Mein Hund greift meinen Partner an?

9 Antworten

Sorry, viele gute Ansaetze, aber das Problem liegt ganz wo anders. Wohnt Ihr zusammen, also der Partner war von Anbeginn mit in der Wohnung, oder kommt er nur manchmal, ist also eventuell ein Eindringling oder Gast? Der Hund braucht Zeit und Ruhe, Ihr beide braucht Training, wie man mit Hunden umgeht. Und noch etwas, auch wenn es hart ist: wenn Dein Hund Deinen Partner so stark ablehnt, und Dein Partner auch noch so Macho - falsch reagiert - dann ueberlege Dir gleich ob es der richtige Partner ist. Hunde erkennen die Seele des Menschen schneller als wir Menschen. Ich trainiere seit 40 Jahren mit Hunden aus der Tierrettung, also immer Hunde mit schlechter und mir meist unbekannter Vergangenheit. Die Reaktion des Hundes auf Deinen Partner solltest Du genauer beobachten. Dein Partner ist nur Gast, also muessen sich beide respektieren lernen. 1. Es darf vor allem zu Beginn nur einen Chef geben, diese Rangordnung muss durch Ausstrahlung durch Koerperhaltung und durch Konsequenz erreicht werden. 2. Der Hund ist neu in der Wohnung, da braucht er Ruhe, Vertrauen und keine Gewalt. 3. Zunaechst daher besser Treffen mit Deinem Partner und dem Hund ausserhalb der Wohnung. 4. Buecher helfen nur um sich ueber die Rasse und allgemeine Dinge zu informieren. Leider ist der Beruf des Hundetrainers sehr undeffiniert und es gibt zuviele die es nicht wirklich sind. Ausserdem ist jede Hundeseele ein Einzelfall, da hilft kein Youtube und kein Internet, sondern gemeinsam mit einem Trainer lernen. Da kann man auch hier nicht wirklich helfen, man muss den Hund beobachten.

Vielen lieben Dank für die vielen Hilfreichen antworten. Unser Hund ist ein fast 2 jähriger Jack Russel/Dackel mix mit dem Namen Jack. Er ist an sich ein unglaublich lieber Hund und hat auch keine Probleme mit meinem Freund, den er ebenfalls seit dem ersten Tag kennt und der auch hier wohnt. Der Hund verhält sich zu meinem Freund genauso wie zu mir und es gibt keine Probleme oder abneigung oder der gleichen. Sie gehen auch gemeinsam Gassi und Jack bekommt auch oft sein fressen aus der Hand meines Freundes. Man kann auch nicht direkz sagen dass er nur ihn angreift oder der gleichen, es kommt immer drauf an wer auf dem Sofa sitzt. Nur gehe ich damit anders um. Wenn ich reinkomme und richtung Sofa gehe, auf dem mein Freund bereits sitzt, und ich merke, dass Jack sich anspannt und mich beobachte, geh ich erstmal zu seinem Körbchen und schicke ihn rein. Wenn er nicht direkt geht sondern anfängt mich anzustarren starre ich zurück bis er nachgibt. Er hat garnicht erst die Möglichkeit zu knurren oder zu schnappen und das klappt auch echt gut! Mein Freund hingegen geht hin und versucht ihn gleich mit der hand vom Sofa runterzuholen und diese hand sieht Jack dann wahrscheinlich als angriff an und schnappt zu. Ich habe ihm diverse antwortrn vorgelesen und ihm nahe gelegt dass er nicht handgreiflich werden soll sondern erstmal mit Worten und gesten arbeiten soll.. Desweiteren haben wir eingeführt dass Jack erst dann aufs sofa darf wenn wir beide sitzen. Somit kann er es garnicht erst für sich beanspruchen. Das ganze ist zwar mehr arbeit aber es funktioniert sehr gut und er prägt es sich auch immer mehr ein. Geduld ist da nunmal alles. Vielen lieben Dank, dass ihr so viel geholfen habt. Liebe Grüße.

Wichtig ist dass ihr zwei an einem Strang zieht und gemeinsam sofort eingreift, noch bevor der Hund bellt. Das heißt, ihr müsst lernen den Hund zu lesen! Denn kein Hund ist in der einen Sekunde vollkommen entspannt und explodiert dann innerhalb der nächsten Sekunde indem er loskläfft ohne vorher genau definierte Signale auszusenden. Vor dem Bellen passieren ganz viele Dinge die ihr zwei erkennen müsst. 

Also was passiert mit dem Hund? Dein Partner kommt herein, (1) der Hund spannt sich an. Vielleicht (2) sträubt sich sein Fell, (3) die Ohren gehen nach vorn, (4) die Augen fixieren deinen Partner. Vielleicht (5) zieht er die Lefzen hoch, vielleicht (6) knurrt er vor dem Bellen. Das sind eine ganze Menge Signale und einiges davon wird der Hund zeigen, bevor es los geht. 

Wenn ihr zwei auch nur ein einziges dieser Signale seht, müsst ihr sofort eingreifen. Timing ist dabei unglaublich wichtig! Wenn der Hund also die Ohren nach vorn stellt und deinen Partner starr ansieht, musst du in der gleichen Sekunde eingreifen, wenn der Hund neben dir sitzt. Du darfst nicht zulassen, dass der Hund weitere Signale sendet und sich weiter aufregt. Denn nur ganz kurz darauf wird er anfangen deinen Partner zu verbellen. Wenn er bellt ist es zu spät und die Gelegenheit ist vorbei. Deshalb ist das Timing so wichtig! Ihr müsst so früh wie möglich eingreifen, damit der Hund gar nicht erst bellt. Er muss begreifen, dass ihr dieses Verhalten nicht gut heißt und es auch dulden werdet. 

Wie greift man richtig ein? So bald der Hund das erste Signal sendet, berührst du den Hund mit den Spitzen deiner Finger ganz kurz. Sofort nach der Berührung nimmst du deine Hand wieder weg und entspannst dich. Entspannung ist ganz Wichtig! Die Berührung sollte den Hund am Hals oder hinter den Rippen treffen. Sie sollte sehr schnell kommen und den Hund überraschen! Also kein langsames Wegschieben des Hundes, sondern ein LEICHTER, aber sehr schneller Stoß mit den Fingerspitzen. Diese Berührung reißt den Hund aus seinen Gedanken heraus. Er kann sich immer nur auf eine einzige Sache konzentrieren, ist aber jetzt gezwungen sich auf zwei Dinge zu konzentrieren. Er will deinen Partner im Auge behalten, muss sich aber jetzt auch auf dich konzentrieren, weil du ihn angestupst hast. das bringt ihn vollkommen aus dem Konzept. 

Manchmal reicht ein einzelner Stupser nicht aus. Dann wird der Hund versuchen sich erneut auf deinen Partner zu konzentrieren. Dann stupst du ihn erneut an. Wieder sehr schnell und dieses Mal ein klein wenig härter. Jetzt sollte dein Hund begriffen haben was du von ihm willst. Wenn er sich entspannt und vollkommen ruhig bleibt, solltest du ihm zeigen dass du nicht böse auf ihn bist und dass alles in Ordnung ist. Streichle ihn und entspanne dich danach erneut. 

Dein Partner sollte dabei vollkommen ruhig bleiben und den Hund nicht anknurren. Er sollte selbstbewusst seinen Platz einfordern, den Hund am Halsband nehmen und von dem Platz fort schicken, auf dem er sitzen will.

Unsinkable2  15.07.2016, 22:33

Wie so oft: D'accord, Fuchssprung.

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Ich hänge mich mal an Fuchssprung an, weil er den praktischen Ansatz hervorragend beschreibt. Insofern habe ich dazu auch nur ein paar Tipps und kleine Ergänzungen:

Wie greift man richtig ein? So bald der Hund das erste Signal sendet, berührst du den Hund mit den Spitzen deiner Finger ganz kurz. ... 

Diese Berührung reißt den Hund aus seinen Gedanken heraus. Er kann sich immer nur auf eine einzige Sache konzentrieren, ist aber jetzt gezwungen sich auf zwei Dinge zu konzentrieren.

... dazu "verbale Ansprache", also "mit ihm reden". Nicht laut. Nicht leise. Sondern mit normaler "Alltags-Stimme". Erkläre dem Hund beispielsweise in einem Satz, wer das ist und was er gleich machen wird. :) 

Es geht nicht darum, ihn zu belehren oder zu erziehen, sondern die Ablenkung, die Fuchssprung erwähnt, zu verstärken, weil der Hund sich noch mehr auf dich konzentrieren muss und von deinem Partner abgelenkt wird.

Manchmal reicht ein einzelner Stupser nicht aus. Dann wird der Hund versuchen sich erneut auf deinen Partner zu konzentrieren. Dann stupst du ihn erneut an. Wieder sehr schnell und dieses Mal ein klein wenig härter. Jetzt sollte dein Hund begriffen haben was du von ihm willst.

Wenn auch das nicht klappt, gibt's noch einen Tipp: Trainiert die "Begegnungssituation" nach dem Toilettengang.

Der Hund sitzt neben dem Sofa. Dein Freund kommt zur Tür rein. Du achtest auf die Signale, die Fuchssprung dargestellt hat.

Beim ersten Signal, das du bemerkst, unterbrichst du mit deinem Körper den Sichtkontakt des Hundes zu deinem Freund. Du stellst dich in etwa 1/2 Meter Abstand direkt vor den Hund. Nicht "hastig hinspringen", sondern vorbereitet sein und wie beiläufig davorstellen. Blick auf den Hund, aber nicht in die Augen.

Wichtig: Du musst Ruhe und Souveränität ausstrahlen und dem Hund so zeigen, dass DU die Lage voll im Griff hast und er sich nicht darum kümmern braucht.

Konzentriert sich der Hund nicht auf dich und/oder zeigt er weitere Signale, drängst du ihn ein kleines Stück ab, indem du ganz ruhig und entspannt einen Schritt auf ihn zugehst. Ein paar Zentimeter reichen. (Richtung: Weg von deinem Freund; der Sichtkontakt soll also unterbrochen bleiben.)

Das wiederholst du ggf. so oft, bis dein Freund dicht herangekommen ist und neben dir steht. Dann übernimmt er die "Führung": Einfach kurz vor ihm stehen bleiben und abwarten, während du einen halben Schritt zurückgehst. Sobald der Hund sich entspannt, wird gelobt. Nicht überschwänglich. Aber deutlich.

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Unsinkable2  15.07.2016, 23:15
@Unsinkable2

Zum Verhalten deines Freundes:

Mein Freund reagiert, indem er ihm die Schnauze zu hält, ...

Der Schnauzengriff ist in solchen Situationen eine defensive Aggression, also eine Verteidigung und NICHT dominantes Verhalten. Er korrigiert nicht, sondern verstärkt schlimmstenfalls das Aggressionsverhalten, wenn sich der Hund dominant zeigt. 

Im ungünstigsten Fall übt der Hund so lange, bis er in die Hand, die seine Schnauze greifen will, schnappen kann.

Und bestenfalls erreichst du in dieser Situation damit, dass der Hund "kuscht", weil er einen intensiveren (körperlichen) Streit vermeiden will. Doch damit verlagerst du die Auseinandersetzung nur auf eine andere Situation, denn der eigentliche Punkt wird hier nicht geklärt.

Stelle dir einfach vor, du und dein Freund würden euch streiten. Und dein Freund würde dir mitten im Streit kraftvoll den Mund zuhalten. So wirkt es in dieser Situation auf den Hund.

... ihm in die Augen starrt unf auch zurück knurrt ...

Aggression? In der Situation? Warum? 

Es würde Sinn ergeben, wenn dein Partner knurrend und aufgeplustert ins Wohnzimmer stürmen und aufs Sofa zusteuern würde. Dann wäre es Dominanz-Training. Aber so?! Der Hund beginnt einen Streit und dein Partner lässt sich darauf ein und macht mit? Warum?

Stelle dir vor, du gehst nachts allein durch einen dunklen Tunnel. Kurz vor dem Ende des Tunnels steht ein fremder Mann. Das macht dich unsicher und lässt - ganz automatisch - deine Nackenhaare sträuben. Trotzdem gibt es keinen anderen Weg, als den durch den Tunnel.

Natürlich kannst du jetzt eine Pistole aus der Tasche ziehen und in Richtung des fremden Mannes drohen: "Geh weg, oder ich schieße!"; und, um deiner Bekundung Nachdruck zu verleihen, schon mal in die grobe Richtung einen Warnschuss abgeben. 

Du kannst aber auch zu einem Trick greifen: Du nimmst das Handy und tust so, als würdest du telefonieren. Dabei sagst du laut vernehmbar: "Hallo? Jens? Ja, ich bin jetzt im Tunnel. Wo bist du? Ach, schon hier vorn? Ja, ich bin in einer Minute bei dir." Dann gehst du mit selbstsicherem Schritt und erhobenem Kopf an dem Mann vorbei. Und 5 Schritte vor dem unheimlichen Mann winkst du in Richtung Ausgang. Ganz egal, ob da ein Jens wartet oder nicht: Wenn der Mann Böses im Sinn hatte, ist er hochgradig verunsichert und wird nichts tun. Und wenn er nichts Böses im Sinn hatte, wird er auch nichts tun. 

... Du bist sicher durch den Tunnel gekommen. Mehr wolltest du ja auch nicht. Und vor allem: Das hast du GANZ OHNE AGGRESSION und Schusswunden geschafft.

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Trainiert gemeinsam mit dem Hund. Da er offensichtlich nur auf dich fokussiert, übernimmst du die Rolle des Schiedsrichters und weist den Hund in die Schranken, BEVOR die beiden sich prügeln. Die Signale, auf die du achten musst, hat Fuchssprung genannt. Reihen sie sich aneinander, ohne dass dein Freund sie in den Griff bekommt, mischst du dich rechtzeitig ein. Ansonsten lässt du ihn ungestört üben.

Mehrmals am Tag trainiert ihr die "Begegnungssituation nach dem Klogang". Beginnend mit Fuchssprungs Anleitung. Wenn das nicht sauber klappt, mit meiner. Aber Fuchssprungs Anleitung sollte euer Ziel sein: Ein Stupser, ein bisschen Ablenkung, und der gnädige Herr bekommt sich wieder in den Griff...

Zusätzlich macht ihr ein bisschen Dominanz-Training: Wichtig: Das läuft OHNE AGGRESSION ab! Kein aggressives Verhalten zeigen. Nur "stille Dominanz", also "Selbstverständlichkeit".

Hund sitzt irgendwo. Dein Freund drängt ihn sanft aber bestimmt ab und beansprucht den Platz. Nicht reden. Nur machen. Und dabei nicht in die Augen gucken oder anderes aggressives Verhalten (aufplustern, etc.) zeigen. Ganz normale Haltung. Und wie selbstverständlich genau dorthin gehen, wo der Hund gerade rumsitzt oder -liegt.

Dort bleibt dein Partner dann einige Sekunden ruhig und entspannt stehen und wartet auf die Reaktion des Hundes. Gibt er freiwillig den Platz auf? Dann wird er anfangs gelobt; später nicht mehr. Oder zeigt er Zeichen, dass ihm das nicht gefällt? Wenn er das macht: Gleich noch einmal wiederholen und erneut abdrängen. Jedes Mal einfach nur von dem Platz verdrängen, auf dem der Hund gerade ist. Nicht mehr. Nicht weniger. Auch Reden ist nicht nötig; es sei denn, DU musst es machen, um die Aufmerksamkeit des Hundes auf dich zu lenken.

Ganz egal, welcher Platz das ist. Also auch auf dem Sofa, wenn der Hund aufs Sofa darf. Auch in seiner "Sitzecke", auf seinem Kissen oder sonstwo. 15 - 20 Mal am Tag in loser Folge. Und insbesondere dann, wenn der Hund gerade entspannt irgendwo rumliegt und vor sich hindöst.

Das macht ihr so lange, bis der Hund absolut sicher keinerlei Zeichen mehr zeigt, wenn dein Partner ihn "wegschiebt".

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Schließlich haben wir ihn auch erst seit ein Paar tagen. 

Dafür erwartet ihr schon sehr viel von dem armen Kerl der von seinem Frauchen weg musste. 

Zeit und etwas Geduld 

Muggelchen71  14.07.2016, 21:57

Naja, eigendlich schon, doch wenn es um Beissen geht und um die Rangodnung, akzeptieren von FAmilienmitgliedern, da muss man gleich handeln, bevor sich so ein Verhalten verfestigt. Ansonsten stimme ich schon zu. Doch anknurren und beissen geht gar nicht.

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m01051958  14.07.2016, 22:56
@Muggelchen71

Der verhält sich nur wie eine Frau die plötzlich feststellt ,dass ihr Mann ein neues Frauchen hat..beisst , kratzt und knurrt...:-)

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Die Technik von César Milan mit dem "Biss" mit der Hand funktioniert ziemlich gut. Der Hund soll dabei auch nur leicht am Hals "gebissen" werden und danach auf seinen Platz gebracht werden

Muggelchen71  14.07.2016, 21:55

Dazu muss man aber Cesar Milan kennen um genau zu wissen, was damit gemeint ist. Ich halte sehr viel von ihm und kann ihn nur empfehlen, nicht alles, aber seine Körpersprache und sein Verständnis für den Hund finde ich einfach klasse. Hab drei Hunde und seit ich nach sinen Methoden arbeite, läuft es bei uns super gut! Tipp, den gibt es online bei Sixx.

Aber gleich kommen tausende Milan Gegner.... bei 3 geht es bestimmt gleich los...

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windhund2014  15.07.2016, 12:39
@Muggelchen71

Es geht doch niemals darum, wer nun angeblich gut ist. Cesar Milan ist ein recht guter Hundetrainer und erfolgreich; aber seine Methoden sind aus Amerika und sie sind werbewirksam. Man kann aber seine Methoden nicht einfach uebertragen. Ja und er arbeitet auch zu viel mit Gewalt anstatt mit positiver Verstaerkung. Das schlimmste: er arbeitet mit Wuergehalsbaendern.

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Jeally  15.07.2016, 12:51

Man muss die Techniken ja nicht anwenden, die man nicht mag. Gegen Würgehalsbänder und Gewalt bin ich definitiv. Aber ein kleiner und leichter (!) "biss" kann schon einiges bewirken. Und seine Energie bzw. Körpersprache einzusetzen ist für mich die beste Methode

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