserdem hast du nur geringe bremskraft auf dem hinterrad.

willst du schnell voran kommen, musst du in die kurve rein bremsen, um am kurveneingang nicht zu langsam zu sein. dieses anbremsen machst du mit der vorderen bremse. inzwischen reagieren motorräder und reifen darauf sehr neutral. früher gab es dabei starke aufstellmomente, die es zu beherrschen galt, um nicht die kurve zu verlassen. diese aufstellmomente gibt es heute nicht mehr oder nur sehr schwach.

ein reifen darf auch mal rutschen, z.b. wenn du in schräglage damit über einen bitumenstreifen fährst oder über eine geklebte fahrbahnmarkierung. das ist nicht weiter schlimm, weil sich das rad fängt, so bald es nicht mehr auf dem rutschigen untergrund drauf ist. allerdings benötigst du eine gewisse coolnes um vor panik nicht zu extrem und falsch zu reagieren. und wenn die strasse übersät ist mit bitumenflicken gibt es manchmal zu wenig haftfähigen untergrund.

annokrat

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@michiwien22

beschleunigungskräfte treten ja nur am hinterrad auf, das vorderrad wird nicht angetrieben. wenn du keine hinterradbremse benutzt, dann besteht vorne gefahr durch bremsen, hinten durchs beschleunigen.

ich rate dir grundsätzlich vorne zu bremsen. die hintere bremse setzt du nur in speziellen situationen ein auf glattem oder rutschigen untergrund.

annokrat, der nur vorne bremst

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nach meiner erfahrung sind diese standardmässigen luftdruckangaben (vorne 2,5, hinten 2,9) bei zügiger fahrweise zu hoch.

Ich bin bei der Antwort voll und ganz bei dir, aber das mit dem Luftdruck musst du mir bitte mal erklären.

Klar ist zu hoher Luftdruck auch nicht gut, aber immer noch besser als zu wenig.

Und wenn es sich um die Herstellerangaben handelt, was ist daran dann falsch?

Ich fahre auch 2,5 und 2,9 ;-)

Gruß Michael

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@19Michael69

ich habe das wissenschaftlich ncht analysiert, aber es gibt verschiedene effekte, die sich überlagern und unter umständen gegenläufig wirken.

- der reifen benötigt eine bestimmte temperatur um maximalen grip zu entwickeln.

- der luftdruck wird kalt gemessen. durchs fahren erwärmt sich der reifen mehr oder weniger, wodurch der luftdruck im reifen steigt.

- der reifen benötigt einen bestimmten betriebsluftdruck um maximalen grip zu entwickeln.

ich nehme an, dass bei hohem kaltluftdruck der reifen sich bei schärferer gangart derart stark erwärmt, dass der luftdruck im fahrbetrieb einen ungünstig hohen bereich erreicht. daraus leite ich ab, dass ich den kaltluftdruck so weit absenken muss, dass ich nach erwärmung des reifens im richtigen druckbereich bin. deshalb fahre ich z.b. den bridgestone s21 hinten über die meiste zeit des jahres mit 2,5, im höchsten fall mit 2,7. bei 2,9 fängt der reifen bei mir an zu rutschen, auch mal ohne brems- oder beschleunigungskräfte. ausserdem nutzt er sich in der laufflächenmitte ab, nicht an den flanken wie ich es gewohnt bin. das lässt auf einen zu hohen luftdruck im reifen schliessen.

jedenfalls fahre ich mit 2,3 vorn und 2,5 hinten in den meisten fällen am besten.

musst auch bedenken, dass die allgemeine empfehlung für alles und jeden irgendwie brauchbar sein soll. je zurückhaltender du fährst, um so eher dürften die 2,9 passen. wenn du alle pferde regelmässig von der koppel lässt, sind diese drücke, afaik, zu hoch.

annokrat 

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Hallo,

ich schließe mich da Nonameguzzi voll und ganz an.

Solltest du jetzt noch fahren, zusätzlich unbedingt auf Laub achten, das ist verdammt rutschig.

Bei Nässe dann erhöhte Vorsicht - nasse Fahrbahnen sind im Herbst durch Laub und sonstigen Schmodder besonders tückisch.

Aber auch im Frühjahr bei nassen Straßen aufpassen. Wenn der Blütenstaub auf die Straße "schneit", dann wird das bei Nässe zur reinen Rutschpartie.

Viele Grüße

Michael

An jede Grenzsituation sollte man sich von unten herantasten. Also nicht forsch unms Eck stechen, sondern bekannte Kurven mit steigendem Tempo durchfahren.

Ganz wichtig aber im alltäglichen Straßenverkehr: Raum für Sicherheit und Notfälle lassen! Von daher kommst du bei vernünftiger Fahrweise kaum mal in den Grenzbereich der Reifenhaftung. Am ersten noch bei Regen.

Das größere Problem bei den meisten Motorradfahrern ist eher, dass sie die Reifenhaftung unterschätzten und beim starken Bremsen kostbare Bremsleistung verschenken, weil sie Angst vor dem Wegrutschen haben, obwohl noch genügend Haftung zur Verfügung steht.

Richtig ist, dass bei sinkenden Asphalttemperaturen auch die Haftung nachlässt. Bei vernünftiger Fahrweise wirst du aber auch da kazum an die Grenzen des Reifens stoßen. Herbstliche Temperaturen bedeuten nämlich auf vielen Landstraßen auch Nässe, Laub, landwirtschaftliche Verschmutzung und vom Sturm abgerüttelte Zweige. Da ist dann sowieso eine gemütlichere und noch vorausschauendere Fahrweise angebracht.

Die Haftgrenze ist verdammt schwer..

Du fährst durch eine kurve und wenn du langsam das Gefühl bekommt das dein Hinterrad weg rutscht dan hast du die Haftgrenze überschritten aber naja wenn du das merkst liegt du auf der schnautze... und wenns Vorderrad rutscht liegen auch Profis.

Fahren kannst du bei 6°C aber durchaus halt nicht übertreiben gemütlich Fahren ist kein Problem.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – KFZ Meister

Die Haftgrenze spürst du mit dem "Popometer" wenn der Reifen "weich" wird.

Allerdings braucht das das entsprechende Gefühl und jahrelange Erfahrung.

Das ist nichts was du als Fahranfänger einfach mal probieren solltest - hol dir doch einfach kompetenten Rat und Anweisung auf abgesperrtem Gelände. 

Ich empfehle dir dich im nächsten Jahr einfach mal zu einem Kurventraining anzumelden.