Mein Gehirn beleidigt mich?

5 Antworten

Hallo!

Habe auch schon vom inneren Kritiker gehört, der ist doch meist eher konstruktiv, oder nicht?

Das kommt eben drauf an. Wenn man in der Kindheit gelernt hat, hart mit sich ins Gericht zu gehen, kann der innere Kritiker ganz schön gemein sein.

Trotzdem gibt es eine Instanz in meinem Kopf die das alles revidiert und es eben als Beleidigung oder Geschwätz abtut. Werde ich verrückt?

Ich denke, hier kämpfen die emotionale Ebene, die sich als Versager fühlt, und der Kopf, der vom Verstand her weiß, dass das nicht ganz stimmen kann, gegeneinander.

Ich empfehle dir, das Buch "Der Feind in meinem Kopf" von Matthias Hammer zu lesen:

In jedem Menschen wirken viele verschiedene Anteile seiner Persönlichkeit. Einige davon sind hilfreich , wie der innere Verantwortungsbewusste oder die innere Fürsorgliche. Andere behindern uns im Leben, sind regelrechte Feinde im eigenen Kopf. Der erfahrene Verhaltenstherapeut Matthias Hammer geht diesem Phänomen auf den Grund und macht fünf Typen von inneren Saboteuren aus: den Kritiker, den Antreiber, den Harmoniesüchtigen, den Katastrophisierer und den Vermeider. Ein detaillierter Selbsttest zeigt, welche dieser Typen am stärksten ihr Unwesen treiben. Mit Hilfe von Matthias Hammers Analysetools und zahlreichen Übungen findet sich ein Weg zurück zu Selbstmitgefühl und innerer Achtsamkeit - und die inneren Feinde verlieren ihre Stimme!

https://www.amazon.de/Feind-meinem-Kopf-Kritiker-Textratgeber/dp/3833842687

Es hat nur 160 Seiten und ist auch als Hörbuch verfügbar, da dauert es 4 h 13 min.

Es ist sehr praktisch orientiert und anschaulich geschrieben. Mir hat es unglaublich geholfen, mit diesen inneren Stimmen umzugehen.

YouAreAwesome  27.08.2021, 14:51

Auch eine sehr gute Idee! Tolle Antwort.

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Nennt man inneren Kritiker oder auch Glaubenssätze. Und nein, der innere Kritiker ist nicht immer konstruktiv, sondern der gibt dir auch gerne ordentlich einen aufs Dach.

Wie kommt das? Viele von diesen Glaubenssätzen hast du aus unserer Kultur, genau genommen aus deinen Erfahrungen mit Menschen (Eltern,Verwandte, Bekannte, Unbekannte, Pädagogen, etc.) übernommen. Der innere Kritiker ist zwar nicht unbedingt immer nett, seine Aufgabe ist aber dennoch, dich zu schützen. Dir unangenehme Erfahrungen zu ersparen, dich deinem Umfeld anzupassen, dich zu verbessern. Dabei verfehlt er sein Ziel gerne mal. Man macht sich selbst fertig, hadert, kriegt im schlimmsten Fall nichts mehr zu Stande, weil man sich selbst so sehr verängstigt.

Du hast aber auch positive und vertrauensvolle Erfahrungen in deinen Leben gemacht. Da hast du auch Glaubenssätze mitgenommen und Erfahrungen mit dir selbst gemacht. Die stehen dem inneren Kritiker (mehr oder weniger) entgegen. Und da kannst dann auch gut abwägen, ob es jetzt sinnvoll ist, auf den inneren Kritiker zu hören oder nicht. Manchmal kann man ihn auch links liegen lassen, so wie du das anscheinend schon machst.

Und nein, du bist nicht verrückt. Du bist auch keine gespaltene Persönlichkeit. Das sind ganz normaler Prozesse (basierend auch Erfahrungen), die bei fast jedem unterbewusst (oder auch bewusst) ablaufen. Bei dem einem mehr, bei dem anderen weniger.

In der Verhaltenstherapie gibt es für solche Art von Selbstkritik eine gute Übung:

Immer, wenn der innere Kritiker, der einen nur abwerten will, runtermachen möchte, stellt man sich selbst als "guten Kumpel" vor, zu dem man spricht. Diesen lieben Kumpel behandelt man meist viel wohlwollender und motivierender als sich selbst, man geht weniger hart mit ihm ins Gericht.

Aus dieser Position erklärt man sich die Situation nochmal bewusst, ermutigt sich und verzeiht sich Fehlschläge.

Vielleicht hilft Dir diese Betrachtung ein wenig, Dein Problem in den Griff zu bekommen.

Ansonsten hol Dir irgendwann gerne mal professionelle Hilfe, denn was Du da beschreibst, ist ein klares Symptom von negativen Gedankenstrukturen und depressiven, selbstverneinenden Tendenzen.

Dass Du Dich selbst bewertest und innere Monologe/Bewertungen machst, ist übrigens etwas völlig Normales (Weil hier manche "plem plem" und anderen Mist schreiben..). Der Inhalt ist bei Dir jedoch ziemlich kritisch.

Gruß, You are awesome

Wenn jemand ein geringes Selbstvertrauen hat dann kann der innere Kritiker auch schon mal deutlich destruktiver sein - besonders da die Erwartungshaltung dann erfüllt wird wenn einem etwas nicht gelingt. Damit gibt man dem Kritiker wieder die Bestätigung.

Klingt auf jeden Fall wie etwas, wegen dem du einen Psychologen aufsuchen solltest.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Laie mit Interesse an Psychologie