Meinem Arbeitgeber eine psychische Erkrankung verschweigen?
Hallo zusammen,
da ich einmal pro Woche einen festen Termin bei meinem Psychotherapeuten habe, habe ich meinen neuen Ausbildungsbetrieb gefragt, ob ich an einem Tag in der Woche früher nach Hause kann, um diesen Termin wahrzunehmen.
Mein Chef hat mich gefragt um was für einen Termin es sich handelt, also er ging von einem Arzttermin aus. Da ich in diesem Moment ziemlich überrumpelt war, habe ich ihm gesagt, dass ich in einem Fitnessstudio einen Kurs für meinen Rücken mache, da ich damit Probleme habe und aufgrund von Corona immer ein fester Termin ausgemacht werden muss.
Was meint ihr, hätte ich die Wahrheit sagen sollen oder habe ich aufgrund der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen das Richtige getan?
3 Antworten
Hast auf jeden Fall das Richtige getan. Dem Arbeitgeber sollte man das aufgrund der Stigmatisierungs-Gefahr tatsächlich nicht erzählen.
Das kommt auf deinen Chef drauf an. Du kannst, musst aber nicht. Ich habe beides schon erlebt. Bei meinem Praktikum 2017 hat meine Kollegin ihrem Chef ganz offen gesagt, dass sie einen Termin beim Psychotherapeuten hat. Er hat darauf auch super reagiert, wusste es wohl aber schon. Die beiden kannten sich aber auch schon seit 12 Jahren. Andererseits arbeite ich in meinem Betrieb seit einem Jahr und möchte meiner Chefin (noch?) nichts von meinen psychischen Problemen erzählen. Sie weiß nur, dass ich Antidepressiva nehme (Ich hatte meinen Blister verloren und sie hat ihn gefunden) und dass ich in eine betreute Wohngruppe ziehe.
Du solltest ein Gefühl für dein Arbeitsumfeld entwickeln und dich fragen: Was habe ich für ein Gegenüber? Es gibt Vorgesetzte und Kollegen, die sehr verständnisvoll reagieren, und andere, die eine solche Offenheit überhaupt nicht zu schätzen wissen. Man muss nicht gleich alles erzählen, aber man kann vorsichtig schauen, wie sensibel ist mein Gegenüber, wie gut kann der zuhören, wie schnell ist der mit Patentrezepten oder Urteilen....aber verpflichtet bist du auf keinen Fall!!!!