meine freundin will keine hilfe!?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Da ich meine Antwort gerade versehentlich in die Kommentarspalte geschickt habe, hier nochmal:

Es ist wirklich sehr aufmerksam von dir, dass du es wahrnimmst, dass es ihr nicht gut geht und daraus die logische Schlussfolgerung siehst, dass man ihr helfen muss.

Für einen Betroffenen kann es allerdings sehr schwierig sein, sich einzugestehen, dass er ohne Hilfe nirgendwo rauskommt. Du sagst auch, dass sie ein "Trauma" erlitten habe. Das kann ich von außen natürlich nicht beurteilen, aber sollte das der Fall sein, wäre es denkbar, dass sie noch mehr Angst davor hat, sich jemandem anzuvertrauen, als es viele andere Menschen bereits haben.

Daher rate ich dir, dass du in allem, was du tust, sehr langsam und behutsam vorgehst. Drängst du dich auf (auch wenn du es natürlich nur gut meinst), wird sie sich abwenden und dann - nach deiner Erzählung - ganz allein mit ihrer Not dastehen. Gib ihr die Zeit, die sie braucht, um erst einmal zu verstehen, dass sich in ihr etwas Platz eingenommen hat, das dafür sorgt, dass es ihr schlecht geht. Wenn sie das für sich akzeptiert hat, kannst du langsam anfangen, ihr Hilfsangebote zu nennen und genauestens zu erklären, was dort passieren wird. Biete ihr vielleicht an, sie zu einer Beratungsstelle zu begleiten, damit sie sich stärker fühlt und nicht auf sich allein gestellt ist, wenn sie auf die neue Person trifft. Dass sie das Prozedere genau kennt, ist wichtig, da gerade erlebte Traumata die Folge haben, dass Betroffene ein erhöhtes Bedürfnis nach Kontrolle haben, da ihnen beim Erleben des Traumas die Kontrolle völlig entzogen wurde, sodass sie seelisch so stark verletzt wurden, dass sie nach dem Erlebnis nicht mehr derselbe Mensch waren und die Wunden ohne Hilfe nicht heilen konnten. Daher ist Vorbereitung einfach alles! Vielleicht magst du ihr auch erklären, dass sie nicht die einzige mit solchen Problemen und Symptomen ist und dass mögliche Symptome nur ein Zeichen sind, dass sie etwas sehr schlimmes überlebt hat, worauf sie erst einmal stolz sein kann!

So klasse ich es jedoch von dir finde, dass du dich so um deine Freundin sorgst, umso mehr mache ich mir aber auch Sorgen um dich! Geht es dir mit der Situation gut, dass du von deiner Freundin abgeblockt wirst und damit, dass sie offenbar so leidet? Du bist vermutlich noch sehr jung und im Jugendlichenalter. Da sollte man alleine nicht so eine große Last auf den Schultern tragen müssen. Deswegen lege ich dir ans Herz, dich einer vertrauten Person zu öffnen. Sie wird dich und deine Freundin unterstützen können und euch helfen, diese Last zu tragen. Wenn ihr sie gemeinsam tragt und sogar noch einen großen, starken Erwachsenen dabei habt, wird es viel leichter, die Last zu stämmen. Solltest du keine vertraute Person haben, kannst auch du dich als Freund eines Betroffenen bei Beratungsstellen melden. Dort wird man dich beraten, was du in der Situation machen kannst und je nach Dringlichkeit oder Gefährdung deiner Freundin, werden diese Personen auch eingreifen. Bekannte Beratungsstellen sind zum Beispiel die Caritas, die Diakonie und die Erziehungsberatungsstellen des Jugendamts. Adressen findest du für deinen Wohnort entsprechend im Internet.

Ich wünsche deiner Freundin und die alles erdenklich Gute! Ihr seid beide unglaublich stark und werdet es schaffen!

WeiserNathan


Whyyy848 
Fragesteller
 30.06.2021, 11:44

also erstmal vielen lieben Dank für diese ausführliche und hilfreiche Antwort, ich persönlich habe auch eine Zeit gehabt wo es mir echt schlecht ging, so das ich auch leider in eine Jugendpsychatrie musste, mittlerweile geht es mir wieder gut und kann auch daher meine Freundin gut verstehen da ich viele Leute kenne die mir von ihrer Geschichte erzählt haben, die teils echt schlimm sind, ich glaube das liegt an mir selber einfach das ich mich für sie zu verantwortlich fühle. Aber ich habe es schon ihrer Mutter gesagt und sie wird auch bald Hilfe bekommen. Aber echt nochmal vielen vielen Dank für deine Hilfe, das freut mich echt, das es noch so tolle Menschen wie dich gibt. Schönen Tag dir noch! :)

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WeiserNathan  02.07.2021, 16:11
@Whyyy848

Sehr gerne! Freut mich, dass ich dir helfen konnte! Bleib so wie du bist. Viele Menschen schauen im heutigen Zeitalter einfach weg, ehrenwert, dass du das nicht tust! ;)

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Zeig ihr, dass du für sie da bist. Geb ihr nicht das Gefühl, dass du sie im Stich lässt und mach deutlich, dass sie dir vertrauen kann/sich auf dich verlassen kann.

Denn mehr kannst du nicht machen, wenn sie nicht selbst bereit ist zu reden oder bereit ist, sich helfen zu lassen.


WeiserNathan  26.06.2021, 21:08

Es ist wirklich sehr aufmerksam von dir, dass du es wahrnimmst, dass es ihr nicht gut geht und daraus die logische Schlussfolgerung siehst, dass man ihr helfen muss.

Für einen Betroffenen kann es allerdings sehr schwierig sein, sich einzugestehen, dass er ohne Hilfe nirgendwo rauskommt. Du sagst auch, dass sie ein "Trauma" erlitten habe. Das kann ich von außen natürlich nicht beurteilen, aber sollte das der Fall sein, wäre es denkbar, dass sie noch mehr Angst davor hat, sich jemandem anzuvertrauen, als es viele andere Menschen bereits haben.

Daher rate ich dir, dass du in allem, was du tust, sehr langsam und behutsam vorgehst. Drängst du dich auf (auch wenn du es natürlich nur gut meinst), wird sie sich abwenden und dann - nach deiner Erzählung - ganz allein mit ihrer Not dastehen. Gib ihr die Zeit, die sie braucht, um erst einmal zu verstehen, dass sich in ihr etwas Platz eingenommen hat, das dafür sorgt, dass es ihr schlecht geht. Wenn sie das für sich akzeptiert hat, kannst du langsam anfangen, ihr Hilfsangebote zu nennen und genauestens zu erklären, was dort passieren wird. Biete ihr vielleicht an, sie zu einer Beratungsstelle zu begleiten, damit sie sich stärker fühlt und nicht auf sich allein gestellt ist, wenn sie auf die neue Person trifft. Dass sie das Prozedere genau kennt, ist wichtig, da gerade erlebte Traumata die Folge haben, dass Betroffene ein erhöhtes Bedürfnis nach Kontrolle haben, da ihnen beim Erleben des Traumas die Kontrolle völlig entzogen wurde, sodass sie seelisch so stark verletzt wurden, dass sie nach dem Erlebnis nicht mehr derselbe Mensch waren und die Wunden ohne Hilfe nicht heilen konnten. Daher ist Vorbereitung einfach alles! Vielleicht magst du ihr auch erklären, dass sie nicht die einzige mit solchen Problemen und Symptomen ist und dass mögliche Symptome nur ein Zeichen sind, dass sie etwas sehr schlimmes überlebt hat, worauf sie erst einmal stolz sein kann!

So klasse ich es jedoch von dir finde, dass du dich so um deine Freundin sorgst, umso mehr mache ich mir aber auch Sorgen um dich! Geht es dir mit der Situation gut, dass du von deiner Freundin abgeblockt wirst und damit, dass sie offenbar so leidet? Du bist vermutlich noch sehr jung und im Jugendlichenalter. Da sollte man alleine nicht so eine große Last auf den Schultern tragen müssen. Deswegen lege ich dir ans Herz, dich einer vertrauten Person zu öffnen. Sie wird dich und deine Freundin unterstützen können und euch helfen, diese Last zu tragen. Wenn ihr sie gemeinsam tragt und sogar noch einen großen, starken Erwachsenen dabei habt, wird es viel leichter, die Last zu stämmen. Solltest du keine vertraute Person haben, kannst auch du dich als Freund eines Betroffenen bei Beratungsstellen melden. Dort wird man dich beraten, was du in der Situation machen kannst und je nach Dringlichkeit oder Gefährdung deiner Freundin, werden diese Personen auch eingreifen. Bekannte Beratungsstellen sind zum Beispiel die Caritas, die Diakonie und die Erziehungsberatungsstellen des Jugendamts. Adressen findest du für deinen Wohnort entsprechend im Internet.

Ich wünsche deiner Freundin und die alles erdenklich Gute! Ihr seid beide unglaublich stark und werdet es schaffen!

WeiserNathan

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Wenn sie keine Hilfe will, kann man auch nicht helfen.


Whyyy848 
Fragesteller
 26.06.2021, 20:50

ja, aber wenn sie nicht bald hilfe bekommt nimmt sie sich vllt das Leben

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WeiserNathan  26.06.2021, 21:11
@Whyyy848

Wenn du das Gefühl hast, dass sie akut selbstgefährdet ist, kannst/musst (unterlassene Hilfeleistung) du die 110/112 rufen! Die Kollegen werden sie dann an einen sicheren Ort bringen, wo sie die Hilfe bekommt, die sie braucht.

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